Jugendliteraturpreis 2009 - die Nominierungen der Jugendjury

Wir stellen euch die Bücher vor, die für den Jugendliteraturpreis 2009 von der Jugendjury nominiert wurden. Mehrere Leseclubs von Jugendlichen aus ganz Deutschland haben hier ihre Lieblingsbücher vorgeschlagen. Über die möglichen Preisträger in den anderen Kategorien könnt ihr euch in separaten Artikeln informieren. Die Preisverleihung findet am 16. Oktober 2009 auf der Frankfurter Buchmesse statt.

Sally Nicholls (Text)

Wie man unsterblich wird

Jede Minute zählt

Aus dem Englischen von Birgitt Kollmann

Carl Hanser Verlag

ISBN: 978-3-446-23047-7

12,90 (D), 13,30 (A), sFr 23,90

Ab 11 

Der Hanser Verlag hat uns dieses Buch leider nicht zur Verfügung gestellt, deshalb können wir es euch nicht vorstellen.

Jordan Sonnenblick (Text)

Wie ich zum besten Schlagzeuger der Welt wurde - und warum

Aus dem Englischen von Gerda Bean

Carlsen Verlag

ISBN: 978-3-551-58177-8

13,00 (D), 13,40 (A), sFr 24,50

Ab 12

Der 13-jährige Steve ist der Meinung, ein ganz normales Leben zu haben. Er ist schüchtern und dürr und wird deshalb von Mädchen kaum beachtet. Außerdem nervt ihn die ganze Zeit sein kleiner Bruder Jeffrey. Als Ausgleich spielt Steve Schlagzeug. Für das Konzert seiner Schulband hat er schon wie verrückt geübt und will es auf keinen Fall verpassen.

Doch als Steve erfährt, dass sein fünfjähriger Bruder an Leukämie (Blutkrebs) erkrankt ist, wird sein Leben plötzlich auf den Kopf gestellt. Er sorgt sich um Jeffrey, den er früher als Quälgeist empfunden hat. Dazu kommen die finanziellen Sorgen der Familie, die sich Jeffreys teure Behandlung kaum leisten können. Außerdem vernachlässigt Steve die Schule und alles scheint außer Kontrolle zu geraten. Einzig sein Bruder, der trotz seiner Krankheit Lebensfreude versprüht, und das Schlagzeug bewahren Steve davor durchzudrehen.

Jordan Sonnenblick gelingt es, trotz des ernsten Themas Jeffreys Leukämie humorvoll und frisch zu erzählen. Aus Sicht des Jugendlichen Steve schildert er sehr klar dessen Gedanken und Sorgen. Alle Figuren sind sehr realitätsnah beschrieben und zeigen, wie unterschiedlich Menschen auf eine solche Krankheit reagieren. Durch den Charme und den Humor in Sonnenblicks Erzählstil wird das Ganze deutlich aufgelockert und vor Allem der kleine Jeffrey wächst einem richtig ans Herz. Sehr zu empfehlen.





Jenna Bush (Text)

Mia Baxter (Fotografie)

Anas Geschichte

Ein Stück Hoffnung

Aus dem Englischen von Christa Broermann

dtv Reihe Hanser

ISBN: 978-3-423-62372-8

9,95 (D), 10,30 (A), sFr 17,50

Ab 13

Als Ana geboren wird ist sie bereits mit dem HIV-Virus infiziert, übertragen von ihrer jungen Mutter. Doch die Mutter stirbt bereits drei Jahre später an AIDS. Ana wird daraufhin von einer Pflegefamilie zur nächsten geschoben. Doch hier erfährt sie wenig Zuneigung. Erst als sie auf Berto trifft, ändern sich die Dinge. Denn Berto ist der einzige Mensch, dem Ana all ihre Geheimnisse anvertraut. Als sie gerade 16 ist, wird sie schwanger.

