Wie sind die Familiennamen entstanden?

Ein entscheidender Grund für das Auftreten von Beinamen (so nennt man die Vorläufer der Familiennamen, solange sie noch nicht weitervererbt wurden) waren kommunikative Bedürfnisse. Infolge der sprachlichen Entwicklung waren die Bestandteile der alten deutschen Rufnamen z. T. unverständlich geworden.

Schwere Identifizierung

Die einzelnen Rufnamenglieder (wie z. B. "-brand" in "Heribrand", "Hildebrand" und "Hadubrand" oder "Hilde-" in "Hildegard" und "Hildebrand") wurden nicht mehr zu neuen Namen kombiniert. Dies führte allmählich zu einer Abnahme des Rufnamenbestandes, die auch durch die Einführung der Heiligennamen nicht mehr ausgeglichen werden konnte. Da immer mehr Personen den gleichen Rufnamen trugen, war eine unmissverständliche Identifizierung des Einzelnen durch den Rufnamen allein - vor allem in den immer größer und bedeutender werdenden Städten - nicht mehr gewährleistet.

Vier Zeugen hießen Heinrich

Diese Entwicklung tritt in einer Regensburger Urkunde (ca. 1170) deutlich zutage: Vier von den elf Zeugen heißen Heinricus.

Aufgrund ihrer Beinamen konnten Heinricus de Fovea [von der Grube] und Heinricus de Pentlinge [von Pentling, südwestlich von Regensburg] jederzeit leicht identifiziert werden, nicht jedoch die zwei einnamigen Zeugen, die gerade den damals in Regensburg häufigsten Rufnamen trugen.

Dieser Beeinträchtigung der identifizierenden Funktion der Rufnamen konnte jedoch durch eine im bisherigen System vorhandene Möglichkeit der näheren Personenkennzeichnung begegnet werden: Die bis zum 12. Jh. vereinzelt vorkommenden, rein individuellen Beinamen entwickelten sich allmählich zum wichtigsten Bestandteil der Personennamen, nämlich den Familiennamen.

Nach: Duden - Familiennamen. Herkunft und Bedeutung von 20000 Nachnamen, 2000

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