Jugendliteraturpreis 2007: Die nominierten Sachbücher

Wir stellen euch die Bücher vor, die für den Jugendliteraturpreis 2007 in der Kategorie Sachbuch nominiert wurden. Über die Vorschläge in den anderen Kategorien könnt ihr euch in separaten Artikeln informieren. Die Preisverleihung findet am 12. Oktober 2007 auf der Frankfurter Buchmesse statt.

Welches dieser Sachbücher gefällt euch am besten? Hier könnt ihr euch einen Eindruck von den sechs Kandidaten für den Jugendliteraturpreis 2007 machen:


Claire d'Harcourt

Was macht der Bär im Museum?

Tiere in der Kunst

Aus dem Französischen von Eva Plorin

Knesebeck Verlag

ISBN 978-3-89660-381-4

24.95 (D), 25.70 (A), sFr 44.60

Ab 5

"Was macht der Bär im Museum" ist eines der wenigen Bücher, die für Kinder und Erwachsene jeden Alters interessant sind. Der Hauptteil des Buches besteht aus ganzseitigen Abbildungen von Kunstwerken, die ein Tier zum Thema haben.

Dabei werden auf einer Doppelseite meist zwei unterschiedliche Darstellungen eines Tieres einander gegenüber gestellt: z. B. ein Hundemosaik aus dem alten Rom und eine Hundeskulptur aus Holz und Nägeln, hergestellt im 19. Jahrhundert in Afrika. Oder ein Löwenkopf aus Terrakotta der fast 4000 Jahre alt ist und das Gemälde eines Löwen von Eugène Delacroix.

Nebenbei kann man so einen Streifzug durch die Kunstgeschichte machen, der durch die Erklärungen zu jedem Bild im Anhang noch mit wertvollen Informationen untermauert wird. Eine Einführung in die Geschichte der Tiere in der Kunst gibt einen kurzen Überblick, wie und wozu Tiere im Laufe der Epochen dargestellt wurden.

Ganz praktisch bringt das Buch auch eine Fülle von Anregungen, selbst kreativ zu werden: Das Stachelschwein aus Zweigen und Blättern läd zum Gestalten mit Naturmaterialien ein, der Hahn aus Abfällen zum Bau einer Recycling-Plastik oder das Foto eines Raben zum eigenen fotografischen Experimentieren.

Kurzum: ein Buch zum Betrachten und Staunen, zum Lernen und Nachahmen für Tier- und Kunstfreunde. (-lm-)



Maja Nielsen

Jochen Hemmleb

Mount Everest

Spurensuche in eisigen Höhen

Gerstenberg Verlag

ISBN 978-3-8067-4834-5

12.90 (D), 13.30 (A), sFr 22.00

Ab 9

1924 versuchten die zwei Engländer George Mallory und Andrew Irvine als erste Menschen, den Gipfel des höchsten Berges der Welt, des Mount Everest zu besteigen. Das Buch zeigt Fotos der Pioniere, erklärt, wie die Expedition damals verlief und berichtet von Noel Odell, der die zwei Bergsteiger das letzte Mal sah, ehe sie verschwanden.

Was ist mit Mallory und Irvine geschehen? Haben sie den Gipfel erreicht und kamen auf dem Rückweg ums Leben oder waren sie gar nicht so weit gekommen? Diese Fragen beschäftigen seither Bergsteiger aus aller Welt. Unter ihnen auch den Deutschen Jochen Hemmleb. Wie ein Detekiv sammelte Hemmleb alle Informationen über die zwei Engländer, die er finden konnte. 1999 machte er sich zusammen mit einem Expeditionsteam auf die Suche nach den vor 75 Jahren Verschollenen.

Was das Team fand und welche Methoden sie bei der Suche nutzten erfährt man in dem Buch genauso wie zahlreiche Details über den Berg, die Todeszone, die Ausrüstung früher und heute. Eine faktenreiche, spannende und etwas gruselige Lektüre für alle, die sich für eines der großen Abenteuer der Menschheit interessieren. (-lm-)




Barbara Mungengast (Konzeption & Grafik)

Sigrid Laube (Text)

Nadia Budde (Illustr.)

Wolfgang Amadé Mozart

Ein ganz normales Wunderkind

Holzhausen Verlag

ISBN 978-3-85493-123-2

19.00 (D), 19.00 (A), sFr 32.68

Ab 9

Das ist ein ganz verrücktes Wunderbuch: Gleich auf dem Buchdeckel grinst euch wechselweise Mozart oder ein Krokodil entgegen. Und zwischen den Buchdeckeln geht es genauso bunt zur Sache: Originalrezepte aus dem Rokoko, eine Bauanleitungen für ein Schattentheater, Ideen für eine Geheimschrift, Masken zum Ausschneiden, ein Kartenquartett mit Mozart als Joker alles das macht das Buch zu einem Lesespaß, weit entfernt von trockener Lektüre.

Auch tat die Autorin Sigrid Laube alles dafür, Mozart Entwicklung vom Wunderkind zum gefeierten Komponisten so anschaulich wie möglich nachzuzeichnen. Wer zum Beispiel kann sich schon vorstellen, wie viel 250 Jahre sind. Dass man aber neun Großmütter aneinanderreihen müsste und die neunte damals gelebt hätte das ist schon viel bildlicher. Die Illustrationen Nadia Buddes kommentieren dazu augenzwinkernd den Text: Da wird Mozart schon mal als geigespielendes Baby in Windel dargestellt. Oder man sieht Läuse, die sich groß wie Mäuse in Perücken tummeln. Das Buch ist ein Spaß, und es ist lehrreich zugleich. Was will man mehr von einem Buch?! (-Ronny Waburek-)


Chava Pressburger (Hrsg.)

Petr Ginz

Prager Tagebuch 1941-1942

Aus dem Tschechischen von Eva Profousová

Berlin Verlag

ISBN 978-3-8270-0641-7

19.90 (D), 20.50 (A), sFr 34.90

Ab 12

Dieses Buch wurde uns vom Verlag nicht zur Verfügung gestellt, deshalb können wir es euch leider nicht vorstellen.


Henning Boëtius

Geschichte der Elektrizität

Aus dem Französichen von Eva Plorin

Beltz / Gelberg Verlag

ISBN 978-3-407-75326-7

19.90 (D), 20.50 (A), sFr 35.50

Ab 14

Henning Boetius spannt in diesem Buch einen weiten Bogen. Er erzählt die Geschichte der Elektrizität von den alten Griechen bis heute. Die alten Griechen und Elektrizität? Ja, denn das Wort Elektron kommt aus dem Griechischen und bedeutet eigentlich Bernstein. Denn an diesem Millionen Jahre alten Baumharz entdeckte man das erste Mal das Phänomen der statischen Elektrizität. Leichte Dinge wie Federn oder Haare wurden von geladenem Bernstein angezogen.

Als man Elektrizität im heutigen Sinne entdeckte, nutzte man das Phänomen zunächst spielerisch. Elektrisiermaschinen waren der große Hit für Abendgesellschaften im 19. Jahrhundert. Mehr und mehr entdeckte man aber den praktischen Nutzen dieser Kraft. All dies beschreibt Henning Boetius sehr kenntnisreich und spannend. Manchmal bleiben aber Fragen, die man dann entweder den Eltern oder dem Physiklehrer stellen sollte.

Henning Boetius nimmt in seinem Buch den Leser auf eine spannende Reise durch die Geschichte des wichtigsten Phänomens, ohne das unser heutiges Leben gar nicht vorstellbar ist. Harte Fakten gemischt mit Beschreibungen des Lebens und Denkens der Menschen durch fast zwei Jahrtausende hindurch. Ein empfehlenswertes Buch, gerade für Leser, die sonst nicht viel mit Physik am Hut haben.

-jj-

Brian Fies

Mutter hat Krebs

Aus dem Amerikanischen von Wolfgang J. Fuchs

Knesebeck Verlag

ISBN 978-3-89660-356-2

14.95 (D), 15.40 (A), sFr 27.30

Ab 15

Ein Buch das unter die Haut geht. Autor Brian Fies erzählt seine eigenen Erfahrungen mit der tödlichen Krebserkrankung seiner Mutter als Comic.

Ursprünglich erschien die Geschichte über Brians Mutter, bei der Krebs diagnostiziert wurde, im Internet. Der Amerikaner wollte sich und seinen Geschwistern helfen, mit dieser bedrohlichen Situation umzugehen. Und so zeichnete und erzählte er, was er in seiner Familie, mit den Ärzten, im Krankenhaus und auch mit sich selbst erlebte. Seine Geschichte war für viele eine große Hilfe -  aber es ist meiner Meinung nach nicht wirklich ein Jugendbuch!

Es gibt harte, ja fast brutale Stellen, viele Fachbegriffe und ganz am Ende leider auch kein Happy-End. Das ist natürlich das Leben, aber sehr beängstigend. Es ist ein Plädoyer gegen das Rauchen - natürlich, denn seine Mutter leidet an Lungenkrebs, schließlich auch an weiteren Tumoren.

Brian Fies wollte mit diesem Buch der schlimmen Erfahrung, die er gemacht hatte, etwas Gutes abgewinnen. Das ist ihm sicher gelungen. Menschen, in ähnlicher Situation finden bei ihm sicher Erfahrungen, die sie auch gemacht haben und vielleicht gibt er ihnen auch Mut. Dennoch ist es für mich ein schwieriges Buch, das man nicht einfach vergisst, wenn man es gelesen hat und das einem durchaus auch Angst machen kann. Daher, sicher nichts für unter 15!

(-ab-)

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