Als Jenna Bush, Tochter des ehemaligen US- Präsidenten George W. Bush, Ana während eines einjährigen Praktikums bei UNICEF das erste Mal trifft, ist sie schwer beeindruckt von der Geschichte der damals Siebzehnjährigen. Denn es ist eine Geschichte voller Stärke und Überlebenswillen. So beeindruckt, dass sie beschließt deren Schicksal niederzuschreiben:

Anas Geschichte Ein Stück Hoffnung wurde bereits 2007 in den USA zum Bestseller, und dort hoch gelobt. Zu Recht, denn trotz einer teils einfachen Sprache, hat die Autorin, die heutige Grundschullehrerin, ein sehr emotionales und an keiner Stelle kitschiges Werk geschaffen. Das Buch handelt von einer jungen Frau mit einer schweren Geschichte, die dennoch nicht aufgibt, sondern ihren eigenen Weg geht, und das mit einer faszinierenden Entschlossenheit. Obwohl sie eine tödliche Krankheit in sich trägt, lässt sie sich nicht entmutigen. Ein ergreifender Jugendroman, der nachdenklich macht und stärkt, den eigenen Weg zu gehen. Auf keinen Fall zu entbehren. (Sabrina Hofmann)

Iva Procházková (Text)

Die Nackten

Sauerländer Verlag

ISBN: 978-3-7941-8081-3

14,90 (D), 15,40 (A), sFr 26,90

Ab 14

Sylva, Filip, Evita, Niklas und Robin fünf Jugendliche, fünf Schicksale vor einer deutsch-tschechischen Kulisse im Sommer. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist die eigensinnige Sylva, die mit jedem der anderen in irgendeiner Form in Verbindung steht. Sie ist hochbegabt und verbringt ihre Zeit lieber in der Natur, als im Unterricht. So oft es geht schwimmt sie in Flüssen oder Seen. Schließlich wird sie von der Schule geschmissen und steht vor einer schwierigen Entscheidung: Soll sie fortan bei der Mutter in Deutschland oder beim Vater in Tschechien leben?



Der intellektuelle Filip, ihr ehemaliger Nachbar, ist in Sylva verliebt, findet jedoch nicht den Mut, ihr das zu gestehen. Währenddessen kämpfen Evita und ihr Freund Niklas, der Sylva aus Kinderjahren kennt, gegen die gemeinsamen Drogenprobleme an. Als Sylva für die Ferien bei ihrer Mutter in Berlin wohnt, lernt sie schließlich Robin kennen. Auf einer Klassenfahrt ist er einem Mädchen angeblich zu nahe gekommen. Seitdem macht ihm sein Vater das Leben schwer. Als sich die Eltern dann auch noch trennen wollen, vertraut er sich Sylva an.



In jedem Kapitel ändert sich die Hauptperson und die Zusammenhänge zwischen den Jugendlichen sind kompliziert. Beides erschwert das Lesen anfangs etwas. Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, ist die Geschichte durchaus interessant. Iva Procházková zeigt die Verwundbarkeit und das Gefährdetsein im übertragenen Sinne also die Nacktheit von Jugendlichen in der Pubertät einfühlsam auf. Dabei gelingt es ihr, eine ganz eigene Atmosphäre zu schaffen. Am Ende bietet sie jedoch keine Lösungen an, sondern überlässt jedem selbst das Zu-Ende-Denken der Erzählung. Für Leser, die noch nicht 14 Jahre als sind, ist das Buch jedoch nicht empfehlenswert. (Karin Ehrmann)






Markus Zusak (Text)


Die Bücherdiebin

Aus dem Englischen von Alexandra Ernst

cjb

ISBN: 978-3-570-13274-6

19,95 (D), 20,60 (A), sFr 34,90

Ab 14

Der Tod erzählt eine düstere Geschichte, streut seine "Bemerkungen am Rande" in die Geschehnisse ein. Und man muss sich erst in dieses ungewöhnlich geschriebene Buch einlesen, doch dann kann man es kaum mehr aus den Händen legen.

Der Tod ist auch ein Hauptdarsteller in "Die Bücherdiebin". Denn die Geschichte von Liesel, die bei einer Pflegefamilie in Molching bei München aufwächst, spielt im Deutschland der Nazizeit. 1939 beginnt die Geschichte und sie handelt davon, wie Liesel sich durch Bücher über eine furchtbare Zeit rettet.  Menschen, die Liesel sehr nahe sind, sterben. erst ihr Bruder, dann ihre Mutter. Sie kommt zu Pflegeeltern. Zur scheinbar grobschlächtigen Rosa Hubermann und ihrem feinfühligeren, Musik und Bücher liebenden Mann Hans Hubermann. Durch ihn lernt Liesel lesen und die Bücher lieben. Sie stiehlt bücher und liest und liest anderen vor. Selbst den Bombenangriff übersteht Liesel lesend. Und sie übersteht eine furchtbare Zeit, nicht ohne Furchtbares zu erleben...

Doch "Die Bücherdiebin" erzählt auch von Freundschaft, Vertrauen und von dem Mut für andere da zu sein und ihnen zu helfen, selbst wenn alles aussichtslos erscheint.

Martin Zusak lebt in Australien. Sein mutiger Roman, der fesselt und einem beim Lesen den Atem stocken lässt, verarbeitet Erinnerungen seiner Eltern. Diese sind während des Zweiten Weltkrieges in München und Wien aufgewachsen. Auch wenn es schon zahlreiche Jugendbücher zu diesem Thema gibt - "Die Bücherdiebin" ist einzigartig. Der Roman ist packend und zugleich humorvoll und voller Tränen und Trauer. Er ist große Literatur - für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen. Aber man sollte nicht jünger als 14 sein, wenn man ihn liest - am besten wäre es wahrscheinlich, man liest mit anderen, auch mit seinen Eltern und spricht darüber. Denn es gibt vieles in diesem Buch, was nicht ungesagt bleiben sollte! -ab-

Floortje Zwigtman (Text)

Ich, Adrian Mayfield

Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf

Gerstenberg Verlag

ISBN: 978-3-8369-5200-2

16,90 (D), 17,40 (A), sFr 29,90

Ab 16

Dieser Roman spielt im historischen London. 1894 verliert der Lehrjunge Adrian Mayfield mit 16 Jahren seine Anstellung. Um nicht auf der Straße zu landen, geht Adrian zum Kunstmaler Trops, der ihm einen Unterschlupf bietet und ihn in den purpurnen Hofstaat, einen Künstlerkreis um den Autor Oscar Wilde, einführt.

Adrian ist fasziniert von dieser reichen, dekadenten Gesellschaft, zu der er Zutritt erhält, und doch immer in der Gefahr, im nächsten Augenblick pleite in der Gosse zu landen. Um sich über Wasser zu halten, arbeitet er als Künstlermodell und entdeckt langsam, dass er, Adrian, Männer liebt.

Vom alten Adrian, der in Ost-London die Kneipe des trinkenden Vaters am Laufen hielt und schließlich von seiner Mutter eine ordentliche Anstellung vermittelt bekam, entwickelt er sich zum Künstlermodell Adrian, der sich verändert und vereinsamt, ohne es zu merken.

Als im Londoner Sommer der purpurne Hofstaat schließlich fortreist, um sich anderswo die Zeit zu vertreiben, sieht sich Adrian gezwungen, in einem Bordell zu arbeiten, um dort Geld zu verdienen, und driftet beinahe in die Kriminalität ab.

Dennoch hört Adrian nicht auf, auf die Liebe und das Glück zu hoffen - wenn es so etwas für ihn überhaupt geben darf, denn im London zu dieser Zeit gilt Homosexualität als Verbrechen.

Floortje Zwigtmans Roman beschreibt die Figuren und Londons Straßen und Gesellschaft so nah und schön, dass die Charaktere beinahe von der Buchseite springen könnten. Auch Adrians Gefühlswelt ist immer durch Zwigtmans Erzählkunst präsent, die sehr feinfühlig ist, aber auch krass sein kann, wenn es um Adrians homosexuelle Erfahrungen geht.

Im ganzen Buch geht es um Adrians Selbstfindung, und mit dieser Entwicklung ist so eindrucksvoll Kunst und Literatur dieser Zeit verwoben, dass man diesen Roman als die Zusammensetzung vieler verschiedener Bilder bezeichnen kann: mal brutal, mal feinfühlig, mal eigensinnig, mal harmonisch schön. -Lena Götzinger-

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