Farbfernsehen dank PAL

Im Zeitalter zweilagiger DVD-Rohlinge mit acht Gigabyte und Digitalkameras mit zwölf Megapixeln scheint Farbfernsehen heute eine Selbstverständlichkeit zu sein. Doch es ist noch nicht einmal ein halbes Jahrhundert, dass die Flimmerkiste bunte Bilder zeigt. Es war nicht nur ein technischer, sondern auch ein langwieriger politischer Prozess, das Farbfernsehen einzuführen.

Mit diesem Bildschirmsymbol meldete das Fernsehen in seinen Kindertagen, wenn farbige Sendungen ausgestrahlt wurden.

Während man in Amerika und Japan schon seit Ende der 50er Fernsehen in Farbe empfangen konnte, tagte in Europa Jahr für Jahr eine Kommission und beriet über den neuen Fernsehstandard. Zum einen wollte man beim europäischen Fernsehen den neuesten Stand der Technik berücksichtigen. Zum anderen sollten Menschen, die sich einen damals noch teuren Schwarz-Weiß-Fernseher gekauft hatten, nicht vom neuen Fernsehsystem ausgeschlossen werden. Am 21. Juli 1965 beschloss die damalige Bundesregierung in Bonn, dass in Deutschland das PAL-System zur Farbfernsehübertragung verwendet werden sollte.

Was ist ein Fernsehsystem?

Beim Thema Fernsehen kommt man oft mit vielen, ähnlich klingenden Begriffen durcheinander. Zum einen gibt es die Fernsehnorm. Die besagt, aus wie vielen Zeilen das Fernsehbild besteht, und wie oft pro Sekunde es dargestellt wird. Weltweit hat man sich auf 14 verschiedene Normen geeinigt, die mit den Buchstaben A bis N bezeichnet werden. Das deutsche Fernsehprogramm wird auf 625 Zeilen ausgestrahlt, die 25 Mal pro Sekunde neu gezeichnet werden. Es wird mit dem Buchstaben B oder G bezeichnet.

Zusätzlich zu dieser Fernsehnorm gibt es auch noch drei Farbcodierverfahren. Sie beschreiben, wie die Farbinformationen zum Fernseher übertragen werden:

NTSC ist vor allem in Nordamerika und Japan gebräuchlich. Die Abkürzung steht für "National Television Systems Commitee", also "Nationales Fernsehsystem-Komitee".

PAL heißt "Phase Alternating Line" ("Phasenwechselnde Zeile") und wurde vom Deutschen Walter Bruch aus Hannover für die Firma Telefunken entwickelt und 1963 zum Patent angemeldet. Es funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie das NTSC-System, bietet aber weitere Vorteile.

SECAM wurde in Frankreich entwickelt. Ausgeschrieben heißt es "Séquentiel couleur avec Mémoire", übersetzt "Aufeinanderfolgende Farbe mit Speicher". Es funktioniert völlig anders als PAL und NTSC. Frankreich wollte mit der Einführung die heimische Fernsehgeräteindustrie unterstützen. Dieser Standard wurde später auch in der DDR und im Ostblock eingeführt.

Farbcodierverfahren und Fernsehnorm zusammen bezeichnet man als Fernsehsystem. In Deutschland funktionieren die Fernseher also nach dem PAL-B oder PAL-G System.

So bewegt sich der Elektronenstrahl über die Mattscheibe. Er ist dabei so schnell, dass er manchmal beim fernsehen ein hohes Pfeifen verursacht.

Wie funktioniert das PAL-System und was sind seine Vorteile?

Das zu sendende Bild wird aufgenommen und durch Farbfilter in die drei Grundfarben zerlegt. Nun trennt man trickreich die Helligkeitsinformationen des Bildes von den Farbinformationen. Informationen über die Helligkeit werden durch das Lichtwert-Signal übermittelt. Die Informationen über die drei Farben werden zu zwei Farbwertsignalen kombiniert. Ein Schwarz-Weiß-Fernseher versteht nur die Lichtwertsignale und gibt ein Graustufenbild aus. Den Farbwertsignalen schenkt er keine Beachtung, nur ein Farbfernseher kann sie entschlüsseln. Das ist die grundlegende Funktionsweise von PAL und NTSC.

Bei der Übertragung durch analoge Funkwellen kann es dazu kommen, dass sie an Gebäuden reflektiert werden und dann später als andere, zur selben Zeit ausgesandte Funkwellen ankommen. Dadurch kommt es beim NTSC-System zu Farbfehlern. Scherzhaft übersetzte man NTSC auch als "Never The Same Color", also "Niemals die gleiche Farbe".

Das PAL-System vermeidet diese Farbfehler, indem es Farbinformationen aus der vorherigen Zeile mit der aktuellen Zeile kombiniert. Die Farbe der aktuellen Zeile wird also mit der Farbe der vorherigen verschmiert. Dadurch kann man Farbstörungen, die in nur einer Zeile vorkommen und damit wahrscheinlich auf Übertragungsstörungen zurückzuführen sind, vermeiden. Das Fernsehbild wird dadurch farblich etwas unschärfer. Dem Auge fällt das aber nicht auf, weil es viel besser Helligkeiten unterscheiden kann, als Farben.

Wie wird das Farbfernsehen der Zukunft aussehen?

Sowohl Ausstrahlung als auch Empfang - die Zukunft des Fernsehens ist digital. Die Stichworte sind DVB-T (Link am Ende des Artikels) und HDTV. Diese neuen Verfahren ermöglichen noch mehr Programme und noch bessere Bild- und Tonqualität. Vielleicht sogar noch ganz neue Möglichkeiten wie einen Rückkanal, mit dem man das laufende Programm steuern kann. Abwärtskompatibel werden die neuen Formate allerdings nicht sein. Man wird sich also neue Geräte zulegen müssen.

Übrigens...

Wenn ihr noch relativ jung seid oder gute Ohren habt, dann hört ihr ein ganz feines Pfeifen, wenn ihr fernseht . Das kommt von dem Elektronenstrahl, der das Bild aufbaut. Dadurch kommt es zu einem Pfeifen bei etwa 16 KHz, das die meisten Erwachsenen nicht mehr hören können.

Text: -jj- 21.7.2005 / Illustrationen WIW-Band 47: Elektronik; Fotos mit freundlicher Genehmigung von Eckart Etzold

.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt