Heinrich Heine: Ein Dichter spaltet die Nation

Bewundert von seinen Verehrern, aber auch gefürchtet und gehasst für seine scharfzüngigen, zuweilen zynischen Satiren - an kaum einem Dichter des 19. Jahrhunderts schieden sich die Geister so wie an Heinrich Heine. Als seine Literatur aus politischen Gründen sogar verboten wurde, ging der junge Schriftsteller freiwillig ins Pariser Exil, wo er am 17. Februar 1856 starb.

Da ein Hausbrand sämtliche Familiendokumente vernichtete, ist es bis heute ungewiss, ob Heinrich Heine, der eigentlich Harry hieß, tatsächlich am 13. Dezember 1797 geboren wurde. Bereits im Kindesalter galt der Junge als äußerst sensibler Zeitgenosse. Er war überempfindlich gegen Lärm, lautes Reden und Klavierspiel. Dafür interessierte er sich umso mehr für Sprachen und Literatur. Vor allem französische Bücher hatten es ihm angetan. Kein Wunder - stand Deutschland doch damals unter Besatzung der Franzosen und der Lehrplan wurde nach französischem Vorbild gestaltet.

Kaufmann wider Willen

Nach Abschluss des Gymnasiums begann der Abiturient eine Ausbildung als Kaufmann - auf Wunsch seines Vaters Samson, der den selben Beruf ausübte. Als Harry auf der Vahrenkampschen Handelsschule lieber Gedichte als Rechnungen schrieb, flog er in hohem Bogen aus der Klasse. Auch die Ausbildung bei seinem steinreichen Onkel in Hamburg wurde zur Qual. Das eigene Warenhaus, das ihm Salomon Heine finanziert hatte, war binnen eines Jahres pleite.

Geistreiches Umfeld

Die nächste Station: ein Jurastudium - wieder vom Onkel gesponsort - in Bonn, Göttingen und Berlin, wo der junge Heine bald Zutritt zu dem Salon von Rahel Varnhagen erlangte. Unter "Salons" verstand man damals kulturelle Treffpunkte, die es in allen größeren Städten gab. Dichter, Künstler und andere Intellektuelle kamen dort zusammen, um geistreich zu diskutieren.

Ein Jude wird Christ

Seine Bekanntschaft mit berühmten Schriftstellern und Philosophen beflügelten Heine 1822 zu ersten literarischen Fingerübungen. In den folgenden Jahren beschäftigte er sich intensiv mit Religion und konvertierte vom Juden- zum Christentum. Man geht heute davon aus, dass er damit den aus seiner Religionszugehörigkeit erwachsenden Benachteiligungen entgehen wollte. Fortan nannte er sich Christian Johann Heinrich Heine.

Reisen durch ganz Europa

In den folgenden Jahren trat Heine vor allem mit literarischen Reiseskizzen aus dem Harz, aus England, aus Italien und von Helgoland an die Öffentlichkeit. Darin mischte er auf neuartige Weise Banales und Emotionales, Tiefsinniges und Witziges. Am populärsten wurde jedoch sein 1827 veröffentlichter Gedichtband "Buch der Lieder". Viele dieser lyrischen Werke wurden von Schumann, Schubert, Brahms und anderen Komponisten vertont.

Paris als zweite Heimat

Als 1835 die gesamten Schriften des "Jungen Deutschland" - so nannte man die literarische Bewegung dieser Zeit - verboten wurden, fiel auch Heine unter die Zensur. Er ging als Korrespondent nach Paris um für die "Augsburger Allgemeine Zeitung" über das politische und kulturelle Leben der heimlichen europäischen Hauptstadt zu berichten.

Von der Zensur verfolgt

1843 und 1844 unternahm der Dichter zwei letzte Reisen in seine Heimat, die er in "Deutschland. Ein Wintermärchen" verarbeitete. Mit seiner scharfen Beobachtungsgabe und den teilweise bitterbösen Kommentaren zur politischen Situation machte er sich in Deutschland eine Menge Feinde. Viele seiner Werke blieben lange Zeit auf dem Index für verbotene Bücher. Das ist ein Grund dafür, weshalb Heine noch heute in Frankreich fast bekannter ist als bei uns - obwohl er inzwischen längst zu den besten deutschen Dichtern überhaupt gerechnet wird.

Gefangen in der "Matratzengruft"

1848 erkrankte Heinrich Heine an Rückenmarksschwindsucht. Sein Krankenlager, von dem er sich bald nicht mehr erheben konnte, nannte er selbst scherzhaft-bitter "Matratzengruft". Die Erfahrungen mit der schweren Krankheit flossen in seine letzten Gedichtbände ein. Nach jahrelanger Pflege durch seine Frau Mathilde wurde der deutsche Dichter 1856 von seinem Leiden erlöst. Sein Grab befindet sich auf dem Montmatre Friedhof in Paris in prominenter Lage. Gleich daneben wurden die französischer Nationalautoren Balzac und Zola bestattet.

11.12.2002 /akt. am 14.2.2006 - Text und Foto: nic

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt