Lexikon: Augsburger Puppenkiste

Ob Urmel aus dem Eis, Jim Knopf oder Kater Mikesch - für euch sind die Figuren der Augsburger Puppenkiste vor allem eins: Fernsehstars an Fäden. Dabei wurden die handgeschnitzten Puppen anfangs nur für die Theaterbühne gefertigt.

Am 26. Februar 1948 stand als Premiere Der gestiefelte Kater auf dem Programm. Die erste Vorstellung wurde auf Anhieb zu einem Riesenerfolg. Dabei war es gar nicht so einfach gewesen, in der Nachkriegszeit eine geeignete Bühne zu finden. Ein Großteil der Stadt war zerbombt, viele Gebäude nicht mehr nutzbar. Doch durch einen glücklichen Zufall entdeckte Walter Oehmichen der Gründer der berühmten Puppenbühne einen ungenutzten Saal im Städtischen Heilig-Geist-Spital.

Familienbetrieb

Von Anfang an war die Puppenkiste ein echter Familienbetrieb. Puppen, Dekorationen und sogar die Beleuchtungstechnik werden ausschließlich im Verwandten- und Freundeskreis gefertigt. Walter Oehmichen früher Zirkuskind, später Schauspieler und leidenschaftlicher Puppenschnitzer ist der "Kopf" des Unternehmens. Mutter Rosa gestaltet die Kostüme und spricht die älteren weiblichen Rollen, Tochter Hannelore schnitzt und führt die Puppen.

Marionetten auf Reisen

Zum festen Kreis gehörte von Anfang an auch Manfred Jenning, ein Freund der Familie, der bereits im Alter von 20 Jahren sein erstes Stück inszenierte. Für lange Zeit war er der geistige Vater, Drehbuchautor und Regisseur der Puppenkiste, die bereits nach wenigen Jahren auch als Wanderbühne durch Deutschland, Österreich und Italien tourte. Während einer Tournee durch Norddeutschland wurde der Hamburger Fernsehsender NRDW auf die reisenden Marionetten aufmerksam und entdeckte sie fürs Fernsehen.

Die Puppen "live" im TV

Am 21. Januar 1953 findet die erste TV-Übertragung eines Puppenspiels statt. Damals noch live und ohne Aufzeichnung flimmerte Peter und der Wolf in die deutschen Wohnzimmer. Der ganz große Durchbruch gelang ein Jahr später mit Der kleine Prinz damals das ganz große Aushängeschild der Augsburger.

Die Augsburger im Dauerstress

Von da ab arbeitete die Puppenkiste zweigleisig: neun Monate im Jahr wurden 350 Vorstellungen gegeben, in den Theaterferien drehte der Hessische Rundfunk im großen Foyer des Theaters. Für Hannelore Oehmichen und ihren Mann, die inzwischen die Leitung des Theaters übernommen hatten, ein echter Kraftakt. Kulissen bauen, Requisiten herstellen, Malerarbeiten verrichten, Sprache und Musik aufnehmen und immer wieder Puppen schnitzen.

Aufwändig produziert

Vor allem die TV-Produktionen sind ein Riesenaufwand. So gerne die Besucher das Urmel oder Jim Knopf auch im Theater in der Spitalgasse sehen würden, es war und ist bis heute leider nicht möglich. Eine Aufführung mit 35 rundum ausgebauten Dekorationen würde zwei Tage in Anspruch nehmen 46 Stunden Umbau bei nur zwei Stunden Spiel. Auf der Bühne muss man sich auf acht bis zehn Dekos beschränken. Die Fernsehtechnik dagegen ermöglicht aufwendigere Stücke mit zahlreichen Handlungsorten.

Museum für Urmel & Co.

Auch nach über fünf Jahrzehnten ist die Puppenkiste inzwischen in der dritten Generation - noch immer in Familienbesitz. Sohn Klaus hat die schwierige Aufgabe den Platz des traditionsreichen Unternehmen, das inzwischen zwölf Puppenspieler und vier weitere Mitarbeiter beschäftigt, auch im Zeitalter von Technik und Computer zu behaupten. Und dann ist da noch das Museum, in dem ihr die berühmten Marionetten besuchen könnt.

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