Jonathan Swift

Am 30. November 1667 wurde in Dublin der Schriftsteller Jonathan Swift geboren. Sein bekanntestes Werk Gullivers Reisen ist ein Jugendbuch-Klassiker, obwohl der Autor es ursprünglich für Erwachsene geschrieben hat.

Einsame Kindheit

Jonathan Swift wuchs als Halbwaise auf. Bereits sieben Monate vor seiner Geburt war sein Vater Jonathan Swift (Senior) gestorben. Die Mutter schickte ihn bereits in seinem ersten Lebensjahr mit einem Kindermädchen nach England, während sie noch fünf Jahre lang in Irland blieb. Erst dann zog sie sebst in die englische Stadt Leicester. Lange blieben Mutter und Sohn aber auch hier nicht zusammen. Jonathan kehrte nach Dublin zurück, wo Verwandte sich um ihn kümmerten. Als er 14 Jahre alt war, begann er auf Wunsch seines Onkels an der Dubliner Universität Theologie zu studieren. Dort stellte er für diese Zeit sehr unbequeme Fragen und galt deshalb als rebellisch. Gnadenhalber (by special favour) bekam er trotzdem eine Abschlussurkunde.



Privatsekretär und Geistlicher

Swifts Leben war ein ständiges Wechseln von England nach Irland und zurück. Nach dem Studium arbeitete er in England als Sekretär von Sir William Temple. Der war als früherer Staatsmann inzwischen im Ruhestand, besaß aber viel Einfluß auf Politik und Gesellschaft. In dieser Zeit ging Jonathan Swift ein zweites Mal auf die Universität, diesmal in Oxford. Er schloss mit einem Master of Arts ab, kehrte nach Irland zurück und ließ sich zum Priester in der anglikanischen Kirche ordinieren. 1694 predigte er in Kilroot, gab die Anstellung aber nach einem Jahr wieder auf. Er kehrte nach England zu Sir William zurück und begann seine ersten Bücher zu schreiben (Ein Tonnenmärchen , eine Satire auf den Streit der christlichen Konfessionen und Die Bücherschlacht, in der er den Streit um die Vorrangstellung der antiken gegen die moderne Literatur parodiert), die aber erst neun Jahre später veröffentlicht wurden.

1698 starb Sir William, und Jonathan Swift kehrte zusammen mit Esther Johnson, der unehelichen Tochter seines Arbeitgebers, zurück nach Irland. Hier fand er wieder Anstellung in der Kirche.


Politiker und Schriftsteller

Mit der anonymen Veröffentlichung der Schrift Dissensions in Athens and Rome im Jahr 1701 begann Jonathan Swifts literarische Karriere. 1704 erschienen die beiden Manuskripte, die er noch in Sir Williams Diensten verfasst hatte und festigten seinen Ruf als Schriftsteller.

Allerdings veröffentlichte er nicht nur unter seinem richtigen Namen. Er engagierte sich politisch und gab in den Jahren 1710/11 die Tory-Wochenzeitung Examiner heraus. Später kehrte er wieder nach Irland zurück und verfasste scharfzüngige, politische Satiren, in denen er die Ausbeutung der mittellosen Iren durch englische Gutsbesitzer angriff. Einige davon ärgerten die englische Regierung so sehr, dass sie für die Ausfindigmachung des anonymen Verfassers 300 Pfund auslobte.



Gullivers Reisen



Swift schrieb insgesamt 37 Bücher. Bis heute literarisch unsterblich machte ihn sein berühmt-berüchtigter Roman Gullivers Reisen. 1726 veröffentlicht, wurde das Buch lange Zeit hauptsächlich als Kinderbuch angesehen. Es wurde meist in gekürzten Ausgaben gedruckt und seiner kritisch-bissigen Satire beraubt. Bekannt ist deshalb die 2-teilige Kinderbuchausgabe, in welchem Gulliver erst das Land von Zwergen entdeckt und dann im Land der Riesen landet. In der Originalfassung besteht das Buch allerdings aus vier Teilen.

In einer Art Robinsonade beschreibt Swift die Reisen von Gulliver in verschiedene Länder, deren belächelte Eigenheiten Swift als scharfe Spitzen gegen die widersprüchliche Natur des Menschen nutzt. Ein interessantes Detail der Geschichte ist die relativ genaue Vorhersage von zwei Marsmonden, die erst 150 Jahre später entdeckt wurden.

Jonathan Swift starb am 19. Oktober 1745 an den Spätfolgen eines Schlaganfalls, der ihn 1742 zum Invaliden gemacht hatte.

Text: RR, 26. 11. 2007, Bilder: Wikipedia GNU


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