Zinedine Zidane genannt Zizou

Er war ein außergewöhnlicher Spieler, der Ex-Kapitän der französischen Mannschaft, Zinedine Zidane. Er gilt als schüchtern, verschlossen und gleichzeitig impulsiv und unberechenbar. Vor der WM 2006 dachten viele der begnadete Fußballer hätte den Höhepunkt seiner Karriere schon längst überschritten. Doch unter seiner Führung erreichte das Team die Endrunde und kam ins Finale. Doch ein Moment - und Zizou brachte sich und seine Mannschaft um den Erfolg...

 

Der teuerste Spieler der Welt

2001 wechselte der Franzose algerischer Abstammung von Juventus Turin zum spanischen Nobelclub Real Madrid. Dort bestritt er am 7. Mai 2006 sein bisher letztes Spiel. Die Spanier hatten die unglaubliche Summe von 73 Millionen Euro bezahlt - damals die höchste Ablösesumme alle Zeiten. Diese wurde 2009 von Christiano Ronaldo übertroiiffen, der für 94 Millionen Euro ebenfalls zu Real Madrid wechselte.  

Spielmacher und Ballzauberer

Der Mittelfeldspieler, der wie viele große Spielmacher die Rückennummer 10 trug, war nicht nur ein Regisseur, der das Tempo eines Spiels bestimmen und den "tödlichen" Pass auf die Stürmer spielen konnte. Also einen Pass, der die Abwehr überrascht und den Stürmer in eine exzellente Schussposition bringt. Zidane war auch selbst torgefährlich. Er schoss Ecken, viele Freistöße und scharfe Schüsse aus dem Rückraum, machte Tore mit dem Kopf oder umspielte leichtfüßig seine Gegner. Er dribbelte hervorragend und besaß ein einzigartiges Ballgefühl in beiden Füßen, wie man es sonst vielleicht nur von einigen südamerikanischen Spielern kennt.

Wie Zinedine entdeckt wurde

Am 21. Juni 1972 wurde Yazid Zidane in einem schäbigen Vorort von Marseille geboren. Als Kind lebte Zinedine mit seinen aus Algerien stammenden, muslimischen Eltern und vier Geschwistern hier in La Castellane. Die Verhältnisse waren sehr einfach, doch sein Vater, ein gläubiger Muslim so betonte Zidane immer wieder habe ihm das wichtigste mit auf den Weg gegeben: Ehrlichkeit, Demut, Anständigkeit und den Willen hart zu arbeiten.

 

Allerdings erlebte Zinedine in dem Vorort "La Catellane" auch die Schattenseiten des Migrantenkindes und die haben ihn für immer geprägt:

"Ich verabscheue Ungerechtigkeiten und Brutalität. Ich stecke eine Unmenge Schläge ein, ohne etwas zu sagen, aber irgenwann kommt der Moment, wo ich mich nicht mehr zurückhalten kann: ich lehne mich auf, explodiere, es ist stärker als ich. Ich komme aus einem harten Viertel in Marseille. Dort wollte ich niemals Streit, aber wenn man dich provoziert, kannst du nicht alles mit dir machen lassen!"

(aus "Zinédine Zidane: Der mit dem Ball tanzt", S. 107)

So entwickelt Zidane nicht nur eine geniale Spielweise, sondern auch eine impulsive Unbeherrschtheit, die ihn seine gesamte Karriere über begleiten wird.

Gemeinsam mit den Jungs aus seinem Viertel kickte er jede freie Minute auf der Straße und sein Talent war schon hier, auf den staubigen Plätzen, unverkennbar. Es blieb auch Talentscouts nicht verborgen, die im Auftrag von Vereinen unterwegs sind, um begabte Fußballer zu entdecken. Sie wurden auf den fußballerischen Rohdiamanten Zidane aufmerksam.

Wie aus Zinedine Zizou wurde

Als Zidane 14 war, kam er in das Fußballinternat nach Cannes. Während eines Trainings fiel einem Jugendtrainer ein Vergleich ein: Zidane bewege sich wie eine geschmeidige "weiße Katze" auf französisch kurz "Zizou" (gesprochen "ssiiissuu"). So kam Zidane zu seinem Spitznamen.

Nur schwer fand sich der eher scheue 14-jährige im Internat zurecht. Trotz Heimweh und Sehnsucht nach seiner Familie biss er sich durch und schon drei Jahre später spielte er beim AS Cannes in der 1. französischen Liga. 1992 ging er dann zum FC Girondins Bordeaux, mit dem er das UEFA-Pokal-Endspiel erreichte. Eine Hilfe war ihm seine Freundin Veronique, die er später auch heiratete und mit der er heute vier Söhne hat.

Internationaler Spitzenfußball

1996 wechselte Zidane zum italienischen Spitzenclub Juventus Turin, mit dem er im selben Jahr den Weltpokal gewann, 1997 und 98 italienischer Meister wurde und zwei Mal im Champions-League- Finale stand, das Turin aber jeweils verlor.

2001 kam der spektakuläre Wechsel zu Real Madrid. Bis 2007 stand Zidane noch unter Vertrag, doch nach der WM 2006 war Schluss für Zidane. Mit den Madrilenen gewann Zizou die spanische Meisterschaft, die Champions League (2002) und den Supercup. Gerade in entscheidenden Spielen machte Zidane außergewöhnliche und wichtige Tore. So 2002 beim Champions- League- Endspiel gegen Bayer Leverkusen, als er den Ball volley von der Strafraumkante zum 2:1 im Netz versenkte.

Furioser Auftakt in der Nationalmannschaft

Am 17. August 1994, mit 22 Jahren, machte Zidane sein erstes Spiel in der Nationalmannschaft. Gegen Tschechien wurde er in der 62. Minute beim Stand von 0:2 eingewechselt. Der Neuling schoss zwei wunderschöne Tore zum 2:2 und die Franzosen hatten ein neues Idol.

Europa- und Weltmeister

1998 holte Zidane mit der französischen Nationalmannschaft den Weltmeistertitel im eigenen Land. "Les bleus", wie die Franzosen wegen ihrer blauen Trikots genannt werden, besiegten Brasilien mit 3:0. Zidane schoss zwei Kopfballtore. Die Mannschaft spielte sich als technisch und taktisch hervorragendes Team in die Herzen der Fußballfans. Zidane war der unangefochtene Star dieser WM. Und er wurde 1998 zum weltbesten Fußballer gewählt. Genau wie 2000 und 2003!

Im Jahr 2000 gewannen die Franzosen die Europameisterschaft. Im Endspiel besiegten sie die Italiener mit 2:1.

Französische Multikulti-Truppe

Für viele Franzosen war diese Nationalmannschaft nicht nur wegen ihrer Siege etwas ganz Besonderes. Zum ersten Mal spiegelte ein solch erfolgreiches Team auch die wirkliche französische Gesellschaft wider, denn viele der Spieler stammen, wie Zidane, von Einwanderern vor allem aus den afrikanischen Ländern ab. Und für die Einwanderer war der Erfolg der Beweis, dass man es auch in Frankreich zu etwas bringen kann auch wenn man aus den verrufenen, oft abgeschriebenen Außenbezirken der Großstädte stammt und eigentlich als Jugendlicher kaum eine erfolgreiche Zukunft vor sich hat.

Schwere Zeit

Nach dem sportlichen Höhenflug warteten magerere Zeiten auf Zidane. Er war immer wieder verletzt und es lief auch sportlich nicht mehr so rund. Bei der WM 2002 konnte er, wegen einr Verletzung kaum spielen, und die Franzosen mussten schon nach den Gruppenspielen ihre Koffer packen und nach Hause fahren. Auch bei der EM 2004 in Griechenland schieden die Franzosen ziemlich glanzlos aus. Zidane kündigte seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft an. Unbefriedigend lief es auch bei Real Madrid. Seit der Saison 2002/03 konnte keine spanische Meisterschaft mehr gewonnen werden. Man sprach davon, er sei zu alt.


Es sich und der Welt noch einmal beweisen...

Als die Qualifikation Frankreichs zur WM 2006 auf der Kippe stand, kam Zidane in die Nationalmannschaft zurück, die Mannschaft erreichte die Endrunde. Doch die Fans trauten ihr kaum mehr zu als 2002, schließlich waren viele Spieler, genau wie Zidane schon über 30 insgesamt zu alt, zu ideenlos und zu langsam, so lauteten oft die Vorwürfe.

Die WM 2006: Gruppenspiele

Bei den Gruppenspielen der WM 2006 schien sich das zu bestätigen. Zidane bekam beim Spiel gegen Südkorea die zweite Gelbe Karte und konnte das letzte Gruppenspiel nicht bestreiten. Das Weiterkommen der Franzosen war in Gefahr. Zidane hatte schon vor der WM angekündigt, dass er nach der WM aufhören würde. Also hätte dieses glanzlose 0:1 in der Vorrunde das Ende einer der besten Spielerkarrieren bedeutet. Doch dank eines Sieges gegen Fußballzwerg Togo kamen sie ins Achtelfinale.

Der Weg ins Finale - mit einem brillanten Zizou

Umso erlösender muss das Tor Zidanes zum 3:1 im Achtelfinale gegen Spanien gewesen sein, das das Weiterkommen der Franzosen ins Viertelfinale sicherte. Hier trafen sie auf den amtierenden Weltmeister Brasilien. An Brasilien hat Zidane gute Erinnerungen: 2 Tore im Endspiel 1998. Auch wenn ihm dieses Meisterstück von 2002 nicht gelang, spielte er die Brasilianer an die Wand. Und er schlug sie mit ihren eigenen Waffen: mit Spielfreude, mit technischen Glanzsstücken, mit atemberaubenden Dribblings und einer hervorragenden Flanke zum alles entscheidenden 1:0 durch Henry.

Nun standen die Franzosen im Halbfinale gegen Portugal. Und auch in diesem Spiel bewies Zizou alte Klasse und schoss die Mannschaft mit seinem entscheidenden 1:0 ins Finale.

Das jähzornige Ende einer großen Karriere

Italien - Frankreich so hieß das Endspiel. Zidane hatte das Unglaubliche erreicht und seine Mannschaft ins Finale geführt. Im Endspiel schoss er Frankeich in der 7. Minute mit einem Elfmeter mit 1:0 in Führung. Marco Materazzi erzielte das 1:1 in der 19. Minute. Das Unentschieden hielt bis zum Ende der regulären Spielzeit. In der Verlängerung ließ sich Zidane zu einem unerwarteten Kopfstoß gegen Marco Materazzi verleiten und bekam dafür die Rote Karte. Es war die 15. und wohl auch letzte Rote Karte seiner Karriere. Als Grund für seine Tätlichkeit gab er an, der italienische Spieler hätte ihn und seine Familie immer wieder beleidigt.

Italien gewann nach Elfmeterschießen mit 6:4. Die FIFA belegte ihn und Materazzi mit Geldstrafen und Spielsperren. Trotz dieser Entgleisung, die tagelang für Schlagzeilen sorgte, wurde Zidane nochmals zum besten Spieler dieses Turniers gewählt, da die Wahl schon vor dem Endspiel vorgenommen worden war.

Derzeit kümmert sich Zidane um seine Familie, um seine Frau Veronique und ihre vier gemeinsamen Söhne Enzo, Luca, Theo und Elyaz. Außerdem engagiert er sich für wohltätige Zwecke.