Peter Abälard (1079 1147) und der Universalienstreit

Ich erkenne, auf dass ich glaube.


Was ist der Universalienstreit?

Das Universalienproblem gehörte zu den Kernprobleme der mittelalterlichen Philosophie. Dabei ging es um die Frage, ob den allgemeinen Begriffen (Universalien)eine eigene Realität zukommt oder nicht. Ihr erinnert euch sicher, dass Platon sich bereits mit dieser Frage beschäftigt hatte, und sich dafür entschied an ein Reich der Ideen zu glauben.

Im Mittelalter gab es nun zwei Ansätze zur Lösung dieses Problems.

Der Nominalismus

Die Nominalisten vertraten die Ansicht, dass das Allgemeine nur als Name besteht. Nach dieser Auffassung gibt es keine Realität der Idee oder Universalien. Ein bedeutender Vertreter des Nominalismus ist Roscelin de Compiegne. Für ihn sind die Universalien gesprochene Laute, denen in der Realität nichts entspricht.

Der Realismus (Begriffsrealismus)

Dagegen geht der andere Lösungsansatz, der Realismus, davon aus, dass es sich bei dem Allgemeinen ( Universalien) um reale Dinge (Urbilder) handelt. Die Urbilder sind in einer unsichtbaren Welt. Die Anhänger des Realismus glaubten, dass dies unsichtbare Welt, die eigentliche Wirklichkeit ist. Diese eigentliche Wirklichkeit, ist ewig, unvergänglich und galt als die bessere Welt. Ein bedeutender Vertreter des Realismus ist Wilhelm von Champeaux.

Der Lösungsvorschlag von Abälard

Abälard wurde 1097 in der Nähe von Nantes geboren und ist 1147 gestorben. Er studierte sowohl bei dem Realisten Wilhelm von Champeaux als auch bei dem Nominalisten Roscellin.

Die Positionen der beiden philosophischen Widersacher waren ihm bestens bekannt. Abälard glaubte nun die Fehler seiner Lehrer zu erkennen, und kam zu folgender Lösung:

Die Universalien sind in den Dingen.

Was bedeutet das nun? Abälard hielt es für falsch anzunehmen, dass eine unsichtbare Welt der Universalien die wahre Realität sei. Damit würde die materielle Welt zum vergänglichen, unbedeutenden Abklatsch einer unsichtbaren Welt erklärt werden. Also, für ihn schien es unlogisch, dass der Begriff Menschheit reeller sein sollte, als ein einzelner Mensch.

Andererseits bemängelte er auch die Ansicht, dass nur der einzelne Mensch wirklich ist, und die Verallgemeinerung Menschheit nur als Laut existiere. Denn, so glaubte Abälard, bezeichnet der Begriff Menschheit eine Menge von Eigenschaften, die alle Menschen miteinander verbindet und einander gleichmacht.

Deswegen, so argumentierte er, müsse der allgemeine Begriff mehr als eine Lautfolge sein. Der Begriff Menschheit fasst demnach das Allgemein-Menschliche zusammen, dass in jedem Menschen vorhanden ist.

Abstrakt ausgedrückt: Alles was die Einzeldinge einer Gattung (Mensch-Menschheit) verbindet ist durch den allgemeinen Begriff ausgedrückt und gleichzeitig reell in den Einzeldingen vorhanden. Demzufolge existieren die Universalien nur in den Einzeldingen und nicht außerhalb von ihnen.

Mit dieser Lösung fand Abälard einen Kompromiss zwischen zwei unvereinbaren Meinungen.

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