Ukraine: WM-Premiere für die "Sbirna"

Die Ukraine startet zum ersten Mal überhaupt in der Endrunde einer Fußball WM. Dafür aber mit umso größeren Erwartungen. Ginge es nach den Wünschen von Trainer Oleg Blochin und denen des fußballverrückten 47-Millionen-Volkes, würde das Team zumindest das Halbfinale erreichen. Für Tore soll vor allem Superstürmer Andriy Sheva Shevchenko sorgen, der als einziger Nationalspieler im Ausland verpflichtet ist.

Während der Qualifikation haben die Kicker vom Schwarzen Meer bereits bewiesen, dass sie das runde Leder beherrschen. In der Vorrunde ließen sie die Konkurrenz so schwach aussehen, dass die Spieler mit den orangefarbenen Trikots sogar als Geheimfavorit auf den Titel gehandelt werden.



 

Dabei gingen sie in der stark besetzten Europa-Gruppe 2 ins Rennen. Hier kämpften immerhin hochkarätige Mannschaften wie Dänemark, Schweiz, die Türkei und Europameister Griechenland um den Einzug in die Endrunde. Trotz der starken Gegner blieb die "Sbirna" ( = Mannschaft) ohne Niederlage und qualifizierte sich nicht nur als Tabellenführer, sondern sogar als erstes europäisches Team überhaupt für die WM. Eine ganze Nation war aus dem Häuschen!



Als eigenständige Fußballnation steckt die Ukranie noch in den Kinderschuhen. Schließlich war das Land früher Bestandteil der Sowjetunion. Erst mit der Unabhängigkeit 1991 wurde auch der Fußball des Landes auf eigene Füße gestellt.  Steil bergauf ging es dann unter der Führung von Nationaltrainer Oleg Blochin, der die Mannschaft 1993 unter seine Fittiche nahm. Er hat über Jahre hinweg den Teamgeist der Spieler beschworen und sie zu einer verschworenen Gemeinschaft gemacht.


Oleg Blochin gilt im eigenen Land gewissermaßen als Nationalheiliger. Für jeden seiner Spieler dürfte er wohl das Idol ihrer Kindheit gewesen sein. Während seiner glorreichen Karriere bei Dynamo Kiew war der mittlerweile 53jährige in den 70er und 80er Jahren der gefürchtetste Torjäger des Landes. Außerdem war er der erste russische Kicker dem es gestattet wurde, seine Laufbahn jenseits des Eisernen Vorhangs fortzusetzen. 1989 wechselte er zu Vorwärts Steyr nach Österreich. 

Überhaupt waren es in erster Linie die ukrainischen Spieler, die zur Zeit der Sowjetunion Punkte für das russische Team sammelten. Bei der Nationalmannschaft handelte es sich gewissermaßen um eine Spitzenauswahl von Dynamo Kiew, die um den einen oder anderen Spieler aus anderen Landesmannschaften ergänzt wurde. Die ukrainische Hauptstadt galt damals wie heute als die große Talentschmiede des Fußballs.



Um ihre hochgesteckten Ziele bei der WM 2006 zu erreichen, müssen die Ukrainer voll aufspielen. In Gruppe H bekommen es die lauffreudigen Kicker mit Tunesien, Saudi-Arabien und - dem wohl stärksten Gegner - Spanien zu tun. Was die Fans besonders traurig stimmt: Noch fraglich ist der Einsatz von Starstürmers Shevchenko. Der Spieler vom AC Milan, der in der nächsten Saison zu Chelsea wechselt, laboriert noch an einer Knieverletzung.

Text: Nicola Schell / Fotos: Ukrainischer Fußballverband



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