Die Kinderbuch - Nominierungen für den Jugendliteraturpreis 2006

Wir stellen euch die Bücher vor, die für den Jugendliteraturpreis 2006 in der Kategorie Kinderbuch nominiert wurden. Über die Vorschläge in den anderen Kategorien könnt ihr euch in separaten Artikeln informieren, die demnächst hier auf www.wasistwas.de erscheinen. Die Preisverleihung findet am 6. Oktober 2006 auf der Frankfurter Buchmesse statt.


Vincent Cuvellier (Text)

Charles Dutertre (Illus.)

Besuche bei Charles

Aus dem Französischen von Sigrid Laube

Jungbrunnen Verlag

ISBN 3-7026-5764-9

12.50 (D), 12.50 (A), sFr 23.00

Charles (sprich: Scharl) heißt wie ein Opa, er sieht aus wie ein Opa und zieht sich an wie ein Opa. Dabei ist er ein Junge, genau wie Benjamin, der im Unterricht hinter ihm sitzt und der diese Geschichte erzählt. Keiner kann Charles leiden. Er ist ein richtiger Außenseiter, für den sich niemand interessiert, es sei denn, um sich Lineal und Stifte bei ihm zu leihen und nie mehr zurück zu geben.


Eines Tages hat Charles einen schlimmen Unfall und kann wochenlang nicht in die Schule gehen. Deshalb beauftragt die Lehrerin Benjamin, Charles die Hausaufgaben zu bringen.


Während des ersten Besuches reden die Jungen fast kein Wort miteinander. Doch im Lauf der Zeit lernen sie einander näher kennen. Benjamin erzählt Charles, was er draußen erlebt und da stellt sich heraus, dass auch Charles ein Hobby hat. Außerdem erfahren sie von den Problemen des anderen.


Endlich ein Buch direkt aus dem Leben. Die Gespräche sind so echt. Benjamins Gedanken die eines ganz normalen Jungen. Total nachvollziehbar.

Für Selbstleser und Ins-Buch-mit-Reingucker sind die schwarz-weißen Zeichnungen wie von Kinderhand, die zwischen den Zeilen herumhüpfen, eine besondere Freude. Sie machen das Buch erst komplett. (-lm-)

Valérie Dayre

Lilis Leben eben

Aus dem Französischen von Maja von Vogel

Carlsen Verlag

ISBN 3-551-58123-1

12.50 (D), 12.90 (A), sFr 22.70

Das Buch wurde uns vom Carlsen Verlag leider nicht zur Verfügung gestellt. Daher können wir es euch nicht vorstellen. 


Joke van Leeuwen

Weißnich

Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers

Gerstenberg Verlag

ISBN 3-8067-5079-3

13.90 (D), 14.30 (A), sFr 24.90

Plötzlich fällt "Weiß nich" auf das Bett eines Kindes und die Langeweile hat ein Ende. Denn die beiden gehen auf unglaublich fantasievolle Weise auf die Suche. Sie suchen die Geschichte von "weiß nich" und finden dabei zahllose andere Geschichten - oder zumindest deren Anfang.

Und so ideenreich, wie die Erzählung selbst ist, so abwechslungsreich sind auch die einzelnen Seiten gestaltet - und so bekommt man beim Lesen nicht nur Lust zum Fabulieren, sondern auch zum Basteln und Schnibbeln und Papierfalten und -reißen und alles, was einem sonst noch einfällt um seinen Gedanken Ausdruck zu verleihen.

Ein sehr schönes Buch, an dessen ganz eigenen Stil man sich erst ein bisschen gewöhnen muss, aber dann kann man gar nicht mehr genug davon bekommen! Ein Buch, das Lust macht, selbst ein Buch zu erfinden! Wenn das nix ist! (-ab-)


Ljudmila Ulitzkaja (Text)

Wolf Erlbruch (Illus.)

Ein glücklicher Zufall

und andere Kindergeschichten

Aus dem Russischen von Ganna-Maria Braungardt

Carl Hanser Verlag

ISBN 3-446-20603-5

12.90 (D), 13.30 (A), sFr 23.70

Wie in Märchen erzählt die bekannte russische Autorin sechs Geschichten von Kindern aus Russland - das uns fern und fremd erscheint. Aber, wenn wir auch viele Wörter und die Namen nicht kennen, manche Begriffe ungewöhnlich klingen und manche Sitten rau und trist - die russischen Kinder haben genau dieselben Sorgen und Eigenschaften, Ängste und Freude wie wir. Und genau davon erzählt Ljudmila Ulitzkaja mit viel Liebe zum Detail.

So entführt sie uns in russische Dörfer, in denen die Armut herrscht und die Kinder sich genauso ärgern wie sonstwo auf der Welt. Sie erzählt von Mädchen, die sich in bitterer Kälte für einen Kohlkopf anstellen müssen - und dann ihr Geld verloren haben, von einem Außenseiter, der immer gehänselt wird, bis er zeigen kann, was er wirklich kann und noch viel mehr...

Schöne Geschichten zum Vorlesen und Zuhören, zum Staunen und Weiterträumen. Für Selbstleser gar nicht so einfach - wegen der vielen ungewohnten Worte! (-ab-)


Sarah Weeks

So B.It

Heidis Geschichte

Aus dem Amerikanischen von Brigitte Jakobeit

Carl Hanser Verlag

ISBN 3-446-20643-4

15.90 (D), 16.40 (A), sFr 29.00

Gleich vorne weg: Es ist ein tolles, ergreifendes Buch. Klar in der Sprache und eine bewegende Geschichte - aber ich denke, es ist für jüngere Kinder zu heftig. Jedem Jugendlichen oder Erwachsenen würde ich die Geschichte von Heidi und ihrer geistig behinderten Mutter aber wärmstens empfehlen.

Heidi kennt weder ihren Vater, noch weiß sie was über ihre Familie. Ihre Mutter, das spürt sie, liebt sie. Aber ihre Mutter kann weder für sie sorgen, noch ihr viel beibringen. Eines Tages, so erzählt ihr ihre heiß geliebte, bücherverschlingende Nachbarin und beste Freundin Bernie, stand ihre Mutter mit ihr als schreiendem Baby vor der Tür. "Wie vom Himmel gefallen".

Die drei organisieren sich ihr Leben und führen es, ohne sich groß um ihre Umwelt zu kümmern. Doch je älter Heidi wird, desto mehr möchte sie wissen, wo sie herkommt, wer ihr Vater war, ob sie keine Großmutter hat. Sie möchte wissen, was das rätselhafte "Soof" bedeutet, das ihre Mutter immer wieder sagt. Als sie unscharfe Aufnahmen von früher findet, auf denen ihre Mutter und andere Menschen zu sehen sind, fasst sie den Entschluss die Geschichte ihrer Familie zu erkunden - und tritt dabei eine lange Reise an - um schließlich alles zu erfahren - und vielleicht doch nichts zu wissen...... Eine ergreifende Geschichte, die ich persönlich erst ab 12 Jahren empfehlen würde. (-ab)

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