Theodor Storm Romantik und Realismus

Er machte seine Heimatstadt Husum als graue Stadt am Meer unsterblich, beschrieb die Ränke und Nöte ihrer Einwohner - Patrizier wie kleine Leute - und zeigte in realistisch-stimmungsvollen Bildern auf, wie Althergebrachtes dem Neuen weichen musste. Am 14.9.1817 wurde Theodor Storm in Husum geboren. Es ist der bedeutendste deutsche Novellist und Lyriker des 19. Jahrhunderts.


Theodor Storm gilt als Vertreter des poetischen Realismus in der deutschen Dichtung. Obwohl er auch zarte Liebesgeschichten und Familiengeschichten zu Papier brachte, die am Anfang nicht frei von Sentimentalität waren, entwickelte er sich im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen nicht zum volkstümelnden Neo-Romantiker, sondern stand ganz in der Realität des Zusammenpralls der alten mit der neuen Zeit.

Kindheit und Jugend

Am 14. September 1817 wurde Hans Theodor Woldsen Storm in Husum als erstes Kind des Justizrats Johann Casimir Storm und seiner Frau, der Patriziertochter Lucie Woldsen, geboren.

Storm wuchs relativ freizügig auf. Später sagte er selbst, dass seine Eltern ihn nicht streng erzogen hatten. Schon mit vier Jahren kam er in die Grundschule. Mit neun Jahren besuchte er die Gelehrtenschule Husums, 1835 schließlich wechselte er zum Katharineum, einem angesehenen Gymnasium in Lübeck. Dort lernte er die zeitgenössische Literatur kennen und schätzen: Heines Buch der Lieder, Goethes Faust, Eichendorffs Dichter und ihre Gesellen hinterließen in dem jungen Theodor einen nachhaltigen Eindruck.

1837 immatrikulierte er sich an der Universität in Kiel zum Jurastudium. Er entschied sich dafür, weil auch sein Vater Jurist war. Ende 1842 bestand er das Examen und arbeitete anschließend in der Advokatur seines Vaters.

Unerfüllte Liebe und Politik

Gemeinsam mit den Brüdern Tycho und Theodor Mommsen sammelte Storm schleswig-holsteinische Sagen, Märchen und Lieder, die 1845 als Buch erschienen. Bereits 1840 hatte Storm erste Gedichte veröffentlicht. 1843 erschien das Liederbuch dreier Freunde, das mehr als 120 Gedichte der Gebrüder Mommsen und Storms enthielt.

1846 heiratete er seine Cousine Constanze Esmarch aus Segeberg zu früh, denn schon bald verliebte er sich leidenschaftlich in die neunzehnjährigen Senatorentochter Dorothea Jensen, genannt Do, die Husum schließlich verließ. Die Leiden an der unerfüllten Liebe zu Do flossen in Storms Lyrik ein: nachzulesen im Buch der roten Rosen und im Mysterium, beide 1848 entstanden. Erst Constanzes Tod im Jahr 1865 ebnete schließlich den Weg für das Liebespaar: 1866 führte Storm seine frühere Geliebte Dorothea Jensen vor den Traualtar.

Politische Ereignisse bestimmten die nächsten Jahre seines Lebens. Bereits 1840 hatte sich Storm in Kiel der schleswig-holsteinischen Volksbewegung gegen die dänische Vorherrschaft angeschlossen. Während der dänischen Besetzung musste er die Heimat verlassen und kehrte nach Aufenthalten in Potsdam (1852) und Heiligenstadt (1856) erst 1864 nach Holstein zurück.

In Berlin hatte er u. a. Theodor Fontane, Paul Heyse, Adolph von Menzel, Franz Kugler und Joseph von Eichendorff kennengelernt.

Nachdem bereits 1849 Immensee entstanden war, erschienen während der Heiligenstädter Zeit viele seiner Novellen: Auf dem Staatshof (1857/58), Späte Rosen (1859), Drüben am Markt (1860), Veronica (1861), Im Schloss (1861), Auf der Universität (1862), Von jenseits des Meeres (1863/64) und seine Gespenstergeschichten Am Kamin (1861).

Nach seiner Rückkehr in die Heimat übte Storm zunächst das Amt des Landvogts aus, wurde 1867 Amtsrichter und 1879 Amtsgerichtsrat.

Alter und Tod

Nach der Heimkehr entstanden viele wichtige Werke. 1880 bezog er seine ,Altersvilla´ in Hademarschen, Anfang 1887 wurde Magenkrebs diagnostiziert. Vor seinem Tod am 4. Juli 1888 konnte er sein längstes und wichtigstes Werk, den Schimmelreiter, noch vollenden. Am 7. Juli wurde er auf dem Friedhof St. Jürgen in Husum beigesetzt.

Weitere wichtige Werke:

Märchen: Der kleine Häwelmann, Die Regentrude (1866), Bulemanns Haus.

Novellen: Draußen im Heidedorf (1871/72), Pole Poppenspäler (1874), Aquis submersus (1875/76), Eekenhof (1879), Die Söhne des Senators (1879/80), Der Herr Etatsrat (1880/81) , Hans und Heinz Kirch (1881/82), Ein Doppelgänger (1886).

Hier findest du eine ausführliche Biografie über Theodor Storm.

In der Online-Version beim deutschen Gutenberg-Projekt findest du eine Kurzbiografie und eine Auswahl seiner Werke zum Nachlesen.

Text: Roland Rosenbauer, 9. 9. 2002

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