Heinrich Böll: Autor und Kritiker zugleich

Heute vor 90 Jahren, am 21. Dezember 1917, wurde Heinrich Böll in Köln geboren. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit und erhielt 1972 sogar den Nobelpreis für Literatur. Mehr über diesen berühmten Schriftsteller erfahrt ihr hier...

Heinrich Böll wuchs als achtes Kind eines Schreinermeisters und einer Bauerntochter in kleinbürgerlichen Verhältnissen auf und wurde von seinen Eltern katholisch erzogen. Er begann schon während seiner Schulzeit am Gymnasium kurze Erzählungen und Gedichte zu schreiben. Nach seinem Abitur im Jahr 1937 begann er eine Buchhandelslehre, brach diese aber schon nach einigen Monaten wieder ab, und wurde kurz darauf zum Reichsarbeitsdienst (abgekürzt RAD) verpflichtet. Diesen Dienst musste zur Zeit des Nationalsozialismus jeder junge Mann und jede junge Frau einmal sechs Monate lang verrichten. Sie wurden dazu "zwangsverpflichtet".


Kurz nach dem Beginn seines Germanistikstudiums in Köln im Sommer 1939 musste er es wegen der Einberufung zur Wehrmacht gleich wieder unterbrechen. Die Zeit in der Wehrmacht war sehr bewegt. Heinrich Böll heiratete 1942 seine Frau Annemarie. Sein erster Sohn wurde geboren und starb kurz nach der Geburt. Auch Bölls Mutter starb. Seine drei weiteren Söhne kamen erst 1947, 1948 und 1950 zur Welt. 1945 geriet Böll in Kriegsgefangenschaft, aus der er glücklicherweise schon nach fünf Monaten wieder entlassen wurde.


Schreiben ist ein mühseliges Geschäft


Nach seiner Zeit in der Wehrmacht nahm er zwar sein Studium wieder auf, aber nur da er dadurch Lebensmittelkarten bekam und somit seine Familie besser ernähren konnte. Vom Studium an sich war er von Anfang an nicht begeistert gewesen. Nebenbei hatte er auch mehrere Gelegenheitsjobs und konnte im Jahr 1947 seine ersten Kurzgeschichten in Zeitschriften veröffentlichen. Die Themen dieser Geschichten waren vor allem die Erfahrungen aus dem Krieg und Kritik an den gesellschaftlichen Entwicklungen in der Nachkriegszeit.


Im selben Jahr ließ Böll sich vom Studium beurlauben und nahm es während seines ganzen Lebens auch nicht wieder auf. Während dieser Zeit begann er seinen ersten Roman "Kreuz ohne Liebe" zu schreiben, der jedoch erst nach seinem Tod (posthum) veröffentlicht wurde.


Endlich freischaffender Schriftsteller


Von 1951 an war Heinrich Böll als freischaffender Schriftsteller tätig, was schon immer sein Wunsch war. Er wurde zur Gruppe 47 eingeladen um seine neuen Manuskripte vorzulesen. Dies war eine Gruppe von Schriftstellern, die sich regelmäßig traf um sich gegenseitig zu unterstützen und zu kritisieren. Dort erlangte Böll großes Ansehen und Respekt. 1952 schloss er einen Vertrag mit einem Verlag in Köln, um weitere Werke veröffentlichen zu können.


In den folgenden Jahren beschäftigte sich Böll in seinen literarischen Werken mit den damaligen Gegenwartsproblemen. Zum Beispiel kritisierte er in "Ansichten eines Clowns" (1963), die Regierung des Kanzlers Konrad Adenauer, den Katholizismus und die damalige konservative Wohlstandsgesellschaft scharf. In seinen Romanen bezog er somit auch zur politischen Situation Stellung. Während dieser Zeit entstanden auch die meisten seiner Werke.


1972 bekam Heinrich Böll dann als erster deutscher Nachkriegsautor den Nobelpreis für Literatur verliehen. Zwei Jahre danach folgte ein ebenso bekanntes Werk von ihm, das Furore machte: "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" oder "Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann". Diese Erzählung wurde sogar verfilmt und in über 30 Sprachen übersetzt.


Aufgrund seiner Gesellschaftskritik und seiner politischen Ansichten wurde Böll aber nicht nur verehrt, sondern auch häufig von der Presse als "Staatsfeind" bezeichnet. Er wurde deshalb polizeilich überwacht und musste Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen.


Bekanntheit über den Tod hinaus


Am 16. Juli 1985 starb Heinrich Böll nach einer Operation. Die Anteilnahme an seinem Tod war groß. Es erschienen nicht nur Menschen aus allen Bevölkerungsschichten zu seiner Beerdigung, sondern auch Kollegen und der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker.


Heinrich Böll verlor nach seinem Tod aber nicht an Bedeutung, denn einige seiner Romane und Erzählungen wurden erst danach veröffentlicht. Seine Werke gehören sogar zu denen, die am häufigsten in andere Sprachen übersetzt wurden. Weiterhin wurde auch die Heinrich-Böll-Stiftung von seinen Angehörigen gegründet und der Literaturpreis der Stadt Köln nach ihm benannt.


Text: Alexandra Müller - 20.12.2007, Bilder: Wikipedia, GNU.

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