Lotte und Goethe - Eine unglückliche Liebe

Mitte Mai 1772 wandert Johann Wolfgang von Goethe zu Fuß nach Wetzlar, um dort ein Praktikum am Reichskammergericht anzutreten. Dort lernt er Charlotte Buff, die Verlobte des hannoverschen Gesandtschaftssekretärs Johann Christian Kestner, kennen.

Tochter aus gutem Hause

Charlotte Buff wird am 11. Januar 1753 in Wetzlar geboren. Lotte muß sich nach dem Tod der Mutter um ihre zehn Geschwister kümmern. Bereits 1767 lernt sie ihren späteren Mann kennen. Sie bekommen später selbst zwölf Kinder. In Hannover, wohin die Familie 1774 übersiedelt, haben sie beträchlichen Einfluss auf das kulturelle Leben der Stadt. Charlotte Kestner, geb. Buff stirbt am 16. Januar 1828.

Eine hoffnungslose Liebe

Lotte und Goethe treffen sich am 9. Juni 1772 auf einem Ball zum ersten Mal und verliebt sich auf der Stelle in sie. Von nun an ist er täglich und gern gesehener Gast in ihrem Haus. Goethe macht ausgedehnte Spaziergänge, hilft beim Obstpflücken und Bohnenschneiden.

(K)ein kurzes Zwischenspiel

Im August 1772 kommt es zu einer kleinen Krise. Lotte gesteht ihrem Verlobten, zu dem Goethe ebenfalls ein freundschaftliches Verhältnis pflegt, dass der Dichter sie geküsst habe. Bereits am 11. September reist Goethe unerwartet und vorzeitig aus Wetzlar ab.

Charlotte heiratet ihren Verlobten, mit dem sie später 12 Kinder bekommt. Ihre Beziehung zu Johann Wolfgang von Goethe bricht aber nie wirklich ab. 1816 besucht sie ihn sogar in Weimar.

Charlotte wird zu Romanfigur

Die Erfahrung dieser unglücklichen Liebe und der Freitod eines guten Freundes von Goethe bilden die Grundlage für sein zweites großes Werk, den Roman Die Leiden des jungen Werthers, der 1774 erscheint. Mit diesem Roman gelingt dem erst 24jährigen Goethe der große Durchbruch. Der Werther geht über den Ladentisch wie warme Semmeln und löst einen wahren Boom aus. Es entsteht die literarische Epoche des Sturm und Drang.

Lottehaus Wetzlar

Bereits 1863 eröffnen die Bürger Wetzlars im ehemaligen Verwalterhaus des Deutschordenshofes eine Gedenkstätte für Charlotte. Seit 1922 ist das ganze Haus ein Museum. Es hält die Erinnerung wach, an den Sommer 1772, als Goethe fast täglich hier zu Besuch war.

09.01.03 sw- Bild: Aus dem Titelkupfer zur Werther-Ausgabe von 1775 von D. Berger nach Daniel Nikolaus Chodowiecki

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt