Heinz Rühmann mehr als nur der kleine Mann

Millionen von Kinogängern erkannten sich in ihm wieder, wenn er als "kleiner Mann" schüchtern aber auch mit verschmitzten Humor den vermeintlich Großen die Stirn bot. Seine Glanzrollen wie Die 3 von der Tankstelle, Quax der Bruchpilot, als Hauptmann von Köpenick oder als Pater Brown sind unvergessen geblieben.

Durch drei politische Systeme hindurch gelang es dem Schauspieler Heinz Rühmann erfolgreich zu bleiben: Unter all den Rollen, in die er schlüpfte, verbarg sich ein Stereotyp, das dafür genügend Projektionsfläche bot, der "kleine Mann".

Von der Schule ans Theater

Heinrich Wilhelm Rühmann wurde als Sohn eines Hoteliers geboren und sollte das Erbe des Vaters übernehmen. Mit 17 Jahren verließ er jedoch noch vor dem Abitur das Gymnasium, nahm kurz Schauspielunterricht und debütierte mit 18 Jahren auf einer Theater-Bühne in Breslau als jugendlicher Liebhaber.

Beliebter Kino-Star

Sein Filmdebüt gab Heinz Rühmann 1926 in dem Stummfilm "Das deutsche Mutterherz", 1927 folgte Das Mädchen mit den fünf Nullen und 1930 der ganz große Erfolg Die Drei von der Tankstelle.

Von nun an sollte sich ein Erfolg an den anderen reihen: Von den "Bomben auf Monte Carlo" über das "Paradies für Junggesellen" bis zum "Engel mit dem Saitenspiel" spielte sich der Komiker mehr und mehr in die Herzen der Menschen. Legendäre Streifen wie "Die Feuerzangenbowle", "Quax, der Bruchpilot" oder "Der Mann, der Sherlock Holmes war" entstanden in den Jahren, als Deutschland in Dunkelheit sank und Goebbels Filmminister war.

Privatleben kontra Politik

Trotz seiner wichtigen Rolle in der Filmwirtschaft der Nationalsozialisten war Heinz Rühmann selbst kein Mitglied der NSDAP. Weil seine erste Frau Maria Bernheim Jüdin war, bekam er immer wieder Probleme mit den NS-Mächtigen. Der Druck führte dazu, dass Rühmann sich scheiden liess.

1939 heiratete er dann seine Filmpartnerin Hertha Feiler. Weil diese einen jüdischen Großvater hatte, blieb Rühmann weiterhin angreifbar Der gemeinsame Sohn Peter kam 1942 zur Welt.

Der Rühmann-Film "Die Feuerzangenbowle" (1944) wurde anfangs wegen Respektlosigkeit gegen die Autoritäten verboten, durfte schließlich aber doch aufgeführt werden und wurde ein Klassiker.

Rühmann war kein Mitläufer. Er unterstützte seine geschiedene Frau, damit sie nach Schweden ausreisen konnte und ermöglichte einigen Juden die Emigration.

Der Erfolg bleibt Rühmann treu

Mit der Burleske Charley´s Tante. setzt sich die Erfolgsgeschichte nach dem Krieg fort. In Helmut Käutners "Der Hauptmann von Köpenick" machte Rühmann 1956 endgültig klar, dass er zum großen Charakterdarsteller gereift war. Seine letzte Kinorolle spielte er 1993 in Wim Wenders´ In weiter Ferne, so nah.

Unbestritten ist Heinz Rühmann der berühmteste deutsche Schauspieler des 20. Jahrhunderts. Als er am 3. Oktober 1994 starb, meldeten die Zeitungen dieses Ereignis auf der ersten Seite - möglichst weit oben, wo gedruckt wird, was die Welt bewegt.

Lesetipp

Wer mehr über Heinz Rühmann erfahren will, sollte die Biografie von Torsten Körner lesen: Ein guter Freund - Heinz Rühmann.

Torsten Körner trug während jahrelanger Recherchen bislang vollkommen unbekanntes Material über das Leben des Schauspielers zusammen. Seine im Aufbau-Verlag erschienene Biografie über Rühmann ist 479 Seiten dick und wurde zu einer Parabel deutscher Geschichte.

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