Rainer Maria Rilke

Rilke zählt zu den bedeutendsten Dichtern der Weltliteratur. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist das Werk des Österreichers unangefochten als klassisch anerkannt. Am 4. Dezember 2005 wäre Rainer Maria Rilke 130 Jahre alt geworden.

Kindheit und Schulzeit (1875-1895)

René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke wurde am 4. Dezember 1875 in Prag geboren. Sein Vater Josef Rilke war Beamter in einer Prager Eisenbahngesellschaft. Als Tochter eines Kaiserlichen Rats fühlte sich die Mutter Sophie unter ihrem Stande verheiratet und trennte sich 1885 von ihrem Mann, um in die Nähe des Kaiserlichen Hofes nach Wien zu ziehen.

Seine ersten vier Schuljahre verbrachte Rilke auf einer katholischen Klosterschule in Prag. Obwohl er ein guter Schüler war, nahm ihn sein Vater aus finanziellen Gründen vom Gymnasium und schickte ihn auf eine Militärschule in Österreich. Die körperlichen Anforderungen und der raue Ton belasteten den sensiblen Jungen jedoch sehr. Nach der Versetzung auf die Militär-Oberrealschule 1890 brach Rilke die Ausbildung ab.

Ab Herbst 1891 besuchte er die Handelsschule in Linz. In dieser Zeit erschien sein erstes Gedicht in einer Zeitung, und er begann sich auf die Literatur zu fixieren. Obwohl er die Schule abbrach und 1892 für Privatstudien nach Prag heimkehrte, bestand er 1895 die Reifeprüfung "mit Auszeichung". An der Prager Universität studierte er Geschichte, Kunst, Literatur und ein Semester Rechtslehre.

Von München nach Worpswede (1896-1904)

1896 ging Rilke als Student der Philosophie nach München. Er lernte die 36-jährige Lou Andreas-Salomé kennen. Die Nietzsche-Biografin vermittelte ihm Nietzsches Gedankenwelt und begeisterte ihn für ihr Heimatland Russland. Unter Lous Einfluss änderte er sogar seine Handschrift und den Vornamen (von "René zu "Rainer").

Eine Reise nach Russland im Frühling 1899 führte ihn mit Malern und Schriftstellern (u.a. Leo Tolstoi) zusammen. Nach seiner Rückkehr schrieb Rilke Gedichte für das "Buch der Bilder" und das "Stundenbuch", es folgte das Prosawerk "Geschichten vom Lieben Gott" sowie sein Erfolgsband "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke".

Nach einer zweiten Russlandreise besuchte Rilke die Künstlerkolonie Worpswede bei Bremen. Gemeinsam mit dem Maler Heinrich Vogeler will er den Gedichtband "Mir zur Feier" beenden. Die dort lebenden Künstler faszinierten Rilke und so zog er 1901 ganz in das Dorf. Im April 1901 heiratete er die Bildhauerin Clara Westhoff. Nach der Geburt der Tochter Ruth trennte sich das Paar freundschaftlich. Den Künstlern setzte Rilke in der Monographie "Worpswede" ein Denkmal.

Paris (1904-1914)

Um eine Monographie über den Bildhauer Rodin zu schreiben, ging Rilke im Jahr darauf in die französische Hauptstadt. 1905 wurde er für acht Monate der Privatsekretär von Rodin in Paris.

Die Weltstadt Paris inspirierte den Dichter mit Motiven für seine "Dinggedichte", wie "Das Karussell" oder "Archaischer Torso Apollos". Doch auch die Schattenseiten der Metropole entgingen dem Dichter nicht: Das Elend des mechanisierten Großstadtlebens ist ein Hauptmotiv des Romans "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge".

Während seiner Pariser Jahre bereiste Rilke Italien, Schweden, Dänemark, Nordafrika und Spanien. Er war ständig unterwegs und hielt Vorträge in Prag, in deutschen, italienischen und französischen Städten.

Rilke, ein Europäer

Rainer Maria Rilke beherrrschte die deutsche, tschechische, russische, französische, italienische und dänische Sprache und war ein universaler Europäer. Er hat Werke von Michelangelo Buonarotti, Francesco Petrarca, Jens Peter Jacobsen, Elisabeth Barret-Browning, Paul Valery, Paul Verlaine, Stephane Mallarme und André Gide ins Deutsche übersetzt und außer in deutscher auch in tschechischer, russischer und französischer Sprache geschrieben.

1911/12 lebte er auf Schloss Duino (siehe Bild) an der Adria bei der Fürstin Marie von Thurn und Taxis. Zwischen dem Dichter und der Dame entstand eine lebenslange Freundschaft. 1912 wurde das fürstliche Anwesen Enstehungsort der ersten zwei "Duineser Elegien".

Krieg und letzte Jahre (1914-1926)

Als der Erste Weltkrieg ausbrach, weilte Rilke gerade in München. Die Katastrophe traf ihn völlig unerwartet: In Paris hatte er eine vollständig eingerichtete Wohnung zurückgelassen. Es folgte eine Krise, die ein mehrjähriges künstlerisches Verstummen Rilkes hervorrief. Er diente kurze Zeit beim österreichischen Landsturm, doch wurde er aus gesundheitlichen Gründen schon 1916 entlassen. Nach dem Kriegsende ließ er sich in der Schweiz nieder, wo er am 29. Dezember 1926 an Leukämie verstarb.

Rainer Maria Rilke hat wie kaum ein anderer Dichter die lyrischen Ausdrucksmöglichkeiten unserer Sprache erweitert. Die beiden Leitmotive in seinem so vielen Möglichkeiten der Deutung offenen dichterischen Werk sind die Liebe und der Tod. Auch die eigenen Existenzängste und das ständige Suchen nach sich selbst kommen immer wieder vor.

Noch immer zerbrechen sich Literaturwissenschaftler auf der ganzen Welt über Rilkes Gedichte und seine Bildsprache den Kopf - sicher bewirkt gerade diese Vieldeutigkeit das Besondere und Einzigartige seiner Verse mit.

Auf der Rilke-Seite gibt es eine umfangreiche Materialsammlung zu Rainer Maria Rilke.

Hier findet ihr eine ausführliche Biografie des Dichters.

Unter www.rainer-maria-rilke.de und unter gutenberg.spiegel.de findet ihr viele, viele Gedichte und Werke Rilkes zum Nachlesen.

Wenn du unten auf den Link klickst, kannst du eines der bekanntesten Gedichte Rilkes lesen!

-roro-03.12.2000 / überarbeitet ab 01.12.2005 // Bilder: Rilke PD; Schloss Duino Johann Jaritz/cc-by-sa 3.0;

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