Die Brüder Grimm und "Das Deutsche Wörterbuch"

Jacob und Wilhelm Grimm waren berühmte Sprachwissenschaftler, als sie sich an die Arbeit zu diesem Standardwerk der Deutschen Sprache machten. Es war ein unglaubliches Unterfangen. Sie hatten die Arbeit daran wohl auch unterschätzt, denn erst am 4. Januar 1961 wurde der letzte Band des "Grimm" veröffentlicht.

Jacob und Wilhelm Grimm

Sprachwissenschaften

Die Brüder Jacob (1785 - 1863) und Wilhelm (1786 - 1859) hatten sich durch viele Schriften und Bücher einen Namen als herausragende Sprachwissenschaftler gemacht. Zu ihrem Ruhm trug bei, dass sie als erste die deutschen Märchen, Sagen und Legenden sammelten, aufschrieben und veröffentlichten. Daneben ergründeten sie als Professoren in Kassel und später in Göttingen den Ursprung der deutschen Sprache und der einzelnen Wörter.

So arbeitete Jacob Grimm an der "Deutschen Grammatik". Das zweibändige Werk bezieht sich auf alle germanischen Sprachen, ihre Zusammenhänge und geschichtlichen Entwicklungen. Jacob betrieb hier wissenschaftliche Wortforschung, er untersuchte die Wortbildung und Lautentwicklung in verwandten Sprachen. Wilhelm erforschte die Runen und Rechtstexte. Mit ihrer sprachwissenschaftlichen, vergleichenden Methode gelten beide als Mitbegründer der Germanistik, der germanischen Sprach- und Literaturwissenschaft sowie der Ethymologie, der Forschung zum Bedeutungswandel in verschiedenen verwandten Sprachen.

Politik

Neben der Sprachwissenschaft engagierten sich die Brüder politisch. Die Zeit der Grimms war eine Zeit mit politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen. Napoleon beherrschte fast ganz Europa und das in einzelne Staaten zerstückelte Deutschland war von ständigen Umwälzungen betroffen. Für die Brüder war die Suche nach dem Ursprung deutscher Wörter auch eine Suche nach einer deutschen Identität - sozusagen Napoleon zum Trotz. Sie erhofften sich ein geeintes Deutschland und hatten ein starkes Rechtsempfinden.

Deshalb schlossen sie sich auch einem öffentlichen Protest gegen den König von Hannover an, der die Ständeversammlung aufgelöst und die neue Landesvermessung für ungültig erklärt hatte. Daraufhin wurden beide gemeinsam mit fünf anderen Professoren entlassen, Jacob des Landes verwiesen und beide mussten Göttingen verlassen.

Drei Jahre lang lebten sie in Kassel, ohne Anstellung, bis Prinz Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm I., sie nach Berlin an die Preußische Akademie der Wissenschaften holte.

Erstausgabe des Ersten Bandes des Deutschen Wörterbuches

Projekt: ein "Deutsches Wörterbuch"

Die Leipziger Verleger Karl Reimer und Salomon Hirzel machten ihnen den Vorschlag, das "Deutsche Wörterbuch" zu verfassen. Die Brüder nahmen an, unterschätzten aber wohl den gigantischen Umfang ihres Vorhabens. Sie begannen 1838 mit der Arbeit. Mehr als 80 Mitarbeiter unterstützen sie und beschafften über 600.000 Belege. Sie arbeiteten nach Buchstaben. Doch Jacob konnte zu Lebzeiten nur A, B, C und E abschließen, Wilhelm den Buchstaben D. Beim Begriff "Furcht" war für Jacob Schluss, er verstarb.

"Der Grimm"

Das Vorhaben war es, ein Standardwerk, den "Grimm", zu schaffen, in dem alle deutschen Wörter, die von Luther bis Goethe verwendet worden waren, gesammelt wurden. Ein unglaubliches Unterfangen! Die Wörter wurden in ihrer historischen Entwicklung, ihrer Herkunft, Bedeutung und Schreibweise dargestellt. Aufgezeigt wurde auch die Nutzung der Wörter im zeitgenössischen Sprachgebrauch und in Fachsprachen. Belegt wurde alles mit genauen und zahlreichen Quellenangaben und vielen Zitaten.

Als Wilhelm 1859 verstarb, arbeitete Jacob weiter an diesem Mammutprojekt. Als Jacob 1863 ebenfalls in Berlin starb, übernahmen zahlreiche Sprachwissenschaftler die weitere Arbeit an dem Lexikon. Anfang des 20. Jahrhunderts nahm sich die Preußische Akademie der Wissenschaften des Unternehmens an. In Göttingen wurde eine zentrale Sammelstelle zum Systematisieren der Belege aufgebaut.

Das gesamte Deutsche Wörterbuch

Fertig: 1961

123 Jahre nach Beginn der Arbeit erschien am 4. Januar 1961 mit der 380. Lieferung der 32. und letzte Band dieses Wörterbuches, das einen Gesamtumfang von 67.744 Textspalten sowie 350.000 Stichworten hat. Es wiegt 84 Kilogramm. Es ist das größte deutsche Wörterbuch und das erste, in dem auch Schimpfwörter ihren Eintrag finden. Seit das gesamte "Deutsche Wörterbuch" 1961 komplett erschien, stellt es eines der größten Werke der europäischen Sprachwissenschaften dar!

Mehr zu dem "Deutschen Wörterbuch" und den Brüdern Grimm findet ihr unter:

Hier kommt ihr zum Deutschen Wörterbuch Online, einem Projekt des Kompetenzzentrums für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier in Verbindung mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Berlin.

Das Brüder Grimm-Museum Kassel hat sehr viel spannende Infos zum Leben und Werk Jacob und Wilhelm Grimms.

-ab-04.01.2006 Text / Fotos: http://www.bbaw.de, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.

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