Die Nominierungen der Jugendjury für den Jugendliteraturpreis 2006

Wir stellen euch die Bücher vor, die für den Jugendliteraturpreis 2006 von der Jugendjury nominiert wurden. Mehrere Leseclubs von Jugendlichen aus ganz Deutschland haben hier ihre Lieblingsbücher vorgeschlagen. Über die möglichen Preisträger in den anderen Kategorien könnt ihr euch in separaten Artikeln informieren. Die Preisverleihung findet am 6. Oktober 2006 auf der Frankfurter Buchmesse statt.

Gefallen euch diese Bücher auch so gut wie den Jugendlichen, die sie für den Jugendliteraturpreis ausgewählt haben? Wir stellen euch die nominierten Jugendbücher vor:

Isabel Abedi

Whisper

Arena

ISBN 3-401-05369-8

13.90 (D), 14.30 (A), sFr 25.00

 

Noa hat es nicht einfach. Nicht nur, dass sie mitten in der Pubertät steckt und gerade schlechte Erfahrungen mit einem Jungen hinter sich hat - ihre Mutter Kath ist auch noch eine berühmte Filmschauspielerin, die am liebsten arbeitet und sich noch lieber von anderen dafür bewundern lässt.

Das Verhältnis der beiden wird nun während der Sommerferien auf eine harte Probe gestellt. Nur sie beide und Gilbert - gewissermaßen Noas Ersatzvater und schwuler Freund der Mutter - machen Urlaub in einem kleinen Dorf, irgendwo in Deutschland. Dort hat Kath ein altes Haus gemietet, weil sie eine Kulisse für eines ihrer nächsten Filmprojekte sucht.

Schnell wird klar, dass das Haus, das Noa später "Whisper" nennen wird, irgendein Geheimnis birgt. Ein Mädchen soll sich vor 30 Jahren auf dem Dachboden das Leben genommen haben. Das findet Noa heraus, als sie mit David, einem Jungen aus dem Dorf, aus Spaß eine Geisterbeschwörung am Tatort durchführt. Zum Schrecken der beiden meldet sich ein echter Geist: Eliza!

Als Noa und David Nachforschungen über Eliza anstellen, stoßen sie auf Widerstand. Offenbar sind mehr Dorfbewohner in das Geheimnis verwickelt, als ihnen lieb ist. Und als dann auch noch ein Mordanschlag auf Kath verübt wird, ist klar, dass da eine Menge faul ist...

"Whisper" ist ein locker geschriebener Jugendroman mit super spannender Story und lebensechten Charakteren. Wer auf Grusel und Gänsehaut steht, wird das Buch spätestens nach den ersten drei Kapiteln nicht mehr aus der Hand legen können. Denn man möchte nicht nur wissen, wie das Geheimnis um Eliza gelüftet wird.  Auch zwischen Noa und David beginnt es zu knistern... Vorsicht Suchtgefahr! Und deshalb ganz zurecht auf der Auswahlliste der Jugendjury. (-nic-)



Kevin Brooks

Lucas

Aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschhahn

dtv

ISBN 3-423-70913-8

12.00 (D), 12.40 (A), sFr 21.10

Schon am Anfang ist klar: diese Geschichte endet tragisch und trauirg. Und bald wird auch deutlich: Sie ist nichts für schwache Nerven!

Der preisgekrönte Autor Kevin Brooks lässt die spannende Geschichte um den geheimnisvollen Jungen Lucas und die 15-jährige Cait auf einer kleinen englischen Insel spielen. In diese abgeschlossene Welt, aus der niemand einfach entfliehen kann, bricht Lucas ein. Ein Fremder, von dem kaum jemand etwas weiß. Ein hübscher, eigenartiger Junge, der weiß, wie er in der Naur überlebt. Bald lernt er Cait kennen und während sich zwischen den beiden eine wunderbare, zarte Freundschaft entspinnt, versuchen die anderen Inselbewohner den Fremden wieder zu vertreiben. Also verleumden sie "den Zigeuner" und versuchen ihm mit allen Mitteln eine Gewalttat anzuhängen. Als schließlich ein grausam zugerichtetes Mädchen am Strand gefunden wird, eskaliert der Hass und es interessiert eigentlich außer Cait und ihrer Familie kaum mehr, ob der Junge wirklich etwas damit zu tun hat...

Cait erzählt diese traurige Geschichte um ihre erste Liebe im Rückblick. Sie schreibt sie auf, um damit leben zu können. Cait ist 15 und weder Kind noch Frau und eigentlich steckt sie ständig in einem Gefühlswirrwarr, das wohl jeder einmal erlebt und das einem die Sprache nimmt. Doch Cait kämpft um Lucas, an ihrer Seite ihr Bücher schreibender Vater, auch ein Fremder auf der Insel, ihr großer Bruder und Deefer, ihr Hund. Doch der Versuch Lucas zu retten, endet brutal und Cait muss mit dieser Geschichte weiterleben...

"So wird es sein.

Man macht einfach weiter.

Es gibt kein Ende".

- Das sind die letzten Worte dieses Jugendromans, in dem es um Liebe, Hass und alles was dazwischen liegt geht und der sicher die Sprache der Jugendlichen spricht, der aber wirklich sehr traurig ist und ganz sicher nichts für schwache Nerven!

(-ab-)

Zoran Drvenkar

Was geht wenn du bleibst

Carlsen Verlag

ISBN 3-551-58148-7

12.00 (D), 12.40 (A), sFr 21.90

Das Buch wurde uns vom Carlsen Verlag leider nicht zur Verfügung gestellt. Daher können wir es euch nicht vorstellen. 

  

Susan Flechter

Eve Green

Aus dem Englischen von Stefanie Schaffer-de Vries

Berlin

ISBN 3-8270-0553-1

19.90 (D), 20.50 (A), sFr 34.90

Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter wächst Eve die eigentlich Evangeline heißt auf der Farm Pencarreg ihrer Großeltern auf. Klingt nach idyllischem Landleben, ist es aber nicht. Eve wird zwar liebevoll behandelt, aber für sie gelten zehn Regeln, an die sie sich zu halten hat. Eine davon ist, nie über ihren Vater zu reden, von dem sie nicht einmal weiß, wer es ist.

 

Dass mit ihren Eltern ein Geheimnis verknüpft ist, merkt Eve nur allzu schnell. Die Dorfbewohner begegnen ihr mit Ablehnung und Vorurteilen. Für Eve ist spannend, dass gerade der Außenseiter Billy ihr mehr über Mum und Dad erzählen kann. Dass er durch einen Hufschlag im Gesicht entstellt ist und ihn alle den Verrückten nennen, stört Eve nicht. Eine ungleiche Freundschaft beginnt.

 

Trotz vieler Selbstzweifel lässt sich Eve in der neuen Heimat nicht unterkriegen. Das Geheimnis ihres Vaters lässt ihr trotzdem keine Ruhe. Wer war Kieran Green, der Mann, den ihre Mutter nur sieben Monate gekannt hat? Und warum wird sie von so manchem Dorfbewohner hinter vorgehaltener Hand als  Diebin und Missgeburt bezeichnet? Eve findet alte Tagebucheinträge ihrer Mutter und beginnt Nachforschungen anzustellen.

 

Völlig in Aufruhr gerät das Dort als eines Tages Rosemary verschwindet, ein Mädchen in Eves Alter. Eve hat eine Idee, wer es gewesen sein könnte, jedoch gelingt es mit einer absichtlichen Bemerkung einen Unschuldigen anzuschwärzen. Der Mann, den Eve anklagt, wird bald reingewaschen, aber das Klima im Dorf bleibt vergiftet....

 

Mit ihrem Debütroman Eve Green hat Autorin Susan Fletcher kein ausgesprochenes Jugendbuch geschrieben. Aber da die von der 29jährigen, schwangeren Eve in Rückblenden erzählte Geschichte sich hauptsächlich mit der Kindheit und Jugend der Titelheldin befasst und es um spannende Verwicklungen im Leben des Mädchens und seiner Eltern geht, ist das Buch auch für junge Leser ab etwa 13 Jahren zu empfehlen.

 

Der Wechsel der Erzählebenen, der Gegenwart und Erinnerung kunstvoll miteinander verbindet, erfordert zwar manchmal ein bisschen Konzentration, aber dafür wird man mit einem eingängigen, poetischen Schreibstil belohnt. In wunderschönen Bildern lässt die erst 27jährige Autorin das beschauliche Dörfchen in Wales das Eve als Achtjährige erstmals betritt vor den Augen der Leser lebendig werden lässt.. (-nic-)

Joyce Carol Oates

Mit offenen Augen

Die Geschichte von Freaky Green Eyes

Aus dem Amerikanischen von Birgitt Kollmann

Carl Hanser Verlag

ISBN 3-446-20605-1

15.90 (D), 16.40 (A), sFr 29.00

Der Leser steht von Anfang an mitten drin, im Leben von Francesca, genannt "Freaky". Die Jugendliche erzählt ihre Geschichte, und von Beginn an spürt man, es ist etwas Schreckliches passiert. Ihre Eltern streiten oft, doch sie und ihre kleinere Schwester versuchen, nicht daran zu denken. Ihr berühmter, erfolgsverwöhnter Vater kann keinen Widerspruch dulden und reagiert mit Gewalt. Auch die Kinder bekommen das ab und gewöhnen sich an, ihn nicht zu reizen.

Eines Tages erträgt die Mutter die Situation nicht mehr. Sie versucht sich zu befreien um leben zu können - der Vater macht die Mutter bei den Kindern schlecht, erzwingt die Liebe seiner Töchter, verdammt die Mutter und rächt sich an ihr.... Freaky kommt dahinter und es offenbart sich ein furchtbares Drama! Und sie hat den Mut etwas für sie kaum Vorstellbares zu tun.

Joyce Carol Oates ist eine preisgekrönte Autorin - und ihr ist hier ein packendes, trauriges, aber auch mutmachendes Buch in einem geglückt. (-ab-)

Angie Sage

Septimus Heap. Magyk

Aus dem Englischen von Reiner Pfleiderer

Carl Hanser Verlag

ISBN 3-446-20642-6

17.90 (D), 18,40 (A), sFr 32,50


Die Zaubererfamilie Heap, deren jüngster Sohn, Titelheld Septimus, kaum geboren, zu sterben scheint, ist Mittelpunkt dieses Schmökers. Statt um Septimus dreht sich jedoch alles um Jenna, das Findelkind der Heaps, das sich als Tochter der ermordeten Königin entpuppt. Ihre Flucht vor dem Schwarzmagier DomDaniel beschäftigt sie, ihre Familie und die spleenige außergewöhnliche Zauberin Marcia fast das ganze Buch über.

Auf 500 Seiten ist so ziemlich alles vorhanden, was zu einer kinderfreundlichen Fantasy-Geschichte gehört: gute und böse Magier, Zaubertränke, Geister-Spione, Hexenfeste und allerhand schleimige Geschöpfe. Schade, dass sich die Magier nur gelegentlich und in ausweglosen Situationen daran erinnern, dass sie ja zaubern können.

Außerdem viele Details, die junge Leser lieben: Teenie-Jungs, die ohne allzu viel elterliche Zuwendung in einem Baumhaus leben dürfen, liebenswerte Tiere, deren witzige Gedanken zu lesen sind, allerhand Schiffe und Paddelboote, und Erwachsene, die sich nicht einmischen, wenn die Kids kniffelige Situationen selbst meistern wollen. Und natürlich der Bucheinband, der auf verkaufsfördernde Weise an ein Zauberbuch erinnert sowie die Karte der Handlungsorte im Einband.

Für jüngere Leser ist Magyk daher sicher unterhaltsam zu lesen und nicht zu gruselig. Einem Vergleich mit Harry Potter hält der Erstlingsroman von Angie Sage jedoch nicht stand, zu vorhersehbar ist die Handlung, zu schnell glitzert hinter jeder Spannung ein heiteres Happy end. (-lm-)

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