Die Biblioteca Ambrosia

Die Biblioteca Ambrosia gehört zu den ältesten Bibliotheken der Welt. Am 8. Dezember 1609 wurde sie eröffnet. Heute bewahrt sie eine der bedeutendsten Sammlungen für mittelalterlicher Schriften und Dokumente, wie Zeichnungen, Graphiken und Urkunden in Europa.

Bibliotheken sind Vermittler des Wissens. Heute gibt es nicht nur in jeder Stadt mindestens eine Bücherei, sondern sogar online kannst du in digitalen Biblitheken stöbern und deine Wissenslücken schließen.


Die heute bekannten ältesten Wissensammlungen gehen auf die alten Ägypter zurück. Daraus sind uns die bis 1866 v. Chr. datierbaren Papyrusrollen bekannt. Auch die alten Griechen legten Bibliotheken an, jedeoch meistens Privatsammlungen, auf welche die Öffentlichkeit keinen Zugriff hatte. Auf die griechische Kultur geht auch die berühmte Bibliothek von Alexandria zurück, die von den Ptolemäern gestiftet und viel später zerstört wurde. Auch im Zuge der Völkerwanderung wurde oftmals über Jahrtausende angesammeltes Wissen für immer vernichtet.

Die Kirche als Bewahrer der Schriften

Im Mittelalter waren es meist Mönche, die auf den Erhalt der antiken Schriften achteten. Mit dem Erfinden des Buchdrucks war die Sammlung einer Bibliothek einfacher geworden. Die ersten Bibliotheken, die ihre Leseräume der Öffentlichkeit zugänglich machten, waren Anfang des 17. Jahrhunderts die Bodleian Library in Oxford und die Ambrosiana in Mailand. Erstere wurde 1602 mit einer Sammlung von 2000 Büchern eröffnet. Im gleichen Jahr begann der Erzbischof von Mailand Kardinal Federico Borromeo mit der Einrichtung der Ambrosiana, die jedoch erst 1609 für das Publikum geöffnet wurde. Benannt wurde sie nach dem Kirchenvater Ambrosius von Mailand (339 - 397).

Ein belesener Kirchenfürst

Die Gründung einer Bibliothek stand nach dem Verständnis der damaligen Zeit eher einem reichen weltlichen Fürsten zu als einem Erzbischof. Als kunstfördernder Bischof war Federico Borromeo ein Novum. Deshalb musste er bei der Verwirklichung dieses Projekts Jahrzehnte lang mit Schwierigkeiten kämpfen. Weder Mailand noch der Vatikan in Rom halfen ihm bei der Finanzierung. Von allen Seiten gab es Vorbehalte. Geldmangel beschränkte deshalb das Kollegium der Doctores bibliothecae Ambrosianae auf wenige Mitglieder.


Trotz seiner großen Liebe zu Kunst und Kultur legte Federico Borromeo großen Wert darauf, dass die Religion im Zentrum aller Kunst stand. Mit dem Geld das er aufbringen konnte, unterhielt er das große Gebäude und entsandte Aufkäufer nach Griechenland und in den Orient, um wertvolle griechische und orientalische Handschriften zu erwerben. So gelang es ihm trotz geringer Mittel, eine umfangreiche Sammlung anzulegen.

Zentrum des Wissens und der Kultur

Bald nach Gründung der Bibliothek wurden verschiedene Privatsammlungen aufgenommen. Im Laufe des nächsten Jahrzehnts wurde die Bibliothek um die 1618 eröffnete Kunstgalerie Pinacoteca Ambrosiana und die Kunstakademie (1621) erweitert. Nur ein paar Schritte vom Mailänder Dom entfernt entstand ein wissenschaftliches und kulturelles Zentrum Italiens.

In der Bildergalerie sind heute die Kunstschätze des 15. bis 17. Jahrhunderts beherbergt. Werke von Botticelli, Brueghel, Caravaggio und Raphael sind unter ihnen zu finden. Auch eine Reproduktion von Leonardo da Vincis weltberühmten Codex Atlanticus kann betrachtet werden. Der gegenwärtige Bestand der Bibliothek umfasst über 850 000 Drucke, 35 000 Manuskripte, 10 000 Zeichnungen, 30 000 Stiche, außerdem eine Münzsammlung und eine archäologische Sammlung.

Besonders wertvoll sind die über 2 100 Inkunabeln - unter diesem Begriff werden Drucke zusammengefasst die bis zum Jahr 1500 entstanden sind.

Text: RR, 7. 12. 2009, Bilder: Carl Spitzweg (Der Bücherwurm), Welleschik (Bibliotheksgebäude der Ambrosia) GNU-FDL, Ambrosius von Mailand, Mosaik - GNU-FDL, Giovanni Dall'Orto (Monument des Kardinal Federico Borromeo) cc-by-sa-2.5.

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