Bücher für alle!

Vor 80 Jahren, am 29. August 1924 gründeten gewerkschaftlich organisierte Buchdrucker die Büchergilde Gutenberg. Sie wollten mit dieser Buchgemeinschaft auch ärmeren Menschen den Zugang zu schönen Büchern ermöglichen.

Bücher als Luxus

Die politische und soziale Lage in Deutschland war nach dem 1. Weltkrieg, nach Revolution und Geldentwertung und dem anschließenden Zusammenbruch der Währung noch immer angespannt. Doch langsam schien sich die wirtschaftliche Lage zu bessern. Aber das Leben war für Arbeiterfamilien teuer. Und Bücher gehörten zu den absoluten Luxusartikeln. Viele Menschen konnten es sich einfach nicht leisten, ihre weniges Geld für teures Gedrucktes auszugeben.

Die Idee der Drucker

Die gewerkschaftlich organisierten Buchdrucker wollten das ändern, allen voran: Bruno Dreßler. Er hatte die Idee und so gründeten die Buchdrucker die Büchergilde Gutenberg, eine gewerkschaftliche Buchgemeinschaft. Sie sollte dem Arbeiter und seiner Familie die Möglichkeit bieten, günstig Bücher einzukaufen. So sollten auch die Arbeiter Zugang zu Bildung und Kultur bekommen. Wichtig war, dass es sich um inhaltlich wertvolle Bücher und schön gestaltete Ausgaben handeln sollte.

"Bücher geben, die Freude machen. Bücher voll guten Geistes und von schöner Gestalt."

So der Slogan der Macher. Neben Erzählungen von Mark Twain wurden auch sozial engagierte Texte und moderne Klassiker wie B. Traven und Erich Knauf, Ernst Preczang, Max Kretzer und Oskar Maria Graf oder Martin Andersen Nexö, H.C. Andersen und Jack London aufgelegt und immer schön ausgestattet.

Eine Idee, die zieht

Schon am 01. Januar 1925 hatte die Büchergilde über 10.000 Mitglieder. Die Leserzahlen stiegen so schnell, dass bald mehr Titel in kürzerer Abfolge und höherer Auflage erscheinen. Bis 1931 entstanden die ersten 27 Geschäfts- und Zahlstellen in Deutschland sowie Niederlassungen in Zürich, Wien und Prag, die von der Zentrale in Berlin geleitet werden. 1933 war die Mitgliederzahl auf 85.000 angewachsen und es waren auch immer mehr Nichtdrucker dabei.

Aus durch die Nationalsozialisten

Am 2. Mai 1933 besetzte die SA das Verbandshaus der Deutschen Buchdrucker in Berlin. Der Verband der deutschen Buchdrucker war mit der Machtübernahme Hitlers in der Deutschen Arbeiterfront gleich geschaltet worden. Der Gründer und Verlagsleiter Bruno Dreßler wurde gefangengesetzt.

Um zu retten, was zu retten ging, trennte sich och im Mai 1933 die Züricher Filiale von der Büchergilde in Berlin. 5.000 der existierenden 6.000 Mitglieder in der Schweiz traten spontan der neuen Genossenschaft Büchergilde Gutenberg bei. Zunächst arbeitete sie mit den Niederlassungen in Wien und Prag zusammen. Doch als auch die aufgelöst wurden setzt sie allein ihr unabhängiges Buchprogramm fort.

Wiederaufbau

Gleich nach dem 2. Weltkrieg versuchte der Sohn des Gründers, Helmut Dreßler, wieder eine Konzession, also eine Erlaubnis für den Neuaufbau der Büchergilde zu bekommen. Gerade in dem zerstörten Nachkriegsdeutschland war Kultur und Literatur seiner Meinung nach ein fehlendes Gut. Die westlichen Besatzungsmächte stimmten zu und so wurde am 12. März 1947 die Büchergilde unter dem Dach der Gewerkschaftsbünde der westlichen Besatzungszonen in Frankfurt am Main neu gegründet. Zu den ersten Autoren, die verlegt werden, zählen die unter Hitler verbotenen Erich Kästner, Stefan Zweig, Ricarda Huch und Golo Mann. Die Mitgliederzahlen wuchsen schnell und1962 erreichten sie mit 300.000 ihre Rekordmarke.

In den 70er Jahren gab es dann allerdings eine erste Krise, die zu immer neuen Veränderungen in der Führung des Unternehmens führte. Vor zehn Jahren, 1994 zog sich die Gewerkschaft vollkommen aus dem Verlag zurück. Frühere führende Mitarbeiter der Gilde übernahmen das Unternehmen stattdessen. Heute hat die Büchergilde rund 130.000 Mitglieder.

-ab-27.08.04 Text / Fotos: Cover Mark Twain, 1924, Gründerfoto: www.buechergilde.de

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