Sprache ist eine Waffe

Er schrieb viele satirische Texte und ausführliche Aufsätze zu damals aktuellen Themen (Essays). Aber er kämpfte mit seinen Texten auch grundsätzlich gegen Nationalismus und Militarismus. In diesem Zusammenhang ist das wohl bekannteste Zitat von ihm: "Soldaten sind Mörder."

Tucholsky wird als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Berlin geboren und beginnt 1909 ein Jurastudium in Berlin, mit einem kurzen Abstecher nach Genf. Ab 1911 engagiert er sich politisch und schreibt für die Partei-Zeitschrift der SPD, "Vorwärts". Aber er schreibt auch Prosa-Texte, etwa 1912 die Erzählung "Rheinsberg - ein Bilderbuch für Verliebte". Als "Marketing-Gag" eröffnete er auf dem Berliner Kurfürstendamm mit dem Illustrator Szafranski eine Bücherbar: Jeder Käufer eines Buches bekam noch einen Schnaps ausgeschenkt.

1915 beendet er sein Studium mit einem Doktortitel und wird zum ersten Weltkrieg einberufen. Als er zurückkehrt, gründet er 1919 mit Carl von Ossietzky und anderen den "Friedensbund der Kriegsteilnehmer". Dieser Verein organisiert "Nie wieder Krieg"-Massenkundgebungen. Denn der erste Weltkrieg war ein grausamer Krieg, in dem erstmals Panzer und sogar Giftgas eingesetzt wurde. Wahrscheinlich machten die Kriegserlebnisse Tucholsky endgültig zum Pazifisten. 1926 wird er auch Vorstand der "Gruppe Revolutionärer Pazifisten".

Nach der Rückkehr aus dem Krieg schreibt er unter vier verschiedenen Pseudonymen (Kaspar Hauser, Ignaz Wrobel, Theobald Tiger, Peter Panter) für die Zeitung "Weltbühne" und die "Vossische Zeitung". Die verschiedenen Namen deuten an, dass sich Tucholsky innerlich zerrissen fühlte.

Kämpfen für die Demokratie

Als Demokrat setzte Tucholsky sich für einen radikalen Sozialismus ein und kämpfte für die demokratische Weimarer Republik. Von ihm stammt auch der Begriff der "wehrhaften Demokratie". Früh sah er die Gefahr des Nationalsozialismus. Denn es gab damals viele politische Morde, etwa an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Die Gerichte aber verurteilten die rechtsradikalen Mörder nur zu geringen Strafen, wenn überhaupt ermittelt wurde.

Als Beobachter eines solchen Mordprozesses schreibt er im Jahr 1922:"Der deutsche politische Mord der letzten vier Jahre ist schematisch und straff organisiert. (...) Alles steht von vornherein fest: Anstiftung durch unbekannte Geldgeber, die Tat (stets von hinten), schludrige Untersuchung, faule Ausreden, ein paar Phrasen, jämmerliches Kneifertum, milde Strafen, Strafaufschub, Vergünstigungen - "Weitermachen!" (...) Das ist keine schlechte Justiz. Das ist keine mangelhafte Justiz. Das ist überhaupt keine Justiz. (...) Balkan und Südamerika werden sich den Vergleich mit diesem Deutschland verbitten."

Buchstäbliche Ohmacht

Nach und nach wurde Tucholsky klar, dass er mit Worten nicht gegen die Gefahr des bevorstehenden Hitler-Regimes anschreiben konnte. Er hatte wohl Erfolg als Schriftsteller, trotzdem bewirkten seine Worte nichts. Tucholsky wurde depressiv.

Die Erkenntnis seiner Ohnmacht, der Tod eines engen Freundes und eine chronische Nasenkrankheit ließen ihn schließlich am 20. Dezember 1935 eine Überdosis Schlaftabletten nehmen. Er starb am folgenden Tag in Göteborg in einem Krankenhaus.

Zitate von Tucholsky:

"Soldaten sind Mörder!"

"Wenn wir einmal nicht grausam sind, dann glauben wir gleich, wir seinen gut."

"Kluge Leute können sich dumm stellen. Das Gegenteil ist schwieriger."

"Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!"

"Kaufen, was einem die Kartelle vorwerfen; lesen, was einem die Zensoren erlauben; glauben, was einem die Kirche und Partei gebieten. Beinkleider werden zur Zeit mittelweit getragen. Freiheit gar nicht."

Hier gibt´s noch mehr Wissenswertes:

Was ist Was: Sozialismus

Eine Auswahl von Tucholskys Texten

Text: -jj- 7.1.2005 / Buchcover mit freundlicher Genehmigung desRowohlt Verlags

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