Frank Wedekind: Dramatiker und Bürgerschreck

Frank Wedekind geboren am 24. Juli 1864 - gehört noch heute zu den meistgespielten Dramatikern seiner Epoche. Mit Stücken wie Frühlings Erwachen, Lulu oder Musik übte der Dichter, der nebenbei auch noch Schauspieler, Kabarettist und Journalist war, auch Kritik an der Gesellschaft und sorgte damit zu Beginn des 20. Jahrhunderts für ordentlich Zündstoff.

Aufmüpfig war Frank Wedekind schon als kleiner Junge. Obwohl er intelligent war, schaffte er die Schule nur mit Hängen und Würgen. Seine Eltern, die sich in Amerika kennen gelernt und ihm wohl deshalb den Vornamen Benjamin Franklin gegeben hatten, waren recht wohlhabend. Der Vater Arzt, die Mutter in der Jugend Schauspielerin, bewohnten mit ihren sechs Kindern ein Schlösschen in der Schweiz. Ursprünglich stammte die Familie allerdings aus Hannover.

Schule - nein danke!

Wedekind begeisterte sich schon in der Schule für Literatur, verfasste kleine Gedicht und gemeinsam mit seinem Bruder Armin ein Buch für die kleine Schwester. Der Gymnasiast verehrte Goethe und Heine, beschäftigte sich, angeregt durch seine Tante, mit Philosophie. Auf Wunsch seines Vaters studierte er Jura in München, trieb sich allerdings mit Vorliebe in Theatern, Museen und Konzerten herum.

Werbung für Maggi

Es kommt wie es kommen muss: Wedekind bricht das Jura-Studium ab und überwirft sich mit seinem Vater. Als ihm dieser jegliche finanzielle Unterstützung versagt, ist der junge Mann gezwungen selbst für seinen Lebensunterhalt zu sorgen. Er heuert im Reklame- und Pressebüro der Firma Maggi an und schreibt nebenbei für das Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung. Sein Freundeskreis besteht aus Künstlern und Zirkusleuten das bunte Treiben in der Manege fasziniert ihn ein Leben lang und beeinflusst auch seine Dichtung.

Literatur als Leidenschaft

Ab 1891 veröffentlicht Franklin, der sich jetzt Frank nennt, in einem Sammelband des Münchener Naturalistenkreises. Die Epoche des Naturalismus, die man heute besonders mit Georg Hauptmann und Berlin verbindet, hatte auch eine Bewegung in Bayern hervorgebracht. Es war eine Handvoll Dichter, die sich um Michael Georg Conrad scharte. Auch Frank Wedekind gehörte bald zu den regelmäßigen Mitarbeitern, wandte sich später aber dem Expressionismus zu.

"Frühlings Erwachen"

Noch im selben Jahr stellte Wedekind sein erstes Drama fertig. Frühlings Erwachen Eine Kindertragödie. Der Titel steht synonym für die aufkeimende Sexualität unter pubertierenden Jugendlichen im Obrigkeitsstaat Kaiser Wilhelms II. Die Hauptfiguren leiden unter der Dressur in der Schule und der Prüderie im Elternhaus und versuchen dagegen aufzubegehren. Es kommt zu mehreren Katastrophen wie Schülerselbstmord und Teenagerschwangerschaft, verdrängt von der Elterngeneration, die Schuld wird bei den Kindern selbst gesucht.

Gesellschaftskritik

Mit seiner harschen Kritik an der Gesellschaft und am Erziehungssystem seiner Zeit machte sich Wedekind kaum Freunde. Ein Theaterstück, das Selbstbefriedigung und Sex, Gewalt gegen Kinder, Suizid und Vergewaltigung thematisierte, galt als provokant und für die Bühne als undenkbar. Erst 15 Jahre später, am 20. November 1906, wagte Max Reinhardt die Uraufführung in Berlin. Sie wurde ein grandioser Erfolg und begründete Wedekinds Ruhm als Bühnendichter.

"Lulu"

Zum Skandalstück schlechthin sollte jedoch Wedekinds Lulu-Tragödie werden. Da Drama, in dem der Dichter den Abstieg der sinnlichen Lulu von der geachteten Ehefrau zur Prostituierten beschreibt, ließ die Zensur aufhorchen. Nach mehreren Gerichtsverhandlungen wurde der Text als sittenwidrig erklärt, beschlagnahmt und vernichtet. Heute wird die Lulu, mit der Wedekind das expressionistische Drama vorbereitete, sowohl als Schauspiel-, Ballett- und Opernversion häufig an Theatern in der ganzen Welt gegeben.

Der "Bürgerschreck"

Wedekind galt bis zu seinem Tod als Bürgerschreck, der mit seinen grotesk anmutenden Darstellungen das Publikum provozieren wollte. Wegen Majestätsbeleidigung musste er sogar einige Monate in Festungshaft. Doch das änderte nichts an seinem losen Mundwerk. In Chansons, Balladen und Kabarettnummer war er als Mitglied der Elf Scharfrichter in seinem Element. Auch im Privatleben hielt er sich lange nicht an die Konventionen der Zeit, hatte wechselnde Partnerinnen und mehrere Kinder mit ihnen.

Nachdem Wedekind als freier Schriftsteller abwechselnd in Berlin, Leipzig, Dresden, London und Paris gelebt hatte, ließ er sich 1906 in München nieder. Dort lebte er bis zu sein Tod 1918 zusammen mit seiner Ehefrau, der Schauspielerin Tilly Newes.

Nic 22.07.2004 / Abbildung: Cd-Rom Literamedia Frank Wedekind. Frühlings Erwachen, Cornelsen Verlag

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