Siegfried Lenz

Vor 85 Jahren wurde Siegfried Lenz geboren. Er zählt zu den bedeutenden und meistgelesenen Schriftstellern der Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Unter anderem erhielt er den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main und den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.



Lenz' Bücher sind in rund 30 Ländern und in 22 Sprachen übersetzt in einer Auflage von mehr als 20 Millionen Exemplaren erschienen. Der größte Teil davon ist geprägt von der Auseinandersetzung mit gesellschaftskritischen Problemen und mit der Aufarbeitung der Hitlerzeit. Seine Figuren sind realistisch und glaubwürdig gezeichnet, so dass er eine breite Leserschicht begeistern kann.

Kindheit und Jugend


Am 17. März 1926 kam Siegfried Lenz als Sohn eines Zollbeamten in Lyck (Masuren) zur Welt. 1939 wurde er in die Hitlerjugend aufgenommen. Nach einem Notabitur musste er als 17-jähriger zur Marine. Sein Schiff, die "Admiral Scheer", wurde versenkt, Lenz konnte sich nach Dänemark retten. Dort floh er vom Militär und konnte trotz Verfolgung untertauchen. Erst mit Kriegsende geriet er 1945 in englische Gefangenschaft.


Journalist und Schriftsteller


Noch 1945 entließen ihn die Briten. Er kam nach Hamburg, wo er neben Anglistik und Philosopie auch Literaturwissenschaft studierte. Sein Überleben sicherte der Schwarzhandel. Sein Studium brach er vorzeitig ab, um als Volontär bei der Tageszeitung "Die Welt" zu arbeiten. Von 1950 bis 1951 war Siegfried Lenz dort als Redakteur tätig. In dieser Zeit heiratete er seine Frau Liselotte. Nebenher schrieb er an seinem ersten Roman "Es waren Habichte in der Luft", der 1951 erschien. Das Buch konnte Kritiker und Leser gleichermaßen begeistern. Von da an arbeitete Siegfried Lenz als freier Schriftsteller.

Literatur und Politik


1955 schrieb Lenz den Erzählband "So zärtlich war Suleyken", in dem er vom Leben der Dorfbewohner von Suleyken berichtet, etwa von Tante Arafa mit den Kapitänshänden oder von Karl Kuckuck, dünn wie ein Schustergarn.

Lenz schloss sich der "Gruppe 47" an; dazu gehörten unter anderem auch Günter Grass, Heinrich Böll, Paul Celan und Ingeborg Bachmann. Wie Günter Grass engagierte Siegfried Lenz sich für die SPD. Auch Lenz unterstützte die Ostpolitik von Bundeskanzler Willy Brandt. 1970 nahm dieser die beiden Autoren mit nach Warschau zur Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags.


Deutschstunde


1968 erschien das Buch "Deutschstunde", das wichtigste und bekannteste Werk von Siegfried Lenz, das auch international bahnbrechend wurde und in 19 Sprachen erschien. 1971 wurde der Roman auch verfilmt. Vielleicht hast du dich schon im Deutschunterricht damit beschäftigt, es ist eine beliebte Lektüre.

Es geht um das zentrale Thema der deutschen Nachkriegsliteratur: Die Verquickung von Schuld und Pflicht in der Zeit des Nationalsozialismus.

Die Rahmenerzählung des Romans spielt im Jahre 1954. Siggi Jepsen, der Ich-Erzähler, ist Insasse einer Jugendstrafanstalt. In einer nachgeholten Strafarbeit mit dem Titel "Die Freuden der Pflicht" soll er sich die Erinnerungen an die NS-Zeit von der Seele schreiben. So spielt der Roman auf zwei Zeitebenen: einmal auf der Ebene des Erzählers in den fünfziger Jahren und auf der Ebene seiner Erzählung, in der er seine Erlebnisse in der Nazizeit schildert.

Dort stand er zwischen seinem Vater, dem obrigkeitshörigen Dorfpolizisten und seinem Freund, einem Maler, gegen den die Naziherrscher ein Malverbot verhängt hatten, das Siggi überwachen sollte. Er wollte die Bilder retten und endet in der Kriminalität - als Kunstdieb. So erfährt der Leser zuletzt auch, was den jungen Mann in die Strafanstalt gebracht hatte.


Unruhestand

Auch im hohen Alter hat Siegfried Lenz sich noch nicht zur Ruhe gesetzt. Seit 2003 ist er Gastprofessor an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität. Am 27. Januar 2003 hielt er seine Antrittsvorlesung über das Thema "Erscheinungsbild des Alters in der Weltliteratur".

Im Februar 2006 musste er einen harten Schicksalsschlag hinnehmen, als seine Frau Liselotte im Alter von 87 Jahren verstarb.

Weitere wichtige Werke:

Der Mann im Strom (1956)

Jäger des Spotts (1958)

Das Feuerschiff (1960)

Zeit der Schuldlosen (1962)

Das Gesicht (1964)

Der Spielverderber (1965)

Die Augenbinde (1970)

Das Vorbild (1973)

Einstein überquert die Elbe bei Hamburg (1975)

Elfenbeinturm und Barrikade (1976)

Heimatmuseum (1978)

Der Verlust (1981)

Exerzierplatz (1985)

Das serbische Mädchen (1987)

Fundbüro (2003)

Hier findest du weitere Informationen über Siegfried Lenz, sein Leben und seine Werke.

Text: Roland Rosenbauer, 13. 3. 2006

Bild: Freerk (PD)

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