Wilhelm Hauff: Millionen lieben seine Märchen

Neben den Brüdern Grimm gilt Wilhelm Hauff noch heute als einer der bedeutendsten deutschen Märchendichter. Mit unbändiger Phantasie und flinker Feder brachte er so bekannte Geschichten wie Kalif Storch, Der keine Muck oder Zwerg Nase zu Papier. Leider war die literarische Laufbahn des Stuttgarters nur von kurzer Dauer er verstarb bereits mit 25 Jahren.

Nicht auszudenken, was aus dem jungen Schwaben hätte werden können. Nicht nur, dass er Märchen schrieb und mit Lichtenberg die Gattung des historischen Romans in deutscher Sprache begründete, Hauff zeichnete mit atmosphärischen Erzählungen und Novellen auch ein gesellschaftliches Bild seiner Epoche. Der Schweizer Dichter Gottfried Keller pries den vielseitigen Literaten als Genie und stellte Hauff in Sachen Wortgewandtheit sogar mit Goethe auf eine Stufe.

Ein frühvollendetes Genie

Diese hohe Meinung teilten jedoch nicht alle Zeitgenossen. Oft wurde Hauff, der literarisch zwischen Romantik und Realismus einzuordnen ist, vorgeworfen mit seinen Produktionen nur den modischen Zeitgeschmack zu bedienen. Dabei war gerade das Hauffs Talent: Mit unglaublicher Sensibilität erkannte er die Neigungen des Lesers und richtete sich danach - ohne dabei auf literarische Originalität zu verzichten.

Vom Lesen besessen

Wilhelm war nicht nur ein begabter Schreiber, sondern auch ein besessener Leser. Schon im Haus seines Großvaters, wo er nach dem frühen Tod des Vaters im Kreis seiner drei Geschwister aufwuchs, verschlang er wahllos alle Bücher, die ihm in die Hände fielen: Geschichtsbücher, Räuber- und Ritterromane ebenso wie Goethe, Schiller und Lessing. Vorbilder wie Ludwig Tieck und Wilhelm Grimm sollte er später sogar persönlich kennenlernen. Am Abend lauschte der Junge mit Spannung den Geschichten seiner Mutter, einer begabten Geschichtenerzählerin.

Journalist und Schriftsteller

Als junger Mann studierte Hauff zunächst Geschichte und Philosophie bevor er sich nach ausführlichen Bildungsreisen in die Nachbarländer der Schriftstellerei zuwandte. Als Redakteur des Cottaschen Morgenblattes arbeitete er in erster Linie journalistisch, verfasste aber bald darauf erste Gedichte, Novellen, Romane und Erzählungen.

"Tausendundeine Nacht" als Vorbild

Wir kennen heute vor allem seine Märchen, die von 1825 bis 1828 in drei Sammelbänden erschienen. Die einzelnen Geschichten sind durch eine Rahmenhandlung (Die Karawane) verknüpft, die ebenso wie die Märchen selbst den Einfluss der Erzählungen aus Tausendundeine Nacht erkennen lassen. Die erste deutsche Übersetzung dieses orientalischen Märchenreigens war 1825 veröffentlicht worden.

Rundum glücklich

Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen gelang es dem frühvollendeten Genie recht bald von seinen literarischen Arbeiten leben zu können. Auch privat fand er sein Glück und heiratete 1827 seine Cousine Louise. Hauff genoss ein Leben jenseits materieller Sorgen, äußerte gegenüber Freunden jedoch immer die Furcht vor einem plötzlichen Schicksalsschlag.

Schwerer Schicksalsschlag

Vielleicht hatte Wilhelm Hauff auch in dieser Hinsicht ein ausgeprägtes Gespür. Im Herbst 1827 gerade einmal 25 Jahre alt erkrankte der junge Autor plötzlich während Recherchearbeiten in Südtirol, wo er Informationen über den Freiheitskämpfer Andreas Hofer zusammentrug. Er sollte die Hauptfigur seines nächsten Romans werden. Doch dieses Werk sollte Hauff nicht mehr schreiben. Am 18. November erlag der junge Vater einer Gehirngrippe, nur acht Tage nach der Geburt seiner kleinen Tochter Wilhelmine.

Nic 27.11.2002 / Buchcover: Der kleine Muck, erschienen beim Thienemann Verlag

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