Friedenspreis des deutschen Buchhandels

Seit 1950 wird der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels jedes Jahr anlässlich der Frankfurter Buchmesse vergeben. Der international bedeutende Preis, soll an eine Persönlichkeit gehen, "die sich durch literarische, wissenschaftliche und künstlerische Tätigkeit zur Verwirklichung des Friedensgedanken in hervorgehobenem Maße verdient gemacht hat." Gestiftet wird der Preis, eine Urkunde und 15.000 Euro, vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Der Festakt findet immer in der Paulskirche in Frankfurt am Main statt.

Was ist der Börsenverein des Deutschen Buchhandels?

Auf der so genannten Buchhändler- Börse der Leipziger Buchmesse wurden seit 1792 die Abrechnungen zwischen Buchhändlern und Verlagen privat geregelt. Daraus entstand 1825 in Leipzig ein Zusammenschluss von Buchhändlern aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Dieser Verein ist die offizielle Vertretung der Buchhändler. 1912 gründete der Börsenverein die Deutsche Bibliothek in Leipzig, die erste Zentralbibliothek.

Der Verein engagiert sich in Themen wie der staatlichen Zensur oder dem Urheberrecht. Ab 1948 hatte der westdeutsche Börsenverein seinen Sitz in Frankfurt am Main. 1991 haben sich der west- und ostdeutsche Börsenverein in Frankfurt zusammengeschlossen. Seit 1951 vergibt der Börsenverein auch den Friedenspreis.

Die Partner beim Deutschen Buchpreis an der Pressekonferenz am 1. Oktober 2004 im Frankfurter Römer (von links): Stefan Aust, Petra Roth, Dr. Gottfried Honnefelder, Dieter Schormann, Florian Langenscheidt, Volker Neumann

Neu: Deutscher Buchpreis

Ab 2005 vergibt der Börsenverein noch einen neuen Literaturpreis: den Deutschen Buchpreis für den besten deutschsprachigen Roman des Jahres. Der Preisträger erhält 37.500 Euro. Erstmals wird der Preis am 17. Oktober 2005 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers verliehen. Neben dem Börsenverein beteiligen sich der Spiegel- Verlag, Gabriele und Dr. Florian Langenscheidt, die Stadt Frankfurt am Main und die Frankfurter Buchmesse an diesem Preis. Dieser soll dazu dienen der Literatur, vor allem aber deutschsprachigen Büchern, wieder mehr Bedeutung und Aufmerksamkeit zu geben.

Susan Sontag, Friedenspreisträgerin 2003

Zu den Friedenspreisträgern zählten:

1951 der Arzt, Theologe und Philosoph Albert Schweitzer,

1955 der Dichter, Schriftsteller, Maler und Nobelpreisträger Hermann Hesse,

1959 der erste bundesdeutsche Bundespräsident Theodor Heuss,

1963 der Physiker und Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker,

1965 die Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Nelly Sachs,

1971 die Journalistin und Verlegerin der "Zeit" Marion Gräfin Dönhoff,

1976 der schweizer Architekt und Schriftsteller Max Frisch,

1978 die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren,

1979 der Musiker, Violinist und Dirigent Yehudi Menuhin,

1981 der russische Schriftsteller Lew Kopelew,

1995 die Islamwissenschaftlerin Annemarie Schimmel oder

2001 der Soziologe und Philosoph Jürgen Habermas.

Im letzten Jahr erhielt ihn die US-amerikanische Schriftstellerin, Essayistin, Denkerin und Publizistin Susan Sontag.

Der Friedenspreisträger 2004: Péter Esterházy

1950 wurde der Ungar in Budapest geboren. In der ungarischen Hauptstadt lebt er auch heute noch. Er zählt zu den international anerkanntesten Schriftstellern seines Heimatlandes. Zunächst hatte der studierte Mathematiker als Systemorganisator in einem Ministerium gearbeitet. 1978 gab er seinen Beruf auf und wurde freier Schriftsteller.

Péter Esterházy,

"Harmonia Caelestis"

Sein Hauptwerk "Harmonia Caelestis" erzählt die Geschichte seiner berühmten ungarischen Familie. Esterházy ist ein bekanntes ungarisches Adelsgeschlecht, das über Jahrhunderte in der ungarischen und habsburgerischen Politik mitgemischt hat. Nachdem die Kommunisten 1948 in Ungarn an die Macht kamen, wurde seine Familie enteignet und deportiert. Er wirft dabei einen frischen und ungewöhnlichen Blick auf die Geschichte seiner Familie.

Das Buch hat zwei Teile: Der erste Teil trägt den Untertitel "Numerierte Sätze aus dem Leben der Familie Esterházy" und ist ein Textmosaik aus Einzelgeschichten, Mythen und Legenden. Der zweite Teil "Die Bekenntnisse einer Familie Esterházy" erzählt die Geschichte der Aristokratenfamilie im 19. und 20. Jahrhundert. In Ungarn galt dieser Roman als "Nationalepos".

"Verbesserte Ausgabe"

Doch der Autor machte eine ihn erschütternde Entdeckung: Esterházy musste nach der Einsicht bisher verschlossener Akten feststellen, dass sein Vater selbst als Agent für die Kommunisten tätig war. Das hatte er nicht gewusst. Er war schockiert, das bisherige Bild seines Vaters zumindest zum Teil falsch. So schrieb Esterházy die "Verbesserte Auflage" und setzte sich darin nochmals mit der Geschichte seines Vaters auseinander.

Für "Harmonia Caelestis" erhielt Esterházy 2001 den Ungarischen Literaturpreis und den Sandor-Marai-Preis.

-ab-06.10.04 Text / Fotos: Péter Esterházy: Doris Poklekowski; Susan Sontag: Annie Leibovitz; Deutscher Buchpreis, Pressekonferenz: Harald Schröder; Zwischenbuchhändler: Börsenverein des Deutschen Buchhandels.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt