Unterm Rad

Die Erzählung "Unterm Rad" wurde von Forschern vergleichsweise wenig beachtet. Sie erschien 1906  bei S. Fischer/Berlin. Auch bei der Hesse-Leserschaft war "Unterm Rad" nie so beliebt wie viele andere Werke des Autors.

Das liegt vielleicht daran, dass Hesse diesmal kaum weltanschauliche Botschaften vermittelt. "Unterm Rad" wirkt auf den ersten Blick zeitbezogener als andere Werke Hesses.

Wenn man die Erzählung heute liest, kann sie passagenweise wie ein historisches Dokument zur Erziehungspolitik einer vergangenen Epoche gesehen werden.

Wie auch die anderen Werke von Hermann Hesse enthält auch dieses stark autobiographische Züge.

Inhaltsangabe

Hans Giebenrath ist ein äußerst begabter Junge, dessen Vater sich in den Kopf gesetzt hat, seinen Sohn als Kandidaten zum Landexamen zu schicken.

Auch der Stadtpfarrer und der Rektor des kleinen Dorfes verfolgen dasselbe Ziel und erteilen ihm deshalb nach der Schule zusätzlichen Unterricht in Latein, Griechisch und Mathematik.

Hans besteht das Landexamen und wird ins Klosterseminar nach Maulbronn geschickt.
Dort ist er in der Stube Hellas untergebracht. Mit Hermann Heilner verbindet ihn schon bald eine innige Freundschaft, obwohl beide völlig verschieden sind.

Irgendwann zerstreiten sie sich und so kommt es, daß beide einander meiden und für längere Zeit keinen Kontakt mehr zueinander haben. Erst der Tod eines Schulkollegen verursacht ein zufälliges Zusammentreffen der ehemaligen Freunde. Hans bittet Hermann um Verzeihung und ist nun wieder viel mit ihm zusammen.

Als Hermann von der Schule verwiesen wird, ist Hans wieder allein und seine schulischen Leistungen lassen immer mehr zu wünschen übrig. Hinzu kommen ständige Kopfschmerzen und das Schelten der Lehrer. Damit ist das Ende seines Aufenthalts in Maulbronn besiegelt, und noch ehe die Schule zu Ende ist, wird er nach Hause geschickt.

Doch auch dort bessert sich sein Zustand nicht. Im Gegenteil, das Gesicht des enttäuschten Vaters, die vorwurfsvollen Blicke des Stadtpfarrers und des Rektors sowie die Einsamkeit erschweren es ihm, zuhause wieder Fuß zu fassen.

Schließlich lernt er seine erste Liebe kennen, ein Mädchen namens Emma. Doch sein Glück hält nicht lange, ohne sich zu verabschieden, ist seine erste Liebe schon nach kurzer Zeit aus seinem Leben verschwunden.

Hans beginnt eine Lehre als Schlosser. An einem Sonntag geht er mit August, einem Lehrling, und dessen Freunden nach Bielach, um das Wochenende bei Bier, Wein und Zigarren zu feiern. Da Hans weder Alkohol noch Zigarren verträgt, ist ihm schon bald unwohl. Als er sich auf den Nachhauseweg macht, ist er betrunken, fällt schließlich in den Fluss und ertrinkt.

Soweit der Inhalt. Autobiographisch gesehen, beschreibt "Unterm Rad", wenn auch nur oberflächlich, die selbst erlebten Leiden des Klosterlebens und die Schulprobleme von Hesses Bruder Hans. Wie Hans Giebenrath war auch Hermann Hesse Schüler in Maulbronn und wie Hermann Heilner war auch er von dort geflohen.

-sw- Stand:12.11.01/akt. NF 2020

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