Literarische Lügen

Münchhausens Militärdienst und sein Aufenthalt in Russland haben ihm die Eindrücke verschafft, aus denen er später seine wilden Geschichten sponn. In Druck gegeben hat die Geschichten allerdings ein Bekannter Münchhausens. Münchhausen selbst war darüber sehr erbost, insbesondere über den Spitznamen "Lügenbaron", den er deswegen erhielt.

Da die Eltern nicht von niederem Stand waren, sollte Münchhausen, ebenso wie seine drei Brüder, Offizier werden. Seine Lehrzeit als Page absolvierte er am Hof des Prinzen Anton Ulrich zu Braunschweig in Wolfenbüttel. Mit 18 Jahren, 1738, wurde Münchhausen nach Russland geschickt, um zunächst in einem Petersburger Regiment zu dienen. Er stieg in der militärischen Hierarchie weiter auf und diente schließlich in einem besonderen Regiment bei Riga, der Hauptstadt Lettlands.

Lange Liebe

Während dieser Zeit lernte er auch seine große Liebe kennen, die adlige Jacobina von Dunten. Sie heirateten 1744 und führten eine lange und glückliche, wenn auch kinderlose Ehe. 1750 schien Münchhausens militärische Karriere beendet. Er kehrte mit seiner Frau auf das Gut seiner mittlerweile verstorbenen Eltern bei Bodenwerder, nördlich von Hannover, zurück.

Das Erzähl-Talent

Während der Zeit in Riga entdeckte Münchhausen auch sein Erzähl-Talent. Zu Zeiten, als es noch kein Fernsehen oder Radio gab, setzte man sich oft abends in gemütlicher Runde zusammen und lauschte lustigen, spannenden oder auch traurigen Erzählungen. Münchhausen verlegte sich auf das Erzählen unglaublicher und fantastischer Geschichten.

Eine Illustration zu einer der bekannten Geschichten Münchhausens: Als er mit seinem Pferd in einem Sumpf zu versinken droht, zieht er sich am eigenen Schopfe, samt Pferd, aus dem Sumpf heraus.

Zurück in Deutschland erzählt er auch hier im Kreise von Freunden von allerlei Abenteuern, die er haarsträubend ausschmückt. Als Basis für seine Geschichten dienen ihm seine Erlebnisse, die er in Russland und während zweier Feldzüge gegen die Türken gesammelt hat. Zu seinen Zuhörern gehörten Berühmtheiten wie der Philosoph Georg Christoph Lichtenberg.

Der Geschichten-Dieb

Einer der Zuhörer, Rudolf Erich Raspe, musste wegen Schulden nach England fliehen. Dort gab er die Geschichten Münchhausens zunächst anonym als Buch heraus. Das Buch wurde ein voller Erfolg und 1786 wieder ins Deutsche übersetzt. Auch hier war das Buch ein Erfolg, aber der Text lässt Hinweise auf Münchhausen als Urheber erkennen. Dadurch erhielt Münchhausen den spöttischen Beinamen "Lügenbaron".

Weil jemand anders seine Geschichten verkauft und damit Geld verdient hatte, fühlte sich Münchhausen seiner Ideen beraubt. Auch die Bezeichnung "Lügenbaron" nahm er sich zu Herzen. Verärgert und verbittert zog er sich auf sein Landgut zurück, wo er schließlich am 22. Februar 1797 starb.

Eine Büste Münchhausens

In der Münchhausenstadt Bodenwerder ist noch heute der Adelshof der Familie Münchhausen erhalten. Das ehemalige Herrenhaus dient heute als Rathaus. Auch der von Münchhausen erbaute "Grottenpavillon" ist noch zu besichtigen. Dort unterhielt er Gäste mit seinen Geschichten. Mit Hilfe eines Sprachrohrs bestellte Münchhausen im Gasthaus im Tal Wein nach, wenn der Vorrat ausging.

Münchhausen-Syndrom

In der Medizin kennt man das "Münchhausen-Syndrom": Damit bezeichnet man Menschen, die Krankheiten, an denen sie leiden, erfinden, um dadurch Aufmerksamkeit zu bekommen. Manche gehen sogar so weit, sich selbst Verletzungen zuzufügen, um die Aufmerksamkeit zu erhalten, nach der sie sich sehnen.

Wenn ihr mal selbst auf den Spuren Münchhausens wandeln wollt:

Münchhausen - Zimmer und Heimatmuseum

Öffnungszeiten: April bis Oktober täglich 10-12, 14-17 Uhr.

Gruppenführungen auch in den Wintermonaten nach Anmeldung.

Tourist-Information Bodenwerder, Weserstraße 3

Telefon 05533 / 405-41, Telefax 05533 / 6152

Außerdem findet von Mai bis Oktober an jedem 1. Sonntag im Monat das "Münchhausen-Spiel" statt. Ein Münchhausen-Double gibt Geschichten zum Besten.

Links:

Hier findet ihr die "Wunderbaren Reisen zu Wasser und zu Lande, Feldzüge und lustige Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen" beim Projekt Gutenberg

Text: -jj-/ 9.5.2005

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