Freiwillige Ausreise - Unwort des Jahres 2006

Mit dem Unwort des Jahres kritisiert eine Jury der Universität Frankfurt am Main Begriffe, die häufig benutzt wurden, aber einen Sachverhalt beschönigen und in ungeeigneter Weise verharmlosen. Ein sprachlicher Missgriff - So lässt sich das "Unwort des Jahres" wohl am besten beschreiben.

Für das Jahr 2006 kürten die Sprachpfleger den Begriff Freiwillige Ausreise zum Unwort des Jahres. So bezeichnet man es, wenn Asylbewerber die Wahl haben zwischen Abschiebung, auch unter Anwendung körperlichen Zwanges, oder eben freiwillig auszureisen.

Dieser Begriff erfüllt damit die Voraussetzung zum Unwort, denn gewählt werden Begriffe, die in den Augen und Ohren der Juroren sachlich grob unangemessen sind und möglicherweise sogar die Menschenwürde verletzen. Jemanden vor die Wahl zwischen Abschiebung und freiwilliger Ausreise zu stellen, kommt einer Erpressung oder Nötigung gleich.

Kluge Köpfe treffen die Wahl

 

Der Jury-Sprecher ist Prof. Horst Dieter Schlosser. Mit ihm sitzen drei weitere Sprachwissenschaftler als ständige Mitglieder und zwei jährlich wechselnde Juroren im Auswahl-Gremium. In diesem Jahr gehören der Jury auch die Journalisten Mario Scalla vom Hessischen Rundfunk und Dr. Michael Sommer vom ZDF an.

 

Sprachliche Missgriffe nennen

 

Dieses Jahr gab es 2247 Zuschriften und 1130 Vorschläge zum Unwort des Jahres, so viel wie nie zuvor. Darunter waren auch Begriffe wie Unterschicht, Problembär Bruno oder auch Kindgerechte Abschiebung.

Bei der seit 16 Jahren stattfindenden Aktion »Unwort des Jahres« sind alle, auch ihr, aufgefordert, sprachliche Missgriffe einzusenden. Gesucht werden Wörter und Formulierungen, die "sachlich grob unangemessen" sind und möglicherweise sogar die Menschenwürde verletzen. Die Vorschläge können aus stammen, aus der Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Technik, Wissenschaft, Kulturinstitutionen oder Medien stammen, und sollen in jedem Fall eine Quellenangabe enthalten.

 

Vorschläge erwünscht

 

Vorschläge werden während des ganzen Jahres entgegengenommen, die intensive Sammelphase liegt aber jeweils zwischen Oktober und Anfang Januar. Danach wird die in einer Sitzung der Jury gefällte Entscheidung über die Medien bekannt gegeben. Einsendungen mit Unwortvorschlägen könnt ihr an folgende Adresse schicken:

 

Prof. Dr. Horst D. Schlosser,

Universität Frankfurt a.M.,

Grüneburgplatz 1

60629 Frankfurt a.M.

Fax: 069 / 798-32675

Unwortvorschläge per E-Mail bitte an: unwort@em.uni-frankfurt.de

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite des Projekts

http://www.unwortdesjahres.org/

Text: -lm-/-jj- 19.1.2007

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt