1782: "Räuber" sorgten für Furore

An den Räubern kommt man in der Schule kaum vorbei. Das Drama von Friedrich Schiller ist die klassische Lektüre für den Deutschunterricht. Und das, obwohl das Stück wegen der riesigen Darstellerzahl und der ständig wechselnden Schauplätze auf der Bühne heute fast als unspielbar gilt. Am 13. Januar 1782 erlebten Die Räuber am Mannheimer Theater ihre furiose Uraufführung.

Für den 22jährigen Schiller war es das erste dramatische Werk, mit dem er an die Öffentlichkeit trat. Er hatte bereits 1777 mit dem Schreiben begonnen. Damals noch als Student der Stuttgarter Militärakademie - einer Kaderschmiede, die künftigen Offiziers- und Beamtennachwuchs für den württembergischen Herzog Karl Eugen heranzüchtete.

Sieben Jahre Drill

Die strenge siebenjährige Ausbildung und der unmenschliche Drill hinterließen bei Schiller tiefe Spuren und prägten bei ihm ein extremes Gerechtigkeitsempfinden aus. Es gab weder Schulferien noch Urlaub, Freistunden waren selten. Selbst Spaziergänge mit den Eltern wurden militärisch überwacht. Wegen seiner roten Haare hatte der Student zusätzlichen Ärger. Da dem Herzog die Farbe nicht gefiel, musste er sein Haar weiss pudern.

Über Nacht berühmt

Selbst als Schiller die verhasste Karlsschule längst hinter sich gelassen hatte, war er tief geprägt vom Hass gegen Karl Eugen. Die Räuber spiegeln seine Abscheu gegen die Staatsgewalt deutlich wider. 1781 vollendete Schiller seinen Dramenerstling und gab ihn auf eigene Kosten in Druck. Über einen Mannheimer Buchhändler gelangte das Stück schließlich in die Hände des Theatermannes Dalberg, damals Intendant am dortigen Hof- und Nationaltheater. Der ließ das Drama von Schiller für die Bühne umarbeiten und brachte es zur Uraufführung. Mit überwältigendem Erfolg: Schiller und seine Räuber wurden über Nacht berühmt.

Schiller trifft den Nerv der Zeit

Schiller selbst verglich die Atmosphäre während der Aufführung mit einem Irrenhaus. Da ist von geballten Fäusten die Rede, rollenden Augen, heiseren Aufschreien und Frauen, die der Ohnmacht nahe zur Tür wankten. Ein Beweis dafür, dass Schiller mit seinem Drama offensichtlich den Nerv der Zeit getroffen hatte. Sieben Jahre vor Ausbruch der Französischen Revolution brachen beim Publikum all die angestauten Rachegelüste und Hassgefühle gegen die tyrannische Staatsgewalt los. Später nannte man diese Zeitspanne der literarischen Produktion "Sturm und Drang" (ca. 1770 bis 1790). Die "Räuber" sind das bekannteste Drama dieser Epoche.

Für Freiheit und Gerechtigkeit

Im Mittelpunkt des Stückes steht der Held Karl Moor. Nachdem sein benachteiligter Bruder Franz erfolgreich eine Intrige gegen ihn angezettelt hat und sich Vater und Geliebte von ihm abwenden, weist Karl jegliche Ordnung von sich. Als Anführer einer Räuberbande will er in Robin-Hood-Manier jenseits der bürgerlichen Gesellschaft für Freiheit und Gerechtigkeit kämpfen. Erst als er sich durch seine Untaten in immer tiefere Schuld verstrickt und zunehmend mit dem Gesetz in Konflikt gerät, wird er nachdenklich und stellt sich der Justiz. Er hat erkannt, dass die irdische Ordnung immer nur das unvollkommene Abbild der vollkommenen göttlichen Ordnung sein kann.

Im Konflikt mit der Staatsgewalt

Auch Schiller rebellierte mit dem Besuch der Räuber-Premiere gegen die Staatsgewalt. Weil der junge Regimentsmedikus heimlich zur Uraufführung ins kurpfälzische "Ausland" gereist war, erhielt er vom Herzog zwei Wochen Arrest. Später verbot er ihm sogar jede Art poetischer Betätigung. Der junge Dichter floh daraufhin aus Württemberg und musste aufreibende Jahre mit finanziellen und gesundheitlichen Schwierigkeiten überstehen. Erst als Schiller 1787 in Weimar sesshaft wurde, konnte er ein sorgenfreies Leben führen. In Zusammenarbeit mit Goethe erlebte er hier bis zu seinem Tode 1805 seine produktivsten Jahre.

Nic 10.02.2002 / Bild: Der Weg

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