Lexikon: Hollywood

Hollywood ist unbestritten die Wiege des amerikanischen Films. Noch heute steht der Begriff für uns gleichbedeutend mit der US-Filmindustrie. Dabei wird in dem hügeligen Vorort von Los Angeles fast nicht mehr produziert. Bis auf Paramount Pictures sind alle großen Filmstudios umgezogen.

Zwar befinden sich Disney, Warner Brothers, Universal, 20th Century Fox, Sony und wie sie alle heißen noch immer rund um die riesige Metropole an der amerikanischen Westküste, doch eben nicht mehr in Hollywood. Das ist schon aus Platzgründen nicht möglich. Allein die Universal Studios haben solche großen Ausmaße, dass man sogar von Universal City spricht, wenn man die Gegend um das Filmgelände meint.

Von New York nach Hollywood

Doch wie kam es eigentlich dazu, dass sich Hollywood zum Zentrum der amerikanischen Filmindustrie entwickelte? Bis 1913 wurden die meisten Kinofilme nämlich in New York produziert. Das Kartell MPPC, eine Gruppierung profitorientierter Filmemacher, beherrschte den Markt monopolartig. Das wollten sich einige unabhängige Produzenten nicht bieten lassen. Sie waren meist Kinobetreiber und glaubten den Geschmack des Publikums besser zu kennen.

Optimale Drehbedingungen

Um sich der Kontrolle durch die MPPC zu entziehen, verlegten die Unabhängigen ihre Arbeitsstätte nach Hollywood, das sich innerhalb kürzester Zeit als neues Produktionszentrum bewährte. Das beständig gute Wetter und die verschiedenartigen Landschaften Kaliforniens boten optimale Drehbedingungen. Bereits 1914 wurden dort 50 Prozent der weltweit vertriebenen Filme hergestellt.

Die Traumfabrik

In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich Hollywood zur berühmten Traumfabrik. Hier wurden spannende, lustige und unterhaltsame Filme gedreht, die häufig mit einer verschwenderischen Ausstattung beeindruckten und den Zuschauer für kurze Zeit aus seiner tristen Alltagswelt entführten. In verschiedensten Varianten wurde Amerika als Land der unbegrenzten Möglichkeiten stilisiert, wo sich jeder den Traum vom Tellerwäscher zum Millionär erfüllen kann.

Protest von der Ostküste

Die Hollywoodfilme waren auf einen Massenpublikum zugeschnitten und sollten in erster Linie kommerziell erfolgreich sein. Begabte Nachwuchsregisseure, die neue künstlerische Impulse einbringen wollten, bekamen keine Chance. Deshalb formierte sich in den 60er Jahren in New York eine Untergrundbewegung von Filmemachern, die gegen das Kinomonopol aus Hollywood protestierten. Mit provokanten, innovativen Filmen dem so genannten Off-Hollywood-Kino sorgten sie an der Ostküste für Aufsehen.

Trendwende in den 70ern

Doch auch Hollywood entwickelte sich weiter. Als man Ende der 60er erkannte, dass kein Mensch mehr oberflächliche Musicals und langatmige Historienfilme sehen wollte, wandten sich viele Filmemacher gegenwartsbezogenen Themen zu. Mit so genannten Low-Budget-Produktionen (Filme, die weitaus weniger kosten als üblich) wurde eine Trendwende eingeleitet und neue Genres wie Road Movie, Teenagerkomödien, Horror- und Actionfilme auf den Markt gebracht.

Anpassung ist gefragt

Nach wie vor wurde von den Regisseuren aber eine gewisse Anpassungsfähigkeit gefordert: Sie mussten sich den Richtlinien der Studios und dem Geschmack des Publikums unterwerfen. Eigenwillige Künstler, die sich dem nicht beugten, produzierten weiter Off-Hollywood und finanzierten ihre ehrgeizigen Projekte selbst. Das trug positiv zur Weiterentwicklung des amerikanischen Films bei.

Teuer, teurer, am teuersten

Noch heute macht Hollywood überwiegend Filme, die sich am weltweiten Massengeschmack orientieren. Die Studios überbieten sich gegenseitig mit immer teureren Produktionen, um dem wachsenden Anspruch der Zuschauer gerecht zu werden: Starschauspieler, teure Computer- und Spezialeffekte, bombastische Ausstattung dafür wird eine Menge Geld ausgegeben.

New Hollywood

Gleichzeitig hat sich der amerikanische Film auch als Kunstwerk etabliert. Viele Regisseure haben eine eigene Handschrift entwickelt und versuchen auch anspruchsvolle Themen für ein großes Publikum umzusetzen. Diese Entwicklung, die Mainstream- und künstlerisch-ambitioniertes Kino verbindet, nennt man auch New-Hollywood. Bekannte Regisseure dieser Richtung sind z.B. die Altmeister Robert Altman und Woody Allen sowie David Lynch, Ang Lee und Steven Spielberg.

Nic 1.8.2002

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