Die Entstehung der Familiennamen

Über Jahrtausende hinweg genügte es, die Menschen mit ihrem Vornamen anzureden. Durch sie konnte man im Sprachgebrauch Männer und Frauen unterscheiden. Bis ins 12. Jahrhundert genügte das im deutschen Sprachraum auch. Doch als die Städte und Dörfer mehr und mehr wuchsen, wurde bald klar, dass jeder einen Familiennamen brauchte.

Übergang zum Zweitnamen

Mit dem Aufschwung der Städte wuchs die Bevölkerung sprunghaft an. Da es aber nur eine bestimmte Anzahl an Vornamen gab, kam es bald zu Verwechslungen. Für immer mehr Menschen standen immer weniger Namen zur Verfügung. Ein zweiter Name wurde notwendig. Familiennamen entstanden natürlich nicht von einem Tag auf den anderen, sondern bildeten sich über Generationen hinweg.

Einteilung der Familiennamen

Man unterscheidet die Nachnamen in verschiedene Hauptgruppen: Personennamen, Tätigkeits- oder Berufsnamen, Siedlungs- oder Wohnstättennamen, Herkunftsnamen, Übernamen.

Personennamen sind meistens aus den Vornamen von Vater und Mutter abgeleitet, zum Beispiel Namen wie Peters, Hermann, Rudolf oder auch Annen (von Anna) und Gretener (von Greta).

Berufsnamen beziehen sich direkt auf die Tätigkeit oder das Amt eines Vorfahren. Bei Namen wie Müller, Schreiner und Metzger ist das noch gut erkennbar. Auch der Familienname Wirz gehört in diese Kategorie, es heißt nämlich nichts anderes als der Sohn des Wirts.

Die größte Gruppe der Familiennamen sind die Siedlungsnamen. Sie beschreiben den Wohnort ihres Trägers. Dazu gehören Flure, Gewässer, Siedlungen und Hügel. Der Name Bühling zum Beispiel weist daraufhin, dass sein Träger auf einem Hügel ( = Bühl) gewohnt haben muss. Auch Namen wie Berger oder Stauffer bezeichnen eine geografische Erhebung.

Zugezogene wurden gerne auch nach ihrem Herkunftsort benannt. Diese Herkunftsnamen sind etwa Beethoven, für aus Betuwe (in Belgisch-Limburg) oder Böhme (der aus Böhmen stammende).

Bleiben noch die Übernamen, die sich auf bestimmte körperliche, charakterliche oder biografische Eigenheiten beziehen, dazu zählen Namen wie Dörr (der Dürre), Lang, Kleiner oder auch Wolf und Bär.

Ausbreitung der Familiennamen

Die Entstehung von Nachnamen begann in Italien und Frankreich bereits im 12. Jahrhundert. Langsam breitete sich diese Entwicklung nach West- und Mitteleuropa aus und war im Wesentlichen im 16. Jahrhundert abgeschlossen. Trotzdem gab es in manchen Gebieten hartnäckigen Widerstand, einen Familiennamen anzunehmen. In Friesland und Teilen Skandinaviens setzte sich der Zweitname erst im 19. Jahrhundert und auch dann nur unter amtlichem Zwang durch. Heute schätzt man die Zahl der Familiennamen in Deutschland auf weit über 100.000.

30.7.03 Text/ Foto: sw

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