21. Februar: Der Tag der Muttersprache

Ob Deutsch, Türkisch oder Chinesisch seit dem Jahr 2000 ist der 21.Februar für alle Menschen auf der Welt der Tag der Muttersprache. Damit möchten die Vereinten Nationen (UNESCO) daran erinnern, dass etwa die Hälfte aller rund um den Globus gesprochenen Sprachen vom Aussterben bedroht sind.

Zugrunde liegt ein Generalbeschluss der UNESCO, der das Recht jedes Menschen auf Erhalt und Förderung der eigenen Sprache in den Mittelpunkt stellt. Der 21. Februar wurde deshalb als Datum ausgewählt, weil er an eine historische Begebenheit erinnern soll, die mit Unterdrückung von Sprache in Verbindung steht.

Wegen Diskriminierung: Blutiger Aufstand in Pakistan

1952 beschloss die Regierung von Pakistan - gerade selbst unabhängig geworden vom damaligen Britisch-Indien - Urdu zur allgemeinen Amtssprache im gesamten Land zu erklären. Und das, obwohl es nur von drei Prozent der Bevölkerung in Westpakistan gesprochen wurde, im Osten des Landes sogar überhaupt nicht. Am 21. Februar kam es deshalb zu Protesten, die blutig niedergeschlagen wurden.

Respekt gegenüber Minderheiten


Das sprachlich und kulturell an den Rand gedrängte Ostpakistan setzte sich am Ende durch. Es spaltete sich 1971 erfolgreich vom Mutterland ab und nennt sich seitdem Bangladesh. Der 21. wurde zum landesweiten Tag der Märtyrer und auf Antrag Bangladeschs von der UNESCO zum Tag der Muttersprache ernannt. Es geht bei dem Gedenktag  also nicht nur um die jeweiligen Muttersprachen, sondern auch um Vielsprachigkeit innerhalb eines Landes, um Achtung und Respekt gegenüber Minderheiten.    

Sprache als Ausdruck von Kultur


Die UNESCO betrachtet Sprache nicht allein als ein Kommunikationsmittel. Wenn eine Sprache stirbt, geht mit ihr auch das kulturelle Erbe und die Identität eines Volkes verloren. Das Aussterben einer Sprache ist nach einer Untersuchung alle zwei Wochen der Fall. Rund 500 Sprachen vor allem in Nord- und Südamerika, Südostasien, Ozeanien und Afrika sind gerade kurz davor ganz zu verschwinden.

Sprachen, die keiner kennt

Der Gedenktag wird deshalb dazu genutzt, um die Aufmerksamkeit auf Sprache mit weniger als 10.000 Sprechern zu lenken. Häufig werden diese Sprachen nicht mehr an die nachfolgenden Generationen weiter gegeben und geraten deshalb in Vergessenheit. Einige sind sogar so selten, dass sie noch nicht einmal erfasst und dokumentiert sind. Sie werden nur noch von einigen Hundert, oft älteren Menschen gesprochen.  

 

Weltatlas bedrohter Sprachen

Um den Überblick nicht zu verlieren, haben die Vereinten Nationen einen Weltatlas der bedrohten Sprachen veröffentlicht, der jährlich aktualisiert wird. 2.500 vom Aussterben bedrohte Sprachen sind darin verzeichnet, darunter auch diejenigen, die seit 1950 als verloren gelten. Wenn ihr jetzt denkt, ausgefallene Sprachen werden nur von eingeborenen Völkern im Regenwald oder der Steppe Afrikas gesprochen, dann habt ihr euch getäuscht. Selbst in Deutschland gelten im Moment 13 Regional- und Minderheitensprachen als  bedroht.

 Friesisch, Sorbisch & Co.

Zu den am stärksten gefährdeten Sprachen zählen Nordfriesisch (siehe Abbildung) und Saterfriesisch. Aber auch Bairisch, Alemannisch, Ostfränkisch, Rheinfränkisch, Moselfränkisch, Niedersächsisch, Limburgisch-Ripuarisch, Sorbisch und Jiddisch werden von immer weniger Menschen gesprochen. Ebenfalls gefährdet sind das in Deutschland und Dänemark gesprochene Jütländisch und das von den Sinti und Roma gesprochene Romani.

In Bolivien: 36 Amtssprachen

Während  es in Deutschland nur eine offizielle Sprache gibt, ist Mehrsprachigkeit in vielen Ländern an der Tagesordnung. Das hat oft geschichtliche Gründe. Viele Staaten, vor allem in Afrika und Südamerika, sind sprachlich noch immer durch die Kolonialherrschaft geprägt. In Canada gibt es zum Beispiel wegen seiner historischen Besiedlung durch die Franzosen und Engländer zwei Amtssprachen: Englisch und Französisch. In der Schweiz existieren vier Amtssprachen nebeneinander: Deutsch (oder besser gesagt Schweizerdeutsch), Italienisch, Französisch und Rätoromanisch).  In Südafrika sind es sogar elf, in Bolivien unglaubliche 36!


Deutschpflicht an Schulen?

Obwohl wir Deutschland nur eine offizielle Sprache haben, wurde in den letzten Monaten viel über unsere Muttersprache diskutiert. Einige Politiker fordern sogar, dass es in den Schulen eine Deutschpflicht geben soll, damit auch die Kinder von Einwanderern die Sprache besser beherrschen. In Berliner Stadtteil Wedding, wo 90 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund haben, hat das eine Schule bereits vor 5 Jahren eingeführt. Mit Erfolg. Seitdem schaffen mehr den Abschluss, finden eine Lehrstelle oder machen sogar am Gymnasium weiter.

  

Diskutiert mit!

 

Jetzt wird sogar darüber diskutiert, Deutsch als Landessprache im Grundgesetz festzuschreiben. Was meint Ihr dazu? Sollte überall auf der Schule Deutsch gesprochen werden?  Also nicht nur im Unterricht, sondern auch auf dem Pausenhof? Wir sind gespannt auf Eure Meinung!

Nic 17.11. 2011 / Abbildung: UNESCO, Buchcover: TESSLOFF, Schild "Friesisch": GNU Lizenz für freie Dokumentation

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