Gorch Fock - wer war der Namensgeber des Segelschulschiffes?

Die "Gorch Fock" ist das berühmte Segelschulschiff der Deutschen Marine mit Heimathafen Kiel. Benannt wurde es nach einem Dichter. Einem Mann, der Zeit lebens das Meer und die Küstenbewohner liebte, der selbst gern Fischer geworden wäre und schließlich, im Ersten Weltkrieg, als Matrose starb: Gorch Fock!

Wer war Gorch Fock?

Vor 125 Jahren, am 22. August 1880, wurde Gorch Fock als ältestes von sechs Kindern des Hochseefischers Heinrich Wilhelm Kinau und seiner Frau Metta Holst auf der Elbinsel Finkenwerder geboren. Eigentlich hieß er Johann Wilhelm Kinau. Der Junge liebte die See, die Elbe, Hamburg und die Menschen, die dort lebten. Weil er aber nicht robust genug war, konnte er nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten und Fischer werden. Stattdessen machte er nach der Schule eine kaufmännische Lehre, besuchte die Handelsschule und wurde Buchhalter und Kontorist in verschiedenen Städten. 1907 übernahm er die Buchhalterstelle der Deutsch-Amerika-Linie in Hamburg.

Seine Leidenschaft: Das Dichten

Doch Heinrich Wilhelm Kinau hatte eine Leidenschaft: Die Dichtung und zwar in seiner Heimatsprache, dem Plattdeutschen, und in Hochdeutsch. Er veröffentlichte ab 1904 zahlreiche Gedichte und Geschichten, aber nicht unter seinem Namen, sondern unter verschiedenen Pseudonymen, also erfundenen Namen. So nannte er sich Jakob Holst, Giorgio Focco und Gorch Fock.

Gedichte, Erzählungen, Theater und ein Roman

In seinen Werken ging es um die See und das Leben der Seeleute und um die Menschen seiner Heimat. 1913 erschien ein Werk in hochdeutsch, mit plattdeutschen Dialogen "Seefahrt ist not". Dieser Roman ist wohl der bekannteste und wurde in Norddeutschland ein großer Erfolg. Die Geschichte handelt von einem Hochseefischer aus Finkenwerder, der als Held dargestellt wird. Der Literaturforscher Robert Wohlleben ist der Ansicht, dass Fock sich an Theodor Storms "Schimmelreiter" angelehnt habe, um seinen Heldenroman zu schreiben.

Neben vielen Kurzgeschichten - wie "Schrullengrieper und Tungenknieper", die von Fischern und Seefahrern handelten (1910), die lustige Geschichte des "Heim Godenwind, Admiral von Moskitonien" (1911) oder die ernsten "Fahrensleute" (1914) - und Gedichten verfasste er auch Einakter wie "Cilli Cohrs" und "Doggerbank".

Tod des Matrosen

1915, mit 35 Jahren, wurde der Autor in den Ersten Weltkrieg eingezogen und kämpfte in Serbien, Russland und Frankreich als Infanterist. Unter "Infanterie" versteht man die gesamten Fußtruppen der Streitkräfte eines Landes. Aber Fock zog es auf die See und so wurde er auf eigenen Wunsch zur Marine versetzt - ein Wechsel, der ihm zum Verhängnis werden sollte, denn er musste an der Seeschlacht von Skagerrak in den Gewässern von Jütland teilnehmen.

Diese Seeschlacht war eine der größten überhaupt und die größte des 20. Jahrhunderts: 151 britische und 99 deutsche Schiffe waren beteiligt. Auf britischer Seite starben 6094 Soldaten, auf deutscher 2551. Unter ihnen auch Gorch Fock, der mit dem Kreuzer SMS Wiesbaden am Morgen des 1. Juni 1916 unterging und starb.

Seine Leiche wurde einen Monat später nördlich von Göteborg gefunden und auf der schwedischen Insel Stensholmen zusammen mit weiteren deutschen und englischen Seeleuten begraben. Dort auf einem schlichten Grabstein ist auch "Seefahrt ist not" in den Stein gemeißelt.

Falls ihr den Roman "Seefahrt ist not" anlesen wollt: Das Projekt Gutenberg bietet die Gelegenheit dazu.

-ab-22.08.2005 Text / Fotos: Gorch als Matrose: Deutsche Historische Museum. Gorch Fock im Anzug: Projekt Gutenberg.

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