110. Geburtstag einer großer Schriftstellerin

Wahrscheinlich hat jeder von euch schon viele Bücher von ihr gelesen oder kennt wenigstens eines davon. Enid Blytons Bücher gehören wie Eiscreme und Fangen spielen zur Kindheit dazu, finden wir und deswegen haben wir uns ihren 110. Geburtstag zum Anlass genommen, um mehr über die Frau hinter ''Hanni und Nanni'', ''Dolly'' und ''Die Schwarzen Sieben'' herauszufinden.

Familienzwist


Geboren am 11. August 1897, fing sie im Alter von 14 Jahren an zu schreiben. Sie gewann einen Gedichtewettbewerb für Kinder, was ihr soviel Selbstvertrauen gab, dass sie ihre Geschichten und Gedichte verschiedenen Magazinen anbot. Doch erst einmal ohne Erfolg.

Ihre Mutter sah das Schreiben als Zeitverschwendung, wollte lieber, dass sich ihre Tochter auf das Klavierspielen konzentrierte, was Enid auch sehr gut beherrschte. Auch mit dem Vater konnte sie die eigentliche Gemeinsamkeit des Schreibens nicht teilen, denn der zog aus als Enid 13 war und lebte mit einer anderen Frau zusammen.

Damals war es noch verpönt, eine Ehe scheiden zu lassen, also ließ die Mutter ihre Kinder ständig neue Geschichten erfinden, wo der Vater denn nun wieder sei. Aus Angst, die Leute könnten über sie reden.

So wurde schon früh Enids Verhalten gegenüber ihrer Familie und anderen Menschen gestört, denn man vermutet, dass das ewige Verheimlichen sie zu so einem verschlossenem Menschen gemacht hat, wie sie es zeit ihres Lebens gewesen sein soll. Auch mit ihrer Familie kam sie auf keinen grünen Zweig mehr, den Kontakt brach sie gleich ab, nachdem sie ausgezogen war. Nur ihren Vater besuchte sie noch ab und zu.


In den Jahren nach ihrer Ausbildung als sie noch als Lehrerin arbeitete, schaffte sie es Anfang der 20er Jahre, immer mehr Geschichten und Gedichte von ihr veröffentlichen zu lassen. Als dann ihr erstes Buch ''Child Whispers'' (Kindergeflüster) erschien und sie heiratete, kündigte sie ihre Stelle und wurde hauptberufliche Schriftstellerin. Sie hörte auch nicht mit dem Schreiben auf, als ihre beiden Töchter geboren wurden.

Veröffentlichte sie anfangs noch kindgerechte Sachbücher, erschienen bald ihre ersten richtigen Kinderbücher und -geschichten. Die Serien, die sie so berühmt gemacht hatten, verfasste sie jedoch erst später.

Lieblos und egoistisch

1942 trennte sie sich von ihrem Mann, schien davon allerdings nicht besonders getroffen zu sein, denn schon ein Jahr später heiratete sie erneut.

Ihre Tochter Imogen Pollock sagte später, dass sie Enid Blyton als lieblose und herrische Mutter beschreiben würde, die nur für sich selbst lebte und an dem Wohle anderer nicht interessiert war. Blyton verbot ihrem Ex-Mann nach der Trennung sogar den Umgang mit den Töchtern und schaffte es, dass er 15 Jahre lang keinen Kontakt zu seinen Kindern hatte, erzählte Imogen weiter.

Passt das denn zusammen? Die Autorin von ''Hanni und Nanni'', in der alle so friedlich sind und nett, soll so ein Ekelpaket gewesen sein? Vielleicht waren die Idyllen in ihren Büchern ja so eine Art Unterschlupf für die sonst eher kaltherzige Blyton. Hier konnte sie vielleicht die Gefühle ausleben, die sie sonst eher versteckte.

Wörterüberfluss

Enid Blyton ist vor allem auch dadurch bekannt, dass sie unglaublich viele Bücher geschrieben hat. Insgesamt hat sie in ihrem Leben über 700 Bücher und 10.000 Kurzgeschichten verfasst. Ziemlich fleißig ... Die 40er und 50er Jahre waren die produktivsten Jahre von Blyton. Nach eigenen Angaben verfasste sie in dieser Zeit, als ihre Bücher auch in andere Sprachen übersetzt und in anderen Ländern populär wurden, bis zu 12.000 Wörter am Tag um der Nachfrage gerecht zu werden.

Natürlich bekam sie nicht nur positive Kritik mit dieser großen Anzahl an Büchern. Alles sei zu ähnlich, zu klischeehaft, zu wenig kreativ, ''gut'' und ''böse'' zu eindeutig. Sogar versteckten Rassismus warf man ihr vor. ''Kritik von Leuten über 12 interessiert mich überhaupt nicht,'' stellte Blyton einmal unbeeindruckt fest und schrieb weiter.

Allein

Bereits 1963 kam Enid Blytons letztes Buch heraus, ''Noddy and the Aeroplane''. Danach verschlechterte sich ihr geistiger Zustand immer mehr. Sie litt noch ein paar Jahre an Alzheimer, bis sie schließlich am 28. November 1968 starb, allein, als Witwe.

''Noddy'' übrigens, war eine überaus erfolgreiche Serie in Großbritannien, die hierzulande allerdings beinahe niemand kennt. Andersherum fanden und finden dort die hier sehr populären Internatsserien ''Hanni und Nanni'' und ''Dolly'' fast keinen Anklang.

Von der Serie ''Hanni und Nanni'' wurden dort zum Beispiel nur 6 Bände veröffentlicht, hier in Deutschland sind die restlichen zwar unter dem Namen Enid Blyton erschienen, wurden aber von jemand anderem geschrieben. Genauso ist es bei den Serien ''Dolly'' und ''Fünf Freunde''.


Text: Sarah Heuberger 2.8.2007 // Bilder: © und mit freundlicher Genehmigung von Random House/Schneider Verlag

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