Hans W. Geißendörfer: Der "Macher" der Lindenstraße
Die Geister scheiden sich an ihr. Unbestritten ist, dass sie inzwischen seit 25 Jahren, seit dem 8. Dezember 1985, jeden Sonntagabend zahlreiche unverbesserliche Fans vor den Fernseher lockt: Die Lindenstraße. Inzwischen sind über 1300 Folgen gelaufen.
Als Erfinder, Produzent und Chefautor ist Hans W. Geissendörfer einer der wichtigsten Köpfe hinter diesem Phänomen. Am 6. April 1941 wurde der Pfarrerssohn in Augsburg geboren. Er studierte Germanistik, Theaterwissenschaften, Psychologie und afrikanische Sprachen.
Während mehrerer Reisen durch Europa, Asien und Afrika drehte er auch seine ersten Dokumentar- und Experimentalfime. Später verfilmte er u.a. literarische Vorlagen wie den "Zauberberg" von Thomas Mann. International bekannt wurde er 1977 durch "die gläserne Zelle" nach einem Roman von Patricia Highsmith. Der Film wurde für einen Oscar nominiert.
Im Jahr 2000 kam die groteske schwarze Komödie "Die neun Leben des Tomas Katz" in unsere Kinos, bei der Geißendörfer ausführender Produzent war.
Geißendörfer lebt von Zeit zu Zeit in London. Hier kam ihm bei der englischen Serie "Coronation Street" die Idee zu einer realistischen Dauerserie für das deutsche Fernsehen - "die Lindenstraße". Und er hatte Erfolg damit. Eine solche Serie, die zum Teil sogar das aktuelle Tagesgeschehn in ihren Handlungsverlauf einbaute und Alltagsprobleme behandelte, hatte es zuvor im deutschen Fernsehen nicht gegeben.
Für seine Serie erntete er im Laufe der Jahre sicher mindestens genauso viel Kritik wie Lob. Anfang dieses Jahres wurde er dennoch für sein beachtliches Durchhaltevermögen belohnt. Am 23. März 2001 wurde ihm der Adolf-Grimme-Preis in Gold in der Kategorie "Spezial" überreicht. Den Preis musste allerdings einer seiner Schauspieler entgegennehmen, denn Geißendörfer war - fleißig wie er ist - in einer Autorensitzung für die Lindenstraße.
Text: BB, akt. 8.12.2010
Bild: Pressebüro Lindenstraße der Geißendörfer Film- u. Fernsehproduktion GmbH
Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt