Unwörter der Jahre 19912006
Und hier noch die sprachlichen Missgriffe der vergangenen Jahre mit Jahresangabe und einer stichpunktartiger Begründung:
- 1991: Ausländerfrei - fremdenfeindliche Parole in Hoyerswerda
- 1992: Ethnische Säuberung - Propagandaformel im ehemaligen Jugoslawien
- 1993: Überfremdung - Scheinargument gegen Zuzug von Ausländern
- 1994: Peanuts - abschätz. Bankerjargonismus; Hilmar Kopper
- 1995: Diätenanpassung - Beschönigung der Diätenerhöhung im Bundestag
- 1996: Rentnerschwemme - Dieses Wort stelle ein falsches, angstauslösendes Naturbild für einen sozialpolitischen Sachverhalt dar.
- 1997: Wohlstandsmüll - Umschreibung arbeitsunwilliger wie arbeitsunfähiger Menschen; Helmut Maucher, Nestlé
- 1998: sozialverträgliches Frühableben - in einer öffentlichen Erklärung zynisch wirkende Ironisierung; Karsten Vilmar
- 1999: Kollateralschaden - Verharmlosung der Tötung Unschuldiger als Nebensächlichkeit; NATO-offizieller Terminus im Kosovo-Krieg
- 2000: national befreite Zone - zynisch heroisierende Umschreibung einer Region, die von Rechtsextremisten terrorisiert wird
- 2001: Gotteskrieger - Kein Glaube an einen Gott, gleich welcher Religion, kann einen Krieg oder gar Terroranschläge rechtfertigen.
- 2002: "Ich-AG" - Herabstufung menschlicher Schicksale auf ein sprachliches Börsennivieau
- 2003: Tätervolk (grundsätzlich inakzeptabler
Kollektivschuldvorwurf; als potentiell möglicher Vorwurf gegen Juden bei Martin
Hohmann schlicht antisemitisch) - 2004: Humanmaterial (stuft Menschen zu
nur noch wirtschaftlich interessanten Größen herab, in diesem Fall waren damit Kinder gemeint.)
- 2005: Entlassungsproduktivität (Gewinne aus Produktionsleistungen eines
Unternehmens, nachdem zuvor zahlreiche für überflüssig gehaltene Mitarbeiter
entlassen wurden.) - 2006: Freiwillige Ausreise (Asylbewerber haben nur die Wahl zwischen Abschiebung, auch unter Anwendung körperlichen Zwanges, oder der gar nicht so freiwilligen "freiwilligen Ausreise")
Text/sw 22.1.02 /lm - 11.1.06/-jj/19.1.07
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