Hugo von Hofmannsthal

Vor 130 Jahren, am 1. Februar 1874 wurde der Autor Hugo von Hofmannsthal in Wien geboren. Schon als 15-jähriger veröffentlichte er sein erstes Drama unter dem Titel Gestern. Er nannte sich damals Theophil Morren.

Seine frühen Gedichte sind schwermütig und voller Todesmystik. Sie erscheinen in den Blättern für die Kunst von Stefan George, einem anderen berühmten Autor dieser Zeit. Hofmannsthal studiert zunächst Jura, dann französische Literatur. In diesem Fach verfasst er seine Doktorarbeit und will es sogar bis zum Professor bringen. Er verzichtet dann jedoch auf eine Karriere an der Universität und wird freier Schriftsteller.

Ein Autor zweifelt an der Sprache

1902 veröffentlicht Hofmannsthal den so genannten Lord-Chandos-Brief. Lord Chandos ist eine von ihm erdachte Figur. Der Autor Chandos beschreibt in dem Brief an seinen Freund Francis Bacon sein Problem: Ihm ist die Fähigkeit abhanden gekommen, über irgend etwas zusammen hängend zu denken oder zu sprechen. Die Worte zerfallen ihm geradezu im Mund. Plötzlich zersplittert die Wirklichkeit vor seinen Augen in lauter Einzelteile, die sich nicht mehr mit einem Begriff umspannen lassen, wie das zuvor der Fall war.

Auch sind ihm plötzlich die Urteile zuwider, die man gezwungener Maßen ständig fällen muss, sobald man über irgendetwas spricht. Sein Problem ist also eine Sprachkrise. Er kann die Wirklichkeit nicht mehr mit Worten zum Ausdruck bringen. Deshalb beschließt Chandos das Schreiben aufzugeben und sich auch nicht mehr an Gesprächen zu beteiligen.

Zwar ist die Figur des Lord Chandos erdacht, das Problem jedoch beschäftigt auch Hofmannsthal. Der Brief wurde deshalb so berühmt, weil er zum ersten Mal eine Krise anspricht, die typisch wurde für die moderne Literatur: Die Skepsis gegenüber der Sprache.

Im Gegensatz zu seiner Figur Chandos gelingt es Hofmannsthal, die Sprachkrise so weit zu bewältigen, dass er weiterhin schreiben kann.

Jedermann muss sterben

Sein wohl berühmtestes Werk erscheint 1911: Das Drama Jedermann. Hofmannsthal greift darin auf die Tradition der mittelalterlichen Mysterienspiele zurück. Die Geschichte der Hauptfigur, des Jedermann ist die eines hochmütigen und egoistischen reichen Mannes, der sterben muss. Als Personifizierungen treten der Tod, Glaube und die guten Werke auf, auch Gott und der Teufel spielen mit.

Alljährlich wird das Stück bei den berühmten Salzburger Festspielen auf dem Domplatz unter freiem Himmel aufgeführt.

Auch Hofmannsthals eigenes Leben geht auf dramatische Weise zu Ende: Sein ältester Sohn nimmt sich am 13. Juli 1929 das Leben, der Vater stirbt zwei Tage später beim Aufbruch zur Beerdigung seines Sohnes.

Hier findet ihr eine Kurzbiographie Hofmannsthals und einige seiner Werke im Volltext: http://gutenberg.spiegel.de/autoren/hofmanns.htm .

Text: LM 30.01.04, Fotos: Jedermann: Hermann, Clärchen & Matthias Baus, H. von Hofmannsthal: Projekt Gutenberg.

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