Charles Dickens: Mit "Oliver Twist" über Nacht berühmt

In seinen kritischen Romanen setzte sich Charles Dickens sein Leben lang mit den sozialen Problemen des 19. Jahrhunderts auseinander. Dabei machte er oft Kinder zu Helden, wie zum Beispiel in seinen Büchern Oliver Twist oder David Copperfield. Auch seine zahlreichen Weihnachtsgeschichten kennt in England jedes Kind. Am 7. Februar 1812 wurde der berühmte Schriftsteller in Portsmouth geboren.

Charles Dickens wuchs als Kind in ärmlichen Verhältnissen auf. Deshalb konnte er die Situation notleidender Menschen auch so gut nachvollziehen und in seinen Büchern realistisch beschreiben. Schon als Zwölfjähriger musste er hart körperlich arbeiten. Da sein Vater wegen Schulden im Gefängnis saß, sorgte Charles als Fabrikarbeiter für den Lebensunterhalt der Familie. Diese Erlebnisse seiner harten Jugend schilderte der Schriftsteller 1849 rückblickend in dem Roman "David Copperfield".



Kinderarbeit war normal

Dazu musst du wissen, dass Kinderarbeit in England damals nichts Ungewöhnliches war. Viele Kinder mussten sich in Folge der industriellen Revolution in Bergwerken oder Fabriken abrackern, um ihre Eltern finanziell zu unterstützen. Erst Mitte des Jahrhunderts besserte sich die Lage ein wenig. In Deutschland wurde zum Beispiel 1853 die Kinderarbeit ganz abgeschafft. Kinder unter zehn Jahren durften ab diesem Zeitpunkt gar nicht mehr arbeiten, schulpflichtige Jugendliche maximal sechs Stunden am Tag.

Erfolg durch Selbststudium

Auch Charles Dickens hatte wegen der zusätzlichen Belastung durch die Fabrikarbeit kaum Zeit, die Schule zu besuchen. Er schlug sich deshalb vorerst als Hilfsarbeiter durch. Trotzdem fand er nebenbei Zeit zum Selbststudium und zum Schreiben. 1826 wurde er als Advokatenschreiber angestellt und arbeitete sich zum Stenographen und Parlamentsberichterstatter hoch. Nebenbei verdiente er seinen Lebensunterhalt als Reporter für zwei Zeitungen, später als freier Schriftsteller und Herausgeber von Zeitschriften.



Die Leser waren verrückt nach ihm

Beim Lesepublikum wurde der Engländer durch seine Veröffentlichung in den so genannten Pickwick Papers berühmt. Dieses preiswerte Verfahren bot Dickens die Gelegenheit, seine Romane in monatlichen Fortsetzungen im Rahmen von Zeitschriftenlieferungen zu publizieren. Die Leser waren so verrückt nach seinen Geschichten, dass sie jeden Monat sehnsüchtig auf eine neue Ausgabe der Flugblätter warteten. Dickens wurde innerhalb kürzester Zeit zum beliebtesten Schriftsteller des viktorianischen Zeitalters. Auch finanziell ging es ihm gut. Besonders viel Geld verdiente er durch Lesungen, die in London fast schon ein gesellschaftliches Ereignis waren.

  

Soziale Probleme geschildert

Doch was war so neu, so besonders an den Büchern von Charles Dickens? Er war wohl der erste Schriftsteller Englands, der das Leben der unteren Gesellschaftsschichten im London des 19. Jahrhunderts in seiner ganzen Bandbreite schilderte: die Not der Arbeiter, das düstere Leben in den Elendsvierteln und das Milieu der Kriminellen. Damit eröffnete er seinem überwiegend gebildeten Lesepublikum eine ganz neue Sichtweise auf die sozialen Probleme seiner Zeit. Durch seine Popularität konnte er teilweise sogar zu deren Milderung beitragen. Am 9. Juni 1870 starb Charles Dickens an einem Schlaganfall.



In aller Welt bekannt

Noch heute sind die Bücher des Engländers in aller Welt bekannt. Viele von ihnen wurden schon mehrfach verfilmt oder dienten als Grundlage für Theaterstücke. Besonders das Frühwerk Oliver Twist (1838) die bewegende Lebensgeschichte eines Jungen, der im Armenhaus aufwächst und vorübergehend in die Hände einer skrupellosen Diebesbande fällt ist fast jedem ein Begriff. Dickens gilt mit diesem Werk als Begründer des sozialen Romans.

Geister in der Weihnachtsnacht

Weitere bekannte Titel sind Nicholas Nickelby, Harte Zeiten oder Ein Weihnachtslied. In der letztgenannten Geschichte wird der reiche Geizkragen Scrooge in der Weihnachtsnacht auf gruselige Weise auf den Pfad der Tugend geführt. Ihm begegnen gleich drei Geister nacheinander...Habt ihr Lust auf eine richtig gute Geisterschichte? Dann hier lang!


Nic 06.02.2007 / Porträt Charles Dickens: Wikipedia, public domain, Buchcover "Oliver Twist": Diogenes verlag, Buchcover "A Christmas Carol", Bantam Books

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