Das Evangeliar Heinrichs des Löwen

3 2 1 verkauft - für 32,5 Millionen D-Mark! So oder so ähnlich muss es 1983 im Auktionshaus Sotheby´s in London zugegangen sein. Versteigert worden war das Evangeliar Heinrichs des Löwen. Was ein Evangeliar ist und weshalb es so teuer war, erfahrt ihr hier...

Das Evangelium ist der Teil der Bibel, der von den vier Evangelisten Lukas, Matthäus, Markus und Johannes verfasst wurde. Diese vier haben über das Leben Jesu geschrieben. Wenn man aus der Bibel nur diesen Teil als eigenes Buch herausbringt, dann nennt man das Evangeliar. Das Evangeliar von Heinrich dem Löwen ist über 800 Jahre alt. Links siehst du eine Seite daraus.


In Auftrag gegeben wurde es vom Herzog Heinrich dem Löwen, geboren 1129, der ein Abkömmling der Welfen war. Er regierte Sachsen und Bayern. 1198 starb er. Zwar fiel er vor allem durch Gewalttätigkeiten auf, aber er war wohl auch ein religiöser Mensch.


Heinrich der Löwe ließ das Evangeliar für den Braunschweiger Dom anfertigen. Dies geschah in der Benediktinerabtei Helmarshausen, die in der Nähe von Kassel in Hessen liegt. Besonders an diesem Exemplar ist, dass es für das Mittelalter einmalig war und als Hauptwerk der romanischen Buchmalerei dieser Zeit gilt.

 

Das große Handwerkliche Geschick isst nicht auf den Inhalt beschränkt, auch der Einband wurde kostbar und kunstvoll verziert. Hier ist das Äußere des Evangeliars von Otto III. zu sehen - prächtig mit Gold und Edelsteinen verziert.



Buchmalerei bedeutet im Übrigen, dass ein Buch reich verziert ist. Die künstlerische Handarbeit hat natürlich ihren Preis. Schließlich wurde alles, vom Papier über die Malereien und den Einband und natürlich die Schrift selbst von Hand angefertigt wurde. Zum anderen, weil die ganzen Bilder auch Miniaturen genannt mit echtem Blattgold verziert sind.


1866 kam das Evangeliar nach Österreich und tauchte erst 1983 wieder in der Öffentlichkeit auf. Und zwar in London, in dem weltberühmten Auktionshaus Sothebys. Wer es dorthin gebracht hat, ist unklar.


Aber man weiß, wer diese kostbare Handschrift ersteigert hat: die Bundesrepublik Deutschland, der Freistaat Bayern, das Land Niedersachsen und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin. All diese staatlichen Einrichtungen haben zusammengelegt, weil es sehr teuer war. Genauer gesagt hat es 32,5 Millionen D-Mark gekostet (rund 16,5 Millionen Euro).


Du kannst es dir auch mal mit deinen Eltern angucken. Es liegt in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel. Aber auch im Entstehungsort Helmarshausen liegen Faksimile-Drucke in der örtlichen Kirche aus. Faksimile kommt aus dem Lateinischen und bedeutet gleich gemacht, es ist also eine Art Kopie.


Übrigens: Das Evangeliar war bis 1994 das teuerste Buch der Welt. Dann kaufte Bill Gates eine Handschrift von Leonardo da Vinci für umgerechnet ca. 24,5 Millionen Euro (etwa 50 Millionen D-Mark).

Text: Barbara Gerngroß, 20.11.2008 // Bilder: PD Otto III.

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