Samuel Beckett: Mit "Warten auf Godot" zum Welterfolg

Am 13. April 1906 wurde der Dramatiker Samuel Beckett im irischen Dublin geboren. Theaterstücke wie Warten auf Godot machten ihn zu einem der wichtigsten Vertreter des "absurden Theaters". 1969 erhielt er den Literaturnobelpreis.


Samuel Beckett

Dublin Paris

Samuel Beckett wuchs in einer protestantischen Familie im irischen Dublin zur Zeit des katholischen Befreiungskampfes auf. Mit 17 Jahren studierte er Französisch und Italienisch am berühmten Trinity-College und zog als Englisch-Lektor nach Paris. Zwei Jahre lang unterrichtete er an der Ecóle Normale Superieur, der französischen Eliteschule.

In Paris freundete er sich mit dem irischen Schriftsteller James Joyce an. Joyce, der ein geniales Gespür für Sprache besaß, hatte mit seinem Roman Ulysses sämtliche Erzählkonventionen auf den Kopf gestellt und damit für einen literarischen Skandal gesorgt. Inspiriert von seinem experimentierfreudigen Landsmann, begann auch Beckett Gedichte und literarische Abhandlungen in englischer Sprache zu verfassen. Doch bis Beckett von der Schriftstellerei leben konnte, sollte es noch einige Jahre dauern.  



Paris Résistance

Nach Wanderjahren, die Beckett nach Irland und Deutschland führten, zog der Ire 1937 endgültig nach Paris. Er übersetzte seinen ersten Roman "Murphy" ins Französische. Während der deutschen Besetzung schloss er sich Ende 1940 der französischen Widerstandsbewegung Résistance an. Als ihm zwei Jahre später die Verhaftung drohte, floh er in den unbesetzten südfranzösischen Teil und lebte dort als Landarbeiter. Nach dem Krieg arbeitete er beim irischen Roten Kreuz und ab 1945 als Dolmetscher.

"Warten auf Godot"

Nun kam eine Zeit, in der er sich vollständig der Literatur widmete. Er schrieb Dramen und Romane alle auf Französisch. 1948 entstand sein wohl erfolgreichstes Stück "Warten auf Godot", das 1953 uraufgeführt wurde. Jahrelang hatte er den Theatern erfolglos angeboten nun wurde es ein unglaublicher Triumph und brachte Beckett den Titel ein, Mitbegründer des absurden Theaters zu sein.



Was bedeutet "absurdes Theater"?

Den Begriff "absurdes Theater" prägte der Literaturkritiker Martin Esslin. Dieser bezeichnete damit eine Literatur- und Theaterrichtung, die ihren Anfang in den 50er und 60er Jahren in Frankreich nahm. Beeinflusst durch die Schrecken des Zweiten Weltkrieges wandten sich die Autoren von den Formen des klassischen Theaters ab und zwar sowohl inhaltlich als auch formal.

Es gab keine Einteilung in klassische Akte mehr, keine Einheit von Ort, Raum und Zeit in der Handlung. Die von Aristoteles aufgestellten Regeln des klassischen Theaters wurden absichtlich umgangen. Immer wieder wurde die Sinnfrage gestellt: Was bedeutet ein Menschenleben? Welchen Sinn hat es? Gibt es einen Gott? Wer regiert? Wer bestimmt unsere Handlungen? Angesichts des Grauens des Krieges wurde die Existenz Gottes genauso in Frage gestellt wie die des Verstandes.

Warten ohne Sinn Sprache ohne Sinn

Vor allem Sprachlosigkeit beherrscht die Bühne bei Beckett. Die Menschen verstehen sich nicht und können sich nicht mehr verständlich machen. Die Figuren Becketts spiegeln die Sinnlosigkeit ihres und des menschlichen Daseins im Allgemeinen wider. Immer wieder verwendet Beckett das Bild des Wartens, das die ganze Sinnlosigkeit des menschlichen Daseins offenbart, denn die Figuren warten vergebens auf Hilfe oder Erlösung, auf Gott oder einen Herren.

Dennoch können sie nicht aufhören zu warten, sind willenlos ihrem eigenen Schicksal ausgeliefert und hoffen immer weiter. Dabei entwickeln Becketts Figuren aber nicht nur traurige oder tragische, sondern durchaus auch komische Momente. Damit hebt Beckett auch die klassische Trennung von Komödie und Tragödie auf.

Überraschende Ehrung

1969 wurde Beckett - für viele überraschend - der Literaturnobelpreis zugesprochen. Die Jury begründete die Vergabe damit, dass Beckett eine Dichtung geschaffen habe, die in neuen Formen des Romans und des Dramas aus der Verlassenheit des modernen Menschen ihre künstliche Überhöhung erreicht. Beckett, der als sehr scheu und zurückhaltend galt, kam nicht zu der feierlichen Zeremonie.

Beckett, der sich seit den 1970er Jahren mehr und mehr zurückgezogen hatte, starb am 22. Dezember 1989 in Paris.

ab / Nic akt. 10.04.2012 Text / Cover: Mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp Verlages, bei dem die Werke von Samuel Beckett und viele Bücher über den Autoren erschienen sind; Porträt von © Jerry Bauer.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt