Arthur Miller: Der Tod eines großen Intellektuellen

Arthur Miller ist tot. Am 10. Februar starb der berühmte Ex-Mann von Marilyn Monroe im Alter von 89 Jahren an einem Krebsleiden. Der Autor galt als der große Intellektuelle unter Amerikas Schriftstellern. Mit dem "Tod eines Handlungsreisenden" (1949) schuf er eines der bekanntesten und meistgespielten Dramen des 20. Jahrhunderts, das auch eine beliebte Schullektüre ist.

Mit gerade mal 33 Jahren gelang es Arthur Miller, Sohn jüdischer Einwanderer aus Polen, zum Superstar der amerikanischen Theaterszene aufzusteigen. In seinem genannten Bühnenstück schildert der Dramatiker, wie ein in die Jahre gekommener Vertreter sich selbst und seine Familie zerstört. Die Hauptfigur Willy Loman, nach Jahrzehnten von seiner Firma als nicht mehr verwendungsfähig entlassen, scheitert an seinem unerschütterlichen Glauben an den Kapitalismus und den amerikanischen Traum.

Pulitzerpreis mit 33

"Der Tod eines Handlungsreisenden" machte auf den Bühnen rund um den Globus Karriere. Miller selbst inszenierte das Drama in China und Stockholm. Auch am Broadway lief "Death of a salesman", so der Originaltitel, mit Dustin Hoffman in der Hauptrolle rauf und runter. 1949 gab es dafür den berühmten Bühnenpreis Tony (1999 abermals für die beste Wiederaufnahme einer Broadwaysaison). Im selben Jahr folgte der begehrte Pulitzer-Preis für Arthur Miller. 1984 wurde sein bekanntestes Werk verfilmt, wieder mit Hoffman als Willy Loman.

Verfall der amerikanischen Gesellschaft

Arthur Millers kritischer Blick auf den Verfall der amerikanischen Gesellschaft bestimmt alle seine Bühnenwerke. Dabei wusste der Autor genau, wovon er schrieb. Schließlich hatte er den Aufstieg zum Wohlstand und den sozialen Zusammenbruch in der eigenen Familie erlebt. Der Vater hatte als Kleiderfabrikant ein Vermögen erwirtschaftet und in den 30er Jahren alles verloren. Miller schlug sich als Lastwagenfahrer, Fließbandarbeiter und Nachrichtenredakteur durch, um ein Literaturstudium finanzieren zu können.

Zielscheibe der Regierung

Mit seiner durchdringenden Analyse und dem ausgeprägten Wahrheitsbewusstsein machte sich Arthur Miller nicht nur Freunde. In den 50er Jahren stand er sogar auf der schwarzen Liste der Regierung. Wegen seiner linken politischen Ansichten war er zur Zielscheibe Senator McCartys "Komitee gegen unamerikanische Umtriebe" geworden. Das brachte ihm nicht nur privat, sondern auch beruflich einigen Ärger ein.

Die McCarthy-Ära

Entfacht von der Furcht vor einer kommunistischen Unterwanderung der USA und dem Ausbruch des Koreakrieges 1950, wurde der Nährboden für ein Klima der Angst unter weiten Teilen der amerikanischen Bevölkerung geschaffen. Diese Situation nutzten republikanische und rassistische Kreise für ihre oftmals rein persönlichen Interessen und schürten die öffentliche Meinung, was zur Wahl des Republikaners Dwight D. Eisenhower zum amerikanischen Präsidenten (1953-1961) und dem weiter zunehmenden Einfluss McCarthys führte.

"Hexenjagd" als verschlüsselte Kritik

Ziel war es, jegliche liberale Bestrebungen und Kritik am System zu unterbinden und die eigene Macht auszubauen. Kritiker und Intellektuelle wurden unter dem Vorwand der Ausschaltung jeglicher kommunistischer Aktivitäten mundtot und unglaubwürdig gemacht, verhaftet und verhört. Arthur Miller schrieb vor diesem Hintergrund sein Stück "Hexenjagd", in den es um hysterische Hexenverfolgung im frühen, puritanischen Amerika geht. Die Parallelen zur Kommunistenhatz in den 40er und 50er Jahren waren Zeitgenossen nur allzu deutlich erkennbar.

Eine problematische Verbindung

Zwischen 1956 und 1961 erlangte Arthur Miller auf einem ganz anderen Gebiet ungeahnte Popularität. Durch seine Ehe mit Hollywood-Ikone Marilyn Monroe. Nach eigenen Aussagen eine problematische Verbindung. Millers Engagement, seine Gattin von dem Image des blonden Dummchens zu befreien, gelang nicht wirklich. Eigens für sie schrieb er das Drehbuch zu dem Film "Misfits nicht gesellschaftsfähig". Das Paar trennte sich ein Jahr vor Monroes Tod im Jahre 1962. Danach war Miller mit einer österreichischen Fotografin verheiratet.

Zivilcourage als Leitbild

Bis zu seinem Tod waren Aufrichtigkeit und Zivilcourage die Leitbilder Arthur Millers. Noch in seinem letzten Drama "Scherben" (1993) steht der Widerstand gegen unmenschliche Verhältnisse im Vordergrund. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Frau im New York der späten 30er Jahre. Als sie vom Schicksal der Juden in Deutschland erfährt, reagiert sie selbst mit körperlicher Starre. Ein Sinnbild für die lähmende Grausamkeit des Holocaust.

Nic 15.02.2005 / Abbildung: Königs Erläuterungen und Materialien zu Arthur Millers Der Tod eines Handlungsreisenden, C. Bange Verlag

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