Wenn der Vater mit dem Sohne...

Wem fallen bei dem Namen e.o. plauen nicht sofort die vergnüglichen Bildergeschichten von Vater und Sohn ein? Der kugelrunde, schnauzbärtige Vater und der kleine, gewitzte Sohnemann haben Weltkarriere geschrieben. Das belegen die zahlreichen Auflagen und die vielen Bildgeschichten, die in Schulbüchern rund um den Erdball zu finden sind.


Ein liebenswürdiges Paar

Zum ersten Mal sind die Geschichten in der Berliner Illustrierten Zeitung erschienen, das war 1934. Drei Jahre lang begeisterten der gutmütige Vater und sein nie um Streiche verlegener Sohn die Leser. Noch heute gibt es immer wieder Neuauflagen der Sammelbände.

Der andere Ohser


Der Humorist und Karikaturist hat aber noch ein zweites Gesicht. Neben den Geschichten von Vater und Sohn zeichnete Plauen politische Karikaturen, illustrierte Bücher und fertigte freie Zeichnungen wie Landschaften, Portraits und Akte.

Vom Schlosser zum Künstler

Die Figuren sind bekannt, der Zeichner kaum. Wer weiß schon, dass e.o. plauen mit richtigem Namen Erich Ohser heißt. Am 18. März 1903 vor genau hundert Jahren wird er in Untergettengrün im Vogtland geboren. Mit vier Jahren zieht er mit seiner Familie nach Plauen. Mit 14 Jahren beginnt Erich eine Schlosserlehre, die er sogar mit Auszeichnung besteht. Gegen den Willen der Eltern geht er mit 17 Jahren nach Leipzig um dort an der Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe zu studieren. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich mit Zeichnungen für Werbebroschüren und Plakate.

Regimekritik unerwünscht

Mit der Machtergreifung Hitler am 30. Januar 1933 sind auch für die Familie Ohser die guten Zeiten vorbei - Erich ist inzwischen mit Marigard verheiratet, die beiden haben einen Sohn, Christian. Als die neuen Machthaber am 10. Mai 1933 die Werke missliebiger Schriftsteller verbrennen, sind auch die Zeichnungen Erich Ohsers dabei. Er hatte einige Gedichtbände von Erich Kästner illustriert mit dem er eng befreundet ist. Ab Anfang 1934 darf er nicht mehr arbeiten - er ist den Nazis zu kritisch - nun muss seine Frau Marigard mit Auftragsarbeiten die Familie über Wasser halten.

Aus Ohser wird Plauen

Bereits Ende 1934 wendet sich das Blatt noch einmal, als der Ullstein Verlag eine Zeichenserie mit einer festen Figur herausbringen will. Ohser wird um Probezeichnungen gebeten: Vater und Sohn sind geboren. Der Verlag erwirkt eine Arbeitserlaubnis als unpolitischer Zeichner für Ohser, allerdings unter der Auflage unter einem anderen Namen zu veröffentlichen. Er wählt das Pseudonym e.o. plauen (Erich Ohser aus Plauen).

Beliebt bei Millionen

Von Dezember 1934 bis Dezember 1937 erscheint nun wöchentlich eine Vater und Sohn-Bildgeschichte und begeistert ein Millionenpublikum. Insgesamt werden drei Sammelbände veröffentlicht. Das Auskommen der Familie scheint gesichert, man kann sich ein Auto und eine Wohnung im Berliner Stadtteil Wilmersdorf leisten.

Überlebensstrategie

Obwohl sich Ohser in Deutschland nicht mehr wohl fühlt, lehnt er es ab zu emigrieren. 1940 nimmt er den Auftrag an für die neu entwickelte NSDAP Zeitung Das Reich als politischer Zeichner zu arbeiten. Die Zeitung gibt sich liberal und offen und wendet sich an ein bürgerliches Publikum. Obwohl zahlreiche bekannte Schriftsteller, Künstler und Wirtschaftsexperten herangezogen werden, die dem Nationalsozialismus gegenüber kritisch eingestellt sind, wird die Zeitung von den Machthabern für ihre Propagandazwecke missbraucht. Bis 1944 karikiert Ohser die Gegner Deutschlands. Mit Geschick schafft er es, Karikaturen mit antisemitischer (judenfeindlicher) Aussage zu vermeiden.

Die Schlinge zieht sich zu

Nachdem Ende 1943 Ohsers Atelier bei einem Bombenangriff ausgebrannt ist, ziehen Frau und Sohn nach Süddeutschland, während Ohser gemeinsam mit seinem Freund Erich Knauf in Berlin bleibt. Aus ihrer Abneigung gegen das Regime machen die beiden keinen Hehl und so werden sie schließlich von einem Nachbarn verraten. Am 28. März 1944 werden Ohser und Knauf verhaftet. In der Nacht vor der Hauptverhandlung wählt Erich Ohser den Freitod und begeht Selbstmord.

Zeitlose Bildgeschichten

Heute lernt jedes Kind die Bildgeschichten von e.o. plauen bereits in der Schule kennen. Die liebevoll gezeichneten, amüsanten und auch ein wenig nachdenklichen Inhalte sind genauso beliebt, wie damals. Der Südverlag, der die weltweiten Rechte an den Zeichnungen besitzt, hat sowohl die Vater und Sohn Sammelbände, als auch die politischen Karikaturen und Erich Ohser im Programm. Besonders schön ist die Internetseite des Verlags, hier könnt ihr euch auch eine kleine Auswahl der Bildergeschichten ansehen.

13.3.03 sw- Bilder und Foto: Mit freundlicher Genehmigung des Südverlags in Konstanz.

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