65 Jahre rororo Taschenbücher in Deutschland

Die Idee der Taschenbücher war aus der Not geboren. In den ersten Jahren der Nachkriegszeit hatten die Buchverlage mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die meisten Druckereien, Buchbindereien und Graphikbetriebe waren zerstört.

Und wer noch produzieren konnte, der hatte kaum Einband- und Heftmaterial, sogar der Binderleim war knapp. Die Papierknappheit kam noch erschwerend hinzu.

Im Dezember 1946 erschienen erstmals die Rowohlt-Rotations-Romane (RoRoRo), die so etwas wie eine Revolution auf dem Büchermarkt darstellten. Sie waren in kleiner Schrift auf Zeitungspapier gedruckt, so dass ein Roman von 350 Druckseiten auf 48 schmalen Taschenbuchseiten Platz fand.

Möglichst viel für möglichst wenig Geld

Die Devise von Ernst Rowohlt, dessen Sohn Heinrich-Maria Ledig-Rowohlt ihn von der Idee der Taschenbücher überzeugt hatte, lautete: "Möglichst viele Buchstaben, auf möglichst wenig Papier, für möglichst wenig Geld!"

Fünfzig Pfennig kostete der Einzelband, und so machten die Deutschen Bekanntschaft mit Werken, die ihnen in zwölf Jahren Nazi-Herrschaft vorenthalten worden waren.

Joseph Conrads "Taifun" und Ernest Hemingways "In einem anderen Land", Anna Seghers "Siebtes Kreuz" und Tucholskys "Schloss Gripsholm" waren die ersten Titel, die dem findigen Verleger einen riesigen Verkaufserfolg bescherten.

Empörung über Werbung

"Rowohlts Rotations Romane" waren von Anfang an ein Erfolg. Trotzdem hagelte es Kritik: Die grellbunte Aufmachung und die kleine Schrift machten das Taschenbuch der qualitätsbewussten Kulturkritik verdächtig.

Breite Empörung aber rief die Reklame in den Taschenbüchern hervor, Werbung für Pfandbriefe und Zigaretten mitten im Buch, unmöglich! Noch dazu, wo sie manchmal mit dem Inhalt verschwamm.

"Alle Männer dieses Buches rauchen", hieß es da etwa in Hemingways Fiesta. "Auch die reizende Lady Ashley, von ihren Freunden Brett genannt. Dies ermutigt uns, dem Raucher mit dem Wort FOX eine Zigarette zu nennen, deren Niveau dem eines guten Buches entspricht."

Für diejenigen, die mit Ernst Rowohlts Reklameidee nicht einverstanden waren, hatte er die Anzeigenseite nicht mit einer Seitenzahl numeriert. Man kann sie herausreißen. Der Verlag hat die Kulturschande übrigens bestens verkraftet.

Der Erfolg spricht für sich

Die RoRoRo Reihe wurde zwar zur Währungsreform 1948 wieder eingestellt, doch das Lesepublikum wollte Nachschub und bekam ihn bereits im Juni 1950 mit den ersten Rowohlt-Taschenbüchern.

Schon im Oktober waren 620.000 rororo-Taschenbücher verkauft, 1952 drei Millionen. 1953 machte sich der Taschenbuchbereich als hundertprozentige Rowohlt-Tochter selbständig. Seit 1982 gehören die Rowohlt Verlage zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck.

Wer alles über die Verlagsgeschichte, die Autoren und Nobelpreisträger, die im Rowohltverlag ihre Werke veröffentlichen wissen möchte, der klickt einfach hier: www.rowohlt.de

-sw/rr- 14.12.11 Fotos: Rowohlt Verlag.

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