Rudyard Kipling: Mit dem "Dschungelbuch" zum Welterfolg

1967 wurde das Dschungelbuch von Disney als Zeichentrickfilm zum Welterfolg. Erfunden hat die Geschichte von Mogli, Balu & Co.der britische Schriftsteller Rudyard Kipling. Am 30. Dezember 1865 in Bombay geboren, erhielt er 1907 als erster Engländer den Nobelpreis für Literatur.

Das Dschungelbuch besteht aus sieben Erzählungen, die die Entwicklung des Findelkindes Mogli vom verspielten Jungen bis zum Herren über die Tierwelt erzählen. Weil er durch einen Angriff des Tigers Shir Khan von seinen Eltern getrennt wird, wächst Mogli zunächst unter Wölfen auf.

Mogli: Vom Kind zum selbstbewussten Jugendlichen 

Mogli muss lernen, dass die Gesetze im Dschungel hart sind und ein hohes Maß an Verantwortung fordern. Im Kampf mit den Kräften der Natur, mit den Tieren und mit den Menschen reift das Kind zum selbstbewussten Jugendlichen an. Bär Balu und Panther Baghira stehen ihm dabei, wie auch im Zeichentrickfilm, mit Rat und Tat zur Seite. Mit ihrem Beistand gelingt es Mogli im Rudel akzeptiert zu werden und Erzfeind Shir Khan zu besiegen. Bei den Menschen macht Mogli schlechte Erfahrungen. Er kehrt am Ende wieder in den Dschungel zurück.

In Indien geboren

Die lebendige Schilderung Indiens in Kiplings Werken ist kein Zufall. Der kleine Rudyard wurde dort geboren und verbrachte hier seine ersten Lebensjahre. Vater Kipling arbeitete in der britischen Kolonie zunächst als Kunstlehrer, später wurde er Leiter des Museums von Lahore im heutigen Pakistan. Weil seine Eltern darauf bedacht waren, ihrem Sohn eine gute Schulausbildung zu ermöglichen, schickten sie den sechsjährigen Jungen nach England, wo er bei Pflegeeltern wohnte und die Schule in Devon besuchte.

 

Ein Kenner des Subkontinent 


Nach seiner Ausbildung kehrte Rudyard Kipling nach Lahore zurück. Er arbeitete dort als Redakteur ortsansässiger Zeitungen und begann Gedichte und Erzählungen zu schreiben. Später bereiste er als Korrespondent - so nennt man einen Berichterstatter der Tageszeitung The Pioneer den indischen Subkontinent. Neben seinen Kinderbüchern ist Rudyard Kipling noch heute für seine literarische Schilderung Indiens zur Kolonialzeit  berühmt.

Klassiker der englischen Literatur

In England gehören sämtlichen Gedichte, Erzählungen und Romane zu den Klassikern der Literatur. Als bekanntestes Werk gilt neben dem Dschungelbuch der Roman Kim über einen Waisenjungen, der in den Straßen Lahores aufwächst, wo er trotz seiner britischen Abstammung als Eingeborener gilt. Der Roman wird von Fachleuten als eine der besten literarischen Darstellungen Indiens in der Kolonialzeit betrachtet.

 

Exotik als Trend der Zeit




Das Dschungelbuch war schon zu Lebzeiten Kiplings ein Bestseller. Das liegt auch daran, dass es für die Menschen damals etwas ganz Besonderes war, über exotische Landschaften, Tiere und Plätze zu lesen. Sie konnten nicht einfach wie wir heute eine Fernreise buchen und ins Flugzeug einsteigen. Kipling, der über das Leben in Indien genau Bescheid wusste, schilderte alles sehr lebendig und farbenfroh, aber poltisch auch aus seiner ganz persönlichen Sicht.

Ein Dichter für das "Empire" 

Diese Einstellung wurde auch später immer wieder kritisiert. Kipling galt als extrem patriotisch.  Das bedeutet, dass er sein Land, England, das zu dieser Zeit als Großreich ("British Emprie") über viele Länder in Asien und Afrika herrschte, über alle Maßen liebte und andere Kulturen dagegen abwertete. Das englische Volk hielt er für eine überlegene Herrenrasse.

Was macht ein Hakenkreuz auf dem Einband?

Weil viele seiner Bücher ein Hakenkreuz auf dem Einband hatten, wurde vermutet, Kipling sei Nationalsozialist. Das stimmt allerdings nicht. Er verwendete das Symbol noch lange vor Hitler und meinte die hinduistische Swastika, eine Kreuzsymbol, das im indischen Sanskrit als Glücksbringer verstanden wird. Der Haken konnte bei Kipling nach rechts oder nach links gebogen sein, beim nationalsozialistischen Hakenkreuz war der Haken immer nach rechts gebogen. Nachdem Hitler an die Macht gekommen war, verwendete Kipling das Zeichen nicht mehr.   

Museum in East Sussex


1936 starb der Dichter an einer Gehirnblutung. Daraufhin gerieten seine Bücher mit Ausnahme einzelner Gedichte und der Kinderbücher für einige Zeit in Vergessenheit. Erst in den 70er Jahren des 20. Jahrhundertes wurden Kiplings Schriften wieder entdeckt und durch neue Übersetzungen auch im deutschen Sprachraum wieder häufiger gelesen. Kiplings ehemaliges Wohnhaus in East Sussex ist heute ein öffentliches Museum und kann besichtigt werden.

Englische Geschichte

Für Wissbegierige: Wer mehr über die Kolonialzeit erfahren will, schaut bitte in den Linkartikeln über "Victoria, Königin von England" und "Indien wird unabhängig" nach.

Nic 23.12. 2010 / Abbildungen: public Domain, Buchcover: Rudyard Kipling Das Dschungelbuch, Arena Verlag

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt