August Kopisch Entdecker der Heinzelmännchen und der Blauen Grotte

Am 26. Mai 1799 wurde August Kopisch in Breslau geboren. Er studierte Malerei, betätigte sich aber auch als Schriftsteller und spielte mehrere Instrumente. Im Alter von 21 Jahren brach er sich bei einem Schlittschuh-Unfall die rechte Hand, die daraufhin steif blieb. So musste er die Malerei zunächst aufgeben und sich ganz dem Schreiben widmen.

Italien Reiseziel Nummer 1 für deutsche Künstler

Bild links: Goethe in der Campagne von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein.

Von 1824 bis 1828 hielt Kopisch sich in Italien auf. Eine Italienreise war damals für viele Künstler und Dichter ein Muss. Einer der berühmtesten Italienreisenden war Johann Wolfgang von Goethe, der von 1786-1788 im Lande lebte, in dem die Zitronen blühen. Doch auch nach dem Dichterfürst begaben sich Generationen von Deutschen auf Bildungsreise nach Italien.

Bild rechts: August Kopisch

Kopisch traf in Rom auf eine ganze Reihe von sogenannten Deutschrömern, also von Deutschen, die sich hier angesiedelt hatten. In Neapel lernte er den Deutschen Dichter August von Platen kennen, der ihm die Augen für die Antike öffnete, deren Überreste man hier auf Schritt und Tritt begegnete.

Kopisch entdeckt die Blaue Grotte

Einen Namen machte sich Kopisch in Italien besonders durch eine spektakuläre Begebenheit. Im Sommer 1826 entdeckte er bei einem Schwimm-Ausflug die legendäre Blaue Grotte von Capri wieder. Diese Grotte befindet sich im Nordwesten der süditalienischen Insel Capri und ist nur vom Meer aus zu erreichen.

Foto: Im Inneren der Blauen Grotte

Ihr niedriger Eingang ermöglicht das Befahren der Grotte nur bei ruhiger See. Aufgrund von besonderen Lichtreflexionen schimmert die gesamte Grotte in einem eigentümlichen Blauton. Bis heute ist sie alljährlich Ziel Tausender Touristen. Bereits in der Antike kannte man die Grotte, doch das Wissen um ihre genaue Lage ging verloren und erst August Kopisch entdeckte sie wieder.

Wie die Heinzelmännchen nach Köln kamen

Foto: Heinzelmännchen-Diorama

1828 kehrte Kopisch nach Deutschland zurück und erhielt 1833 eine Anstellung als Maler und Sachverständiger für Kunst am königlichen Hof in Berlin. 1836 erschien sein wohl berühmtestes Werk: die Ballade Die Heinzelmännchen zu Köln. Sie beginnt mit den Worten

Wie war zu Köln es doch vordem

Mit Heinzelmännchen so bequem!

Denn, war man faul,... man legte sich

Hin auf die Bank und pflegte sich


und handelt von den guten Kölner Wichteln, die sich in unterschiedlichen Handwerksbetrieben nützlich machen und die gesamte Arbeit über Nacht erledigen, während Meister, Gesellen und Lehrlinge schlafen. Doch als die Frau des Schneiders von Neugier gepackt wird und Erbsen ausstreut um die Heinzelmännchen zu Gesicht zu bekommen, verschwinden sie auf Nimmer-Wiedersehen und die armen Kölner müssen nun wieder selbst alle Arbeit erledigen. Das Gedicht endet mit der Strophe:

O weh! nun sind sie alle fort

Und keines ist mehr hier am Ort!

Man kann nicht mehr wie sonsten ruhn,

Man muß nun alles selber tun!

        Ein jeder muß fein

        Selbst fleißig sein,

    Und kratzen und schaben

    Und rennen und traben

            Und schniegeln

            Und biegeln,

    Und klopfen und hacken

    Und kochen und backen.

Ach, daß es noch wie damals wär!

Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her!


Die Grundidee der Ballade beruht auf einer mündlich überlieferten Volkssage, die wenige Jahre vor Erscheinen von Kopischs Werk bereits von dem Kölner Autor Ernst Weyden in einer kurzen Erzählung erstmals niedergeschrieben worden war. Große Berühmtheit erlangten die Heinzelmännchen jedoch erst durch die Ballade, die in ganz Deutschland bekannt wurde.

Gab es tatsächlich Heinzelmännchen?


Zum 100. Geburtstag von August Kopisch wurde 1899 in Köln dieser Heinzelmännchen-Brunnen errichtet.

Was wir uns jedoch noch fragten: Gibt es einen geschichtlichen Hintergrund dieser Sage? Die Antwort lautet: Ja, in zweierlei Hinsicht.

Zum einen sagt man, dass der Preuße August Kopisch mit der Balladen möglicherweise Kritik an der rheinischen Lebensart üben wollte. Während die Kölner gern in den Tag hineinlebten und lieber feierten als immer nur ihrer Arbeit nachzugehen, war den Preußen Pflichterfüllung sehr wichtig.

Der Begriff Heizelmännchen hat darüber hinaus jedoch noch einen anderen Hintergrund. Mit Heinzel bezeichnete man früher eine Vorrichtung aus dem Bergbau, die dazu diente, um Wasser aus den Gruben hinauszubefördern. Vielleicht wurden die Personen, die dieses Arbeit verrichteten Heinzelmänner genannt.

Man geht davon aus, dass die rheinischen Bergwerksschächte damals so niedrig waren, dass meist nur Kinder oder kleinwüchsige Erwachsene hier arbeiten konnten. Als jedoch um das Jahr 1500 Pumpvorrichtungen erfunden wurden, hatten diese Heinzelmänner plötzlich keine Arbeit mehr. Sie verdingten sich daher für niedrige Löhne als Schwarzarbeiter also ohne Steuern zu zahlen bei Kölner Handwerksbetrieben, wo sie nachts arbeiteten um von den Steuerbehörden nicht entdeckt zu werden. Angeblich wohnten sie dort sogar in unterirdischen Gängen, versteckt vor den Menschen.

Wenn diese geschichtlichen Nachforschungen tatsächlich stimmen, dann hat das lustige Gedicht einen sehr traurigen Hintergrund: Dann erzählt die Balladen nämlich von Kinderarbeit unter unwürdigsten Bedingungen.

Links

Den Text des Gedichtes Die Heinzelmännchen zu Köln könnt ihr hier beim Gutenberg Projekt lesen.

Kopischs spannende Reisebeschreibung Die Entdeckung der Blauen Grotte auf der Insel Capri mit zeitgenössischen Gemälden dieser Grotte könnt ihr hier lesen und ansehen.

Text: Liane Manseicher, 20.05.09; Bilder: Kopisch: pd; Heinzelmännchen-Brunnen: D. Herdemerten (Hannibal21): GFDL; Gemälde Goethe in der Campagne von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein: pd; Blaue Grotte: Arnauld Gaillard; Heinzelmännchen-Diorama: Yoshi: GFDL.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt