Werbung auf der Brust

Statt des Löwen als Club-Emblem prangte ab dem 28. Februar 1973 ein Hirsch auf den Trikots der Fußballer von Eintracht Braunschweig. Na und wird sich mancher fragen, ist doch nur ein anderes Tier, was macht das schon für einen Unterschied? Doch der Unterschied war so groß, dass es zu einem Skandal kam. Wie das?

Aus Löwe wird Hirsch

Links: Das Original-Logo von Eintracht Braunschweig.

Während der Löwe schlicht ein Symbol für den Verein war, stellte der Hirsch das allseits bekannte Markenzeichen eines Kräuterliköres her, für den damit geworben wurde. Und Werbung auf Fußballertrikots war damals durch den Deutschen Fußballbund (DFB) verboten. Indem die Braunschweiger kurzerhand ihr Wappentier änderten, konnten sie diese Regelung zwar umgehen, doch der Skandal war trotzdem perfekt. Man sprach vom Ausverkauf des Fußballs.

Es kam zu einem erbitterten Streit zwischen dem Sponsor der Eintracht und dem DFB, der letztlich zugunsten des Likörherstellers endete. Das Ergebnis: bereits in der folgenden Saison spielten sechs Bundesliga-Vereine mit Werbeaufdruck auf dem Oberteil. Heute ist es selbstverständlich, dass beliebte Mannschaftssportarten einen Teil ihrer Einnahmen über Sponsoring erhalten.

Ein lohnendes Geschäft

Rechts: Kevin Kurányi von  Schalke 04 trägt eine Werbung des umstrittenen russischen Energiekonzerns Gazprom auf seinem Trikot.

Der Nutzen für die Vereine lässt sich klar beziffern: so erhält der FC Bayern München derzeit von der Deutschen Telekom rund 20 Millionen Euro im Jahr, auch der VfL Wolfsburg wird von seinem Eigentümer, der Volkswagen AG mit einem ähnlichen Betrag unterstützt. Selbst wenn weniger populäre Clubs nicht ganz soviel an Werbeeinnahmen kassieren, um Millionenbeträge handelt es sich immer zumindest beim der ersten Bundesliga.

Warum brauchen Sportvereine Sponsoren?

Der Eklat von 1973 war aus einer Notlage heraus entstanden. Der Fußballbundesliga waren nämlich die Zuschauer weggelaufen, nachdem aufgeflogen war, dass in der Saison 1970 / 71 bei einigen Spielen betrogen worden war. Damals waren die Eintrittsgelder jedoch noch die Haupteinnahmequelle der Vereine.

Anders als heute gab es nämlich noch kein so umfangreiches Merchandising. Unter Merchandisingprodukten versteht man im Sport Gegenstände wie beispielsweise Mützen, Schals, Tassen mit Vereinslogos und -farben, deren Erlös dem Verein zugute kommt.

Außerdem mussten die Fernsehanstalten damals noch kaum Gebühren für die Übertragung von Fußballspielen an die Vereine bezahlen. Das änderte sich erst mit der Einführung der privaten Fernsehsender ab 1984. 

Mit und ohne Werbung

Links: Lionel Messi vom FC Barcelona.

Im Gegensatz zur Bundesliga gibt es bei Spielen von Nationalmannschaften weltweit keine Trikotwerbung. Da sich der FC Barcelona als katalanische Nationalmannschaft betrachtet, hat er als einziger unter den großen Vereinen kein gesponsertes Logo auf der Brust seiner Spieler. Dort steht seit der Saison 2006 / 07 stattdessen Unicef. Der FC Barcelona unterstützt damit das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen.

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Text: lm 27.02.08, Bilder: Kevin Kurányi: Schalke 04; Lionel Messi und Braunschweig-Löwe: pd;

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt