Sprache ohne Grenzen - Deutsche Wörter im Ausland

Die deutsche Sprache wimmelt nur so von Fremdwörtern. Wir laden Songs im Internet herunter, telefonieren mit dem Handy, chillen im Café und essen Fastfood oder neuerdings veggie. Aber wie sieht es in anderen Sprachen aus? Gibt es auch dort deutsche Begriffe, die zum gängigen Wortschatz gehören? Ihr werdet überrascht sein!

Wörter werden immer dann in eine fremde Sprache übernommen, wenn dort eine Benennungslücke besteht. Das heißt: Entweder weil kein Begriff in dem jeweiligen Zusammenhang so gut passt wie das ausländische Wort oder weil etwas bezeichnet wird, was dort bisher unbekannt war. Seit Länder Handel treiben, findet auch ein Austausch von Sprache statt. Denn eine Sprache ist etwas Lebendiges und macht nicht vor Grenzen halt. Das ist auch ein Grund dafür, warum sich Sprachen laufend verändern.

Heute, in den Zeiten des Internets, geht das noch schneller als früher. Vielen Menschen macht das Angst, weil sie fürchten, dass ihre Muttersprache von Fremdwörtern überschwemmt wird, aber das war schon immer eine ganz normale Entwicklung von Sprache und spiegelt die Entwicklung in unserer Gesellschaft wider.    


Was sind Germanismen?

 

Deutsche Wörter, die in eine fremde Sprache übernommen wurden, nennt man Germanismen. Weil die Deutschen viel im Ausland unterwegs waren und sind, haben sie dort auch sprachlich ihre Spuren hinterlassen. So haben einige Begriffe mit den nicht immer positiven - Charaktereigenschaften und Vorlieben zu tun, die Deutschen seit jeher im Ausland nachgesagt werden. Ein Beispiel ist das in Schweden verwendete Besserwisser. Die Tschechen kennen dagegen den Hochstapler, in Neuseeland ist Fingerspitzengefühl bekannt, in Amerika die deutsche Gemütlichkeit, Wanderlust und die German Angst (deutsche Angst).

Von "Waldsterben" bis "Bundesliga-Frisur"

Andere Wörter wie Waldsterben (im Französischen) oder Zeitgeist (im Englischen) sind noch recht junge Lehnwörter. Ebenso das Wort Handy, das viele für ein englisches Wort halten, das aber eine deutsche Wortschöpfung ist. Obwohl die Amerikaner dafür eigentlich den Begriff cell phone verwenden, hat es das Handy mittlerweile an die Ostküste der USA geschafft. In Dänemark haben es hingegen unsere Kicker geschafft, die deutsche Frisurmode in Verruf zu bringen. Bei unseren nordischen Nachbarn heißt der hierzulande als Vokuhila bekannte Haarschnitt übersetzt Bundesliga-Frisur.   

Spuren der Kolonialherrschaft  



Viele deutsche Begriffe im Ausland haben historische Wurzeln. Sie erinnern an die beiden großen Weltkriege (z. B. Blitzkrieg im Englischen), das Militär und die Kolonialherrschaft. Im 19. Jahrhundert begann Deutschland damit - wie andere Großmächte - Länder z.B. in Afrika einzunehmen und zu besiedeln. In Afrikaans heißen die Deutschen deswegen noch immer Aberjetze, weil sie ihre Arbeiter mit dem Kommando Aber jetzt! antrieben. Raus für Geh oder Aus dem Weg ist bis heute in der ehemaligen deutschen Kolonie Papua-Neuguinea gebräuchlich. Beides wenig schmeichelhaft.

Hundekommandos auf deutsch



Überhaupt gilt der Ton der deutschen Sprache im Ausland als rauh und nicht gerade herzlich. So werden beispielsweise die Hundekommandos Sitz, Platz und Fuß auch im spanisch-, russisch- und englischsprachigen Ausland verwendet. Apropos Kommandoton: Fertig! Mit diesem Ruf schlossen die deutschen Filmregisseure, die Anfang des 20. Jahrhunderts am Aufbau des Ägyptischen Kinos beteiligt waren, ihre Aufnahmen ab. Der Begriff ferkisch wird heute im gesamten arabischen Raum auch in anderen Zusammenhängen verwendet. In der Türkei ist fertik außerdem das Abfahrtssignal auf dem Bahnsteig und geht zurück auf die Bagdadbahn, die in ihren Anfängen mit deutschen Zugbegleitern betrieben wurde.  

Wurstel con krauti und Oktoberfest

Andere Germanismen hängen mit Essgewohnheiten und Kulturgut zusammen. In Italien sorgten die Touristen dafür, dass in Urlaubsgebieten Wurstel con krauti auf den Speisekarten steht, in Kroatien kennt man knedli (Knödel) und putar (Butter), in Frankreich Spritz für Spritzgebäck und in Amerika "Pretzel" für Brezel. Blasmusik wird in Australien als oom pah pah music (abgeleitet von Humtata) bezeichnet. Lederhose, Oktoberfest und Hofbräuhaus sind rund um den Globus ein Begriff.

Japaner kennen "Edelweiß" und "Rucksack"

Auch die deutsche Wertarbeit ist ein weltweit bekannter Ausdruck. Dafür steht zum Beispiel der Volkswagen, ein Markenname, der in viele Sprachen unverändert übernommen wurde. Wie sehr die Asiaten die deutschen Tugenden im Bezug auf das Berufsleben schätzen, zeigt das Wort arubaito (japanische Silbenschrift für Arbeit), das allerdings in der Bedeutung Job, Nebenerwerb verwendet wird. Um in Japan zu bleiben:  Auch Schlafsack und Rucksack sind bekannt, ebenso wie der Gipsverband, das bei Bergtouren gebräuchliche Steigeisen oder das im Gebirge wachsende Edelweiß.



Trendy und exotisch - Deutsch in Südkorea

Bei den Südkoreaner gilt Deutsch spätestens seit der Fußball-WM 2002 als schick, modern und exotisch. Es tauchen deutsche Begriffe in der Werbung ebenso auf wie in Markennamen oder als Bezeichnung für Restaurants, Cafés oder für Geschäfte. Und so gut wie jeder Koreaner kann das Weihnachtslied Oh Tannenbaum mitsingen. China dagegen kennt kaum deutsche Lehnwörter. Dort ist aber immerhin der Gullydeckel oder die Schmerztablette Aspirin bekannt.

Achtung Baby!

Auch immer mehr Pop- und Rockbands "leihen" sich deutsche Worte aus. Es gibt ausländische Gruppen mit deutschen Namen wie z.B. Doppelgaenger, Baustelle oder Katzenjammer Kabarett. Auch deutsche Albentitel wie Achtung Baby (U2) oder Leitmotif sind keine Seltenheit. Manche Bands verwenden deutsche Songtitel oder sogar deutsche Textschnipsel in ihren Songs. Besonderen Spaß an der deutschen Sprache hat die schottische Band Franz Ferdinand zu haben. Eines ihrer Lieder heißt z.B. Auf Achse. 

Nic 30.4.2011 / Fotos:  vokuhila - GNU-Lizenz für freie Dokumentation, brezel: GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Autor: Rainer Zenz, Flagge: Wikimedia Commons, Logo:

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