Matthias Claudius: Vergessener Schöpfer des "Abendliedes"

Am 15. August 1740 wurde im holsteinischen Reinfeld Matthias Claudius geboren - ein mittlerweile weitgehend unbekannter Dichter und Journalist aus dem 18. Jahrhundert. Was wir heute noch mit seinem Namen verbinden, ist das Volkslied "Der Mond ist aufgegangen" (Der Titel heißt eigentlich "Abendlied"), das spätestens jedes Kind im Grundschulalter schon einmal gesungen hat.

Als Sohn eines Pastors wollte Matthias Claudius ursprünglich Theologie studieren. Er brach aber sein Studium ab und verdiente seinen Lebensunterhalt als Redakteur und freier Schriftsteller. Die Zeitung, für die er schrieb hieß "Wandsbeker Bote". Es war die erste deutsche Volkszeitung, das heißt sie war bewusst nicht nur für hohe Herrschaften, sondern für den einfachen Mann von der Straße gedacht.

Ein Journalist für jedermann

Neben Alltäglichem enthielt sie auch allerlei Literarisches wie Aufsätze und Gedichte. Durch engagiertes Arbeiten schaffte es Claudius, das nur vier Jahre existierende Provinzblättchen zu einer der bekanntesten deutsche Zeitungen zu machen. Das lag unter anderem daran, dass er die berühmtesten Autoren dieser Zeit, z.B. Goethe, Klopstock, Lessing und Herder als Autoren verpflichten konnte.

Fürstlich entlohnt

Während die Schriftstellerkollegen geteilter Meinung über Claudius´ literarische Qualitäten waren, kam er bei Hofe an. So gefielen dem dänischen Kronprinz Friedrich seine Werke so gut, dass Claudius ab 1785 einen regelmäßigen Ehrensold erhielt, der ihm und seiner Familie das Auskommen sicherte. Für Matthias Claudius eine unendliche Erleichterung. Immerhin hatte er mit seiner Ehefrau Rebekka zwölf Kinder.

Zeit des Umbruchs

Matthias Claudius hat in einer Zeit des Umbruchs gelebt. Viele Länder wurden von Kriegen heimgesucht und in Frankreich brach 1789 die große Revolution aus. Als Napoleon schließlich fast ganz Europa eroberte, musste Matthias Claudius noch am Ende seines Lebens vor den Franzosen fliehen. Die Befreiung von der Besatzungsmacht konnte der inzwischen in Schleswig-Holstein ansässige Dichter nicht lange feiern. Er verstarb 1815 im Alter von 75 Jahren.

Von den Romantikern geschätzt

Mit seiner Arbeit wurde Matthias Claudius weder richtig reich, noch richtig berühmt. Ein echter "Bestseller" wie z.B. Goethe mit seinem "Werther" ist ihm nie geglückt. Und auch rebellische Gedanken über Staat und Politik, wie etwa Schiller sie veröffentlichte, lagen ihm fern. Claudius war ein bescheidener, tief religiöser Mann, dessen Stil schlicht und bewusst naiv gestaltet war. Er glaubte an die Grenzen der Aufklärung und war der Meinung, dass sich nicht alles auf Erden mit dem Verstand erklären lässt. Seine melancholisch-verträumte Art zu schreiben und die mysthischen Naturschilderungen wurden erst um 1820 von den Romantiker geschätzt. Doch sein Abendlied (hier findet ihr den Text)hat ihn bis heute unsterblich gemacht.

Nic - 10.08.2005 / Abbildung. www.musikanet.de

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