Cyrano de Bergerac: Ein langnasiger Liebesheld

Ob Cyrano de Bergerac besser für seine bildreichen Liebesbriefe oder für sein überdimensionales Riechorgan bekannt ist, kann man nicht genau sagen. Eines steht aber mit Sicherheit fest: spätestens seit der Uraufführung des gleichnamigen Theaterstücks von Edmond Rostand am 28. Dezember 1897 gehört der adelige Schwärmer neben Shakespeares Romeo und Goethes Werther zu den wohl tragischsten Liebeshelden der Weltliteratur.

Seit der Theaterpremiere vor über 100 Jahren ist die Popularität des tragik-komischen Stückes um den wortgewandten Degenhelden Cyrano von Bergerac ungebrochen. Vor allem in Frankreich ist dieses Bühnenwerk gewissermaßen ein Nationalheiligtum. Kein Stück wurde dort bis heute häufiger aufgeführt als Rostands berühmte Komödie, die mit Charme, Witz und einer gehörigen Portion Tragik vom Lieben und Leiden des edlen Philosophen mit der grotesk langen Nase erzählt.

Historisches Vorbild

Als Vorbild für die Hauptfigur des Theaterstückes diente Edmond Rostand der Dichter und Soldat Cyrano de Bergerac (1619-1655), der als einer der Wegbereiter der Aufklärung philosophische Autoritäten und religiöse Dogmen angriff. Fasziniert von dieser historischen Persönlichkeit erfand der französische Dichter die Geschichte vom Privatmann Cyrano, der unglücklich in seine schöne Kusine Roxane verliebt ist.

Liebesbriefe mit Herzblut

Verunsichert von seinem hässlichen Aussehen wagt es Cyrano nicht, der Angebetenen seine Liebe zu gestehen und versteckt seine wahren Gefühle hinter spitzzüngigen Bemerkungen. Als sich Roxane in den schönen, aber geistig etwas ungelenken Soldaten Christian verliebt, verhilft Cyrano diesem sogar zum Liebesglück. Im Namen des Widersachers verfasst er Briefe mit Herzblut, die seiner heimlichen Liebe Ausdruck verleihen und Roxane fast um den Verstand bringen.

Perfekter Schwindel

Der Schwindel ist perfekt: Statt in Cyrano erblickt die Verblendete in Christian den idealen Ehegatten: Schön und edel von Angesicht, dazu geistreich und romantisch. Noch als Witwe Christian ist inzwischen auf dem Feld gefallen trauert sie um die vermeintliche Liebe ihres Lebensahnt - ohne zu bemerken, dass ihr lebenslanger Verehrer noch immer ganz in ihrer Nähe wohnt.

Liebe bis zum Tod

Erst kurz vor seinem Tod offenbart sich Cyrano. In einer tragischen Schlussszene trägt er seiner Kusine noch einmal aus dem Gedächtnis die schönsten Stellen aus seinen Liebesbriefen vor. Doch ein Happy End bleibt aus. Cyrano wurde kurz zuvor durch ein Attentat schwer verletzt und stirbt in den Armen Roxanes.

Depardieu ist Cyrano

Durch die Verfilmung des französischen Regisseurs Jean-Paul Rappeneau ist Cyrano de Bergerac 1985 auch auf der Leinwand unsterblich geworden. Der bekannte Schauspieler Gerard Depardieu, den ihr vielleicht von seiner Rolle als Obelix kennt, mimt darin in unnachahmlicher Weise den tragischen Liebeshelden mit der langen Nase.

Nic 18.12.2002 / Buchvover mit freundlicher Genehmigung des Reclam Verlags.

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