Was kommt, was bleibt?

Was ändert sich, was bleibt gleich? Wir erklären euch in Kurzform die wesentlichen Änderungen der neuen Rechtschreibung.

Einschneidende Maßnahmen, die das historisch gewachsene Schriftbild der deutschen Sprache verändert hätten, sind nicht vorgenommen worden. Genau daran sind frühere Vorschläge nämlich oft gescheitert. Die neue Regelung konzentriert sich darauf, Verstöße gegen das Stammprinzip zu beseitigen. Sie verfolgt also das Ziel, die gleiche Schreibung eines Wortstammes möglichst in allen Wörtern einer Wortfamilie sicherzustellen.

Entscheidend dabei ist, ob ein Wort im heutigen Sprachgebrauch einer Wortfamilie zugeordnet wird oder nicht. Beispiele hierfür sind: schnäuzen (von "Schnauze") statt früher schneuzen, Stängel (von "Stange"), statt früher "Stengel" oder überschwänglich (von "Überschwang"), statt früher überschwenglich. Ausnahmen gibt es natürlich weiterhin. So heißt es z.B. weiterhin "Eltern", obwohl das von "alt" kommt.

ss für ß nach kurzem Vokal


Zur Sicherstellung der gleichen Schreibung der Wortstämme wird auch der Wechsel von ss zu ß nach kurzem Vokal aufgehoben und durchgängig ss geschrieben, also Wasser/wässerig/wässrig oder müssen/er muss. Hingegen bleibt ß in Wörtern wie Maß, Muße und Straße erhalten und kennzeichnet nunmehr eindeutig die Länge des vorausgehenden Vokals oder einen Doppellaut vor stimmlosem s-Laut (draußen, beißen).

Die bisher "daß" geschriebene Konjunktion wird jetzt - entsprechend der allgemeinen Regel, dass nach kurzem Vokal ss steht - "dass" geschrieben. Damit bleibt die Unterscheidung gegenüber des Artikels beziehungsweise des Relativpronomens "das" erhalten.

Erhalt der Stammschreibung in Zusammensetzungen

Wenn in Zusammensetzungen drei gleiche Konsonantenbuchstaben zusammentreffen (Ballett + Truppe, Ballett + Tänzer), werden stets alle geschrieben, also nicht nur wie bisher in Fällen wie Balletttruppe (wegen des auf die drei t folgenden Konsonants), sondern auch in Fällen wie Balletttänzer (bisher Ballettänzer, bei Trennung jedoch Ballett-tänzer). Die Schreibung mit Bindestrich ist immer möglich. Entsprechend bleibt auch bei der Endung -heit ein vorausgehendes h erhalten: Rohheit (zu roh), Zähheit (zu zäh) statt Roheit und Zäheit. Neben selbständig ist auch selbstständig (selbst + ständig) möglich.

Systematisierung in Einzelfällen

Die Schreibung von bisher rauh und Känguruh wurde geändert zu rau (vgl. die Adjektive auf -au wie blau, grau, genau, schlau) beziehungsweise zu Känguru (vgl. andere fremdsprachige Tierbezeichnungen wie Emu, Gnu, Kakadu). Entsprechend dem zugrunde liegenden Substantiv auf -anz oder -enz ist die Schreibung mit z (essenziell usw.) die Hauptform. Die bisherige Schreibung mit t (essentiell usw.) bleibt als Nebenform bestehen.

Fremdwörter

Fremdwörter bereiten wegen ihrer fremden Laut-Buchstaben-Zuordnungen oft besondere orthografische Schwierigkeiten. Man möchte zwar den Respekt vor der fremden Spache wahren, die Wörter aber dennoch in die Muttersprache integrieren und die vielen möglichen Fehlerquellen beseitigen. Angleichungen in der Schreibung und in der Aussprache haben schon immer stattgefunden, betreffen im Normalfall aber nur häufig gebrauchte Wörter des Alltagswortschatzes.


Weitere Angleichungen kamen daher nur in Betracht und sind in der Regel nur dann vorgenommen worden, wenn eine Entwicklung bereits angebahnt war. So lässt sich beispielsweise die in den Wortstämmen phon, phot und graph bereits vorhandene f-Schreibung für ph auf weitere Beispiele ausdehnen. Auf eine übertriebene Angleichung über diese Wortstämme hinaus wurde jedoch verzichtet. Wörter wie Philosophie, Phänomen, Metapher oder Sphäre sollen weiterhin wie bisher geschrieben werden.

War eine angepasste Schreibweise schon bisher bei den meisten Wörtern einer Gruppe vorhanden (etwa die Schreibung -ee statt -é oder -ée: Allee, Komitee, Resümee usw.), so wird diese für alle übrigen Wörter nun als zweite zulässige Schreibung zugelassen oder ist sogar bevorzugte Variante. Das gilt auch für Wörter mit den Stämmen phon/fon, phot/fot, graph/graf (bisher schon: Fotografie, Grafik, Mikrofon usw.).

Die Eindeutschung von Fremdwörtern ist zwar für jeden gewöhnungsbedürftig, doch ist dieser Schritt sinnvoll, weil die deutsche Sprache wie jede andere Sprache seit jeher darauf aus ist, sich Fremdes zu Eigen zu machen. Im Verlaufe der Sprachgeschichte sind auf diese Weise Tausende aus anderen Sprachen übernommene Wörter zu heimischen Wörtern (Lehnwörtern) geworden: Aus älterer Zeit gehören dazu etwa Esel, kaufen, Kohl, Münze, pflanzen, Senf, Straße oder Tisch, aus jüngerer Zeit beispielsweise Bluse, Bombe, Dekan, Mais, Muster, Scheck, Streik oder Tasse.

In der Regel tritt die neue Schreibung (z.B. Tunfisch statt bisher Thunfisch) als erlaubte Nebenform zunächst neben die bisherige Schreibung. Dieses Verhältnis kann sich mit wachsender Vertrautheit auch allmählich umkehren, was vor allem bei Alltagswörtern oft der Fall ist.

Wer sich für die Zeichensetzung interessiert, kann Regeln und Beispiele auf dieser Seite nachschlagen.

Nic 28.07.2005

